Neuburg
Das "Jagdgeschwader" ist Geschichte

Neuburger Verband baut unter "Taktisches Lufwaffengeschwader 74" sein Aufgabenfeld aus

01.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:36 Uhr

Der Name ist Geschichte: Seit gestern heißt das Jagdgeschwader 74 »Taktisches Luftwaffengeschwader 74«.Die Bezeichnung wurde im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr geändert, nachdem das Geschwader künftig deutlich mehr als ein reines Jagdgeschwader sein soll. Damit ist Frank Gräfe (2.v.l.) der letzte Kommodore des JG 74. Links Danilo Schlag, Kommandeur der Fliegenden Gruppe, Oliver Frohmajer ist Kommandeur der technischen Gruppe (2.v.r.). Ganz rechts Max Gromoll, Ordonnanz des Kommodore. - Foto: Frank

Neuburg (DK) Die Neuausrichtung der Bundeswehr macht auch vor der Luftwaffe in Neuburg nicht halt. Seit gestern hat das Jagdgeschwader einen neuen Namen. Das ist indes nicht alles: Mit der Umbenennung muss der Verband sich auch auf neue Aufgaben vorbereiten.

Der Sound der Triebwerke war noch der alte. Doch als die vier Eurofighter die Startbahn in Richtung Meßstetten (Baden-Württemberg) zu einer gemeinsamen Übung mit zehn Tornados verließen, begann eine neue Ära auf dem Flugplatz in Zell. Kommodore Frank Gräfe ließ die Soldaten und Offiziere antreten und teilte in aller Form mit, dass die Bezeichnung „Jagdgeschwader 74“ fortan Geschichte sei. Der Verband heißt nun offiziell „Taktisches Luftwaffengeschwader 74“, die unsprechbare Abkürzung dafür ist TaktLwG 74.

Mit dem neuen Namen verschwinden die alten Briefköpfe, Stempel und Embleme. Zumindest in der Bevölkerung, die immun gegen Befehle der Luftwaffenführung ist, wird der alte Name aber wohl noch lange Bestand haben. Aber um ihn alleine geht es nicht. Das JG 74 als bislang lupenreines Jagdgeschwader wird künftig auf die Mehrrollenfähigkeit des Eurofighters hinarbeiten. Der Jet soll nicht nur für Aufgaben in der Luft (Abschuss feindlicher Flugzeuge) sondern auch gegen Ziele am Boden eingesetzt werden.

Mag man die Umbenennung auch bedauern, grundsätzlich habe man in Neuburg keinen Grund zu klagen, sagte Gräfe, der 17. und letzte Kommodore des Jagdgeschwaders. Auf den Ehrenplätzen neben der neuen Werft verfolgten mehrere seiner Vorgänger den offiziellen Akt. „Dieser Name bestand seit nunmehr über 50 Jahren und ist in der ganzen Welt bekannt. Er steht für eine einmalige Historie, der über Jahrzehnte eng mit den Waffensystemen Starfighter und F-4F Phantom verbunden war und der an sich schon Tradition in der Luftwaffe ist“, sagte der Geschwaderchef. Der neue Name läute eine neue Ära ein. Gemeinsam mit den Neuburgern werden auch andere Jagd- und Jagdbombergeschwader umbenannt. Von ursprünglich 180 Eurofightern für die Luftwaffe sind nach einem Abschmelzungsprozess nur noch 140 auf dem Plan übrig geblieben. Sie sollen dafür aber alle mehrrollenfähig sein, also nicht nur für Ziele in der Luft sondern auch für solche am Boden ausgerichtet werden. Dazu soll im Jahr 2015 mit der GBU-48 eine Lenkbombe integriert werden und ein Aufklärungsbehälter hinzukommen. „Mit einem mehrrollenfähigen Eurofighter werden Aufträge wirtschaftlicher und effizienter ausgeführt und wir werden operationell wettbewerbsfähiger“, versicherte der Kommodore, der in seiner Ansprache beinahe ins alte „Jagdgeschwader“ zurückgefallen wäre.

Anders als das ostfriesische Jagdgeschwader 71 „Richthofen“, das über Jahrzehnte dieselbe Aufgabe durchgeführt hat wie die Kollegen im Süden und nun aufgelöst wurde, wird es in Neuburg also fliegerisch mit noch komplexeren Aufgaben weitergehen, auch wenn der Verband nur 31 der geplanten 35 Maschinen erhalten wird. Obendrein wurde den Neuburgern nach der Auflösung des Jagdbombergeschwaders 32 in Lechfeld die Verantwortung für den dortigen Flugplatz übertragen. Damit verteilt sich das Geschwader auf zwei Standorte. Wenn die Transall beim Lufttransportgeschwader Penzing aufs Altenteil geschickt wird, sind die Neuburger Flieger der letzte verbleibende Einsatzverband der Luftwaffe in Bayern. Schon jetzt liegt das benachbarte Kampfflugzeuggeschwader ein ordentliches Stück entfernt in der Eifel.