Rennertshofen
Parallelen zur Nachkriegszeit

Rennertshofener Gemeinderat schwenkt bei der Flüchtlingsunterkunft von Containern auf Holzhäuser um

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Abriss der Wohnbaracken vor dem Bertoldsheimer Schloss im September 2013: Hier wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge untergebracht. Gemeinderat Heiner Müller zog Parallelen zur aktuellen Situation, in der über Holzskelettbauweisen nachgedacht wird. Die Baracken waren total marode und wurden 2013 abgetragen, nachdem die letzte Bewohnerin verstorben war. Die modernen Holzhäuser sind freilich von der Bauart nicht mit den alten Baracken zu vergleichen. Arch - foto: Schanz

Rennertshofen (DK) Container sind Mangelware geworden. Sie für die Unterbringung von Asylbewerbern anzumieten ist teuer und nach Einschätzung des Landratsamtes „nicht nachhaltig“. Deswegen schwenkt Rennertshofen nun notgedrungen auf Holzhäuser um. Die Standortfrage ist damit wieder offen.

Vom Vorbild zum Sorgenkind: Nachdem der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen mit der großen Gemeinschaftsunterkunft lange Zeit führend war, was die Asylbeweberquote in Bezug zur Bevölkerungszahl betrifft, dümpelt man heute oberbayernweit auf dem letzten Platz. Um so lauter die Appelle von Landrat Roland Weigert (FW) an die Gemeinden, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, um so schärfer die Drohungen, notfalls nach Pfarr- und Vereinsheimen zu greifen.

„Wir haben in Ammerfeld 16 Personen untergebracht, aber Rennertshofen wird damit nicht abgedeckt sein“, mahnte Georg Hirschbeck (CSU). Daraus schloss der Bürgermeister zwei Dinge: Erstens brauche es einen Helferkreis – die zwei bis drei Leute, die sich in Ammerfeld vorbildlich um die Flüchtlinge kümmern, reichten zukünftig nicht aus. Zweitens brauche es schnell Unterbringungsmöglichkeiten.

Genau hier hakt es. Zwar hatte das Landratsamt einen der gemeldeten Standorte für Wohncontainer am Gewerbegebiet für gut befunden, aber es sind offenbar fast keine Container auf dem Markt verfügbar. „Außerdem ist das Anmieten der Container nicht nachhaltig und nicht wirtschaftlich“, erklärte Roland Weingut, Leiter der Abteilung Soziales im Landratsamt, auf Nachfrage unserer Zeitung. Als Alternative werden nun Holzhäuser ins Spiel gebracht. Bauen müsste sie die Gemeinde, der Landkreis würde sie dann anmieten. Eine Frage ist damit wieder offen: wohin damit?

Der Standort am Gewerbegebiet ist problematisch. Fünf solcher Gebäude in Holzskelettbauweise würde die Gemeinde wohl brauchen, in jedes könnten 20 Asylbewerber ziehen. Der anvisierte Platz am Ortsrand ist dafür laut Gemeinde zu klein. Die zweite Schwierigkeit: Wenn die Gebäude auch nach dem Auszug der Flüchtlinge nach vier Jahren als Wohnhäuser dienen sollen, käme man in Konflikt mit dem Baurecht, immerhin befände man sich mitten im Gewerbegebiet. Man könnte dann höchstens ein Vereinsheim oder Lager daraus machen.

Im Gemeinderat suchte man angestrengt nach Lösungen. „Für die Holzbauweise ist der Standort ungeeignet, da sollten wir etwas anderes finden“, sagte Gerhard Göbel (FW). Theo Rehm (CSU) stimmte zu: Man solle damit eher in Baugebiete gehen. „Vielleicht könnten wir auch Wohnhäuser kaufen“, sagte der Gemeinderat. Außerdem forderte er, bürokratische Hürden müssten abgebaut werden. Rosa Maria Haag (CSU) stimmte zu – mit Blick auf Oberhausen und Burgheim, wo wegen des Immissionsschutzes Standorte abgelehnt wurden. „Entweder die Bundesregierung ist sich ihrer Verantwortung nicht bewusst oder sie entzieht sich der Verantwortung“, kritisierte Ludwig Bayer (FW).

Alfred Bircks (AB) schlug vor, Gemeinderäte könnten mit gutem Beispiel vorangehen und Wohnraum melden – um Nachahmer zu finden. Zweite Bürgermeisterin Ulrike Polleichtner (FW) sagte, man könnte Hausbesitzer zu einem Treffen einladen, gemeinsam falle die Überwindung leichter. Johann Muschler (OPR) forderte: „Das Wasserwirtschaftsamt hat im Poldergebiet in Riedensheim zwei Höfe aufgekauft. Die stehen leer. Die wären morgen bezugsfertig.“

Konkreter Handlungsspielraum für die Gemeinde besteht vorerst aber wohl nur mit den Holzhäusern.