Neuburg
"Persönliche Befindlichkeiten"

CSU-Kreistagsliste bröckelt – Michael Schmidl verlässt Fraktion – Sofia Käfer tritt auch nicht an

26.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:23 Uhr

„Es tut mir um jeden Einzelnen leid“: CSU-Kreisvorsitzender Alfred Lengler sieht die Phalanx der Kreistagsbewerber bröckeln - Foto: Spindler

Neuburg (DK) Die Vorschlagsliste der CSU für die Kreistagswahlen löst sich auf. Drei namhafte Vertreter der Partei haben schon vor dem Start hingeworfen und üben Kritik an Kreisvorsitzendem Alfred Lengler. Der sieht keine Schuld bei sich.

Der 64-jährige Michael Schmidl aus Kaltenthal in der Gemeinde Brunnen (kl. Bild) ist ein politischer Oldtimer mit dem es die Partei nicht leicht hat. Er leistet sich eine eigene Meinung, vertritt sie jedem gegenüber und legt den Finger in die Wunde, auch wenn es eine christlich-soziale ist. Nun hat er seine Mitgliedschaft in der CSU-Fraktion aufgekündigt. Mit sofortiger Wirkung. Und das kam so: Der 64-Jährige wollte wieder für den Kreistag kandidieren. „Aber höchstens auf Platz 25, nicht weiter hinten“, berichtet er. Das habe er dem Kreisvorsitzenden Alfred Lengler aus Gachenbach auch zu verstehen gegeben. Dennoch landete Schmidl auf dem Listen-Entwurf auf Rang 35. Für ihn ist das nicht hinnehmbar. „Wo sind denn auf dieser Liste die Landwirte vertreten? Ich bin ein Repräsentant der Bauern, der selber noch am Schlepper drobn hockt“, ärgert sich Schmidl. Die Fraktion verlässt er, der Partei fühlt er sich noch zu sehr verbunden, um den Bruch absolut zu machen. Der Mann aus Kaltenthal ist nicht der erste, der sich am Führungsstil Lenglers, vor allem bei der Kandidatensuche, stört. Wie berichtet, hat auch Karlshulds Zweiter Bürgermeister Ernst Hammer (35 Jahre in der CSU) mit dem Hinweis hingeworfen: „Man wird nicht gefragt, und es gibt so gut wie keine Abstimmung.“ Er verlässt Fraktion und Partei. Damit ist die Union aktuell im Kreistag mit nur noch 25 von insgesamt 60 Mandatsträgern vertreten. Voraussichtlich wird sie nun einen Sitz in den Ausschüssen abgeben müssen.

Michael Schmidl hat der CSU Neuburg-Schrobenhausen lange Jahre die Treue gehalten. Seit 1972 gehört er der Partei an, seit 1984 sitzt er im Kreistag, war außerdem zehn Jahre Kreisobmann des BBV und bekam für sein öffentliches Engagement das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die persönliche Nähe zu Landrat Roland Weigert (Freie Wähler) haben ihm manche Parteisoldaten übel genommen, aber Schmidl wäre nicht Schmidl, hätte er sich nicht auch mit dem Landrat angelegt, wenn es um die Sache ging.

Hammer, Schmidl, die Liste der Aussteiger ist noch länger. Sofia Käfer (kl. Bild), Gemeinderätin aus Ehekirchen und Kreisvorsitzende der Frauen-Union ist im Kreistag noch nicht vertreten. Sie zeigt Alfred Lengler und seiner Vorstandschaft ebenfalls die kalte Schulter. „Ernst Hammer hat mit seiner Kritik recht gehabt. Ich habe auch zurückgezogen“, bestätigte sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Käfer repräsentiert die Frauen-Union mit rund 180 Mitgliedern in vier Ortsverbänden. Sie war die designierte Kandidatin, die auf der Liste die Frauen vertreten sollte. Allerdings erst auf Rang 33. „Ich bin mehrmals umgestuft worden“, sagt sie. Mit dieser Platzierung war Käfer dann allerdings nicht mehr einverstanden. Auch wieder die Schuld Lenglers?

Der Kreisvorsitzende ist Kummer gewöhnt. Er sondiert gerne allein im Vorfeld, hält Kandidatennamen auch mal intern unter Verschluss und gerät damit ins Kreuzfeuer der Parteifreunde. Dass jemand wegen einer weniger aussichtsreichen Platzierung seine Ambitionen über Bord wirft, mag er nicht verstehen. Seine Diagnose: „Wenn Leute ihre persönlichen Befindlichkeiten durchsetzen, dann scheitert eine Einheit und eine Gemeinschaft.“ Er mache den 18 Ortsverbänden nur Platzierungsvorschläge und warte dann auf Rückmeldung. In Sachen Schmidl sagt der Kreischef: „Den hab’ ich nicht da hingehockt, das war der Ortsverband.“ Am Montag habe er aus Brunnen die Rückmeldung erhalten, die Platzierung passe so. Dennoch gefällt ihm der Kandidatenschwund natürlich nicht. „Es tut mir um jeden Einzelnen leid, aber ich kann’s nicht ändern“, versichert er.

Heute wird der erweiterte Kreisvorstand die geschmälerte Liste, die nur Vorschlagscharakter habe, diskutieren und einen Empfehlungsbeschluss an die Delegiertenversammlung formulieren. Dort werden Namen und Reihung im Rahmen einer Nominierungsversammlung endgültig verabschiedet.