Es ist nicht zu fassen

17.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:59 Uhr

Zum Artikel "Neues Parkdeck am Graben für 75 Autos" (DK vom 10. April 2008):

Leider ist es kein Einzelfall, dass sich ein Stadtrat sein historisch gewachsenes Stadtbild selbst verschandelt. Oft sind es Banken oder Kaufhäuser, die mit Hilfe von guten Stadtratsfreunden in die Architektur des Stadtbildes eingreifen. Dass nun aber ausgerechnet einige Neuburger "Stadtväter" einen Teil ihres städtischen Schmuckstücks am Graben durch ein Parkdeck "verzieren" wollen, ist mir völlig unverständlich. Die bisherige Parkfläche an sich müsste eigentlich in den innerstädtischen Erholungsbereich eingegliedert werden und den Bewohnern zur Freizeitgestaltung und nicht zum Freiparken zur Verfügung stehen.

Es ist einfach nicht zu fassen, wie einige Stadtobere, einige Geschäftsleute natürlich auch, ihr Umfeld immer mehr an die Autogesellschaft anpassen wollen. Für ein paar Fußfaule!

Dass für 70 Parkplätze rund eine Million Euro ausgegeben werden sollen, vielleicht sogar noch 250 000 Euro mehr, damit das Blechgerüst sich schöner an die Stadtmauer angliedert, ist schon ein Skandal. Denn die Erfahrung zeigt, dass es nicht bei den veranschlagten Kosten bleibt. Die jetzt angekündigten Bohrungen und Gutachten sind schon einmal nicht dabei.

Mit wie viel dürfen wir denn da rechnen, Herr Gmehling? Aber da kommt mit Sicherheit noch viel mehr auf den Stadtsäckel zu, unvorhergesehene Schwierigkeiten beim Bau, verkehrslenkende Maßnahmen, Sicherheitsvorkehrungen, Veränderung der Zuwege usw. Vorsichtshalber sollten sich unsere autofreundlichen Stadträte schon einmal auf zwei Millionen Euro einrichten, wenn sie dem "genialen" Projekt zustimmen. Wie hoch werden wohl die jährlichen Folgekosten sein? Winterdienst, Reinigung, Tarnanstrich und Blumenschmuck – letzteres damit der Schandfleck nicht so auffällt! Ein Parkhaus im Stil der Renaissance wäre doch die Idee. Und rein mit dem Auto! Nach dem Motto: Raucher raus, Autos rein!

Es gibt Entscheidungen, die sollten die Bürger treffen, weil die Stadtväter manchmal blind sind. Dieses Projekt wird möglicherweise zum "Transrapid" des Neuburger Stadtrates und vielleicht wird es schon vorher aus der Kurve getragen. Hier hat die CSU ja Erfahrung.

Ein Tipp zum Schluss: Warum überdachen wir nicht die Donau, da gibt es genug Parkflächen!

Hartmut Dernedde

Kreisvorsitzender

Bündnis 90/Die Grünen

Bertoldsheim