Neuburg (szs) Ein Jahr nach Eröffnung des Audi-Fahrerlebniszentrums in Neuburg ist es ruhig geworden um die Anwohnerbeschwerden wegen des Motorenlärms. Das heißt aber nicht, dass es in den Wohnsiedlungen in der Nähe des Rundkurses auch ruhig zugeht. „Am Samstag war es so, dass es nicht auszuhalten war“, kritisiert der Brucker Ortssprecher Günter Steinwand. „Es muss insgesamt einfach noch leiser werden.“
Steinwand hat sich mittlerweile zu einem Experten gemausert, was die Bestimmung des Fahrzeugtyps nur durch das Horchen (lateinisch: audire) angeht. Zwischen Le-Mans und DTM kann er noch nicht unterscheiden, aber zwischen Motorsportboliden und Serienwagen allemal. „Vor zwei Wochen gab es drei bis vier Stunden am Stück ein ewiges Dröhnen“, erzählt er. „Da wirst Du zum Elch.“ Vor allem höre man deutlich, ob der Auspuff gedämpft ist oder nicht, erklärt der Ortssprecher. Mit diesen extra für das Neuburger Gelände entwickelten Abgasanlagen hat Audi auf die Lärmbeschwerden reagiert: Jeder einzelne der blauen R 8, die bei Kundenmitfahrten um den Rundkurs brettern, haben einen Schalldämpfer, Motorsportwagen und andere Serienautos nicht. Spezieller Asphalt, hohe Außenwälle, Abschirmung durch die großen Gebäude: Das Weltunternehmen hat einige Bemühungen in den Lärmschutz gesteckt. Steinwand plädiert für ein gutes nachbarschaftliches Verhalten: „Wir wollen auf eine vernünftige Basis kommen. Audi ist da. Audi wird hier bleiben. Aber wir wollen auch hier bleiben.“
In Ingolstadt gibt man sich weiterhin offen für die Anliegen der Anwohner und gesprächsbereit. Pressesprecher Joachim Cordshagen zeigt Verständnis: „Wenn der Wind blöd steht und man auf der Terrasse sitzt, kriegt man schon was mit.“ Es gebe immer wieder Beschwerden, bestätigt Cordshagen. Nicht nur die Anwohner, auch die Mitglieder im nahen Wittelsbacher Golfclub fühlen sich oft gestört. Man nehme das Thema weiterhin ernst. Der Pressesprecher verweist aber auch darauf, dass man alle Schallschutzkontingente einhält und sonntags freiwillig auf Fahrten verzichtet, obwohl man das rechtlich dürfte.
Der Neuburger Außenposten ist ein Jahr nach der Eröffnung baulich so gut wie abgeschlossen. Dennoch will Audi sich weiterentwickeln. „Wir überlegen, noch weitere Technologien nach Neuburg zu bringen“, erklärt Cordshagen. Als Beispiel nennt er Fahrassistenzsysteme: Ähnliche technische Neuerungen könnten auf dem Gelände entwickelt oder erprobt werden. Konkreter wird der Pressesprecher aber nicht. Was sagt er zu Gerüchten, Audi plane eine Erweiterung in Neuburg? „Das Gelände ist fixiert“, antwortet Cordshagen. Eine Vergrößerung sei weder in Richtung Wilhelm-Frankl-Kaserne noch in Richtung Süden, wo die Stadt ein Gewerbegebiet angedacht hat, geplant. Und auch das waghalsigste aller Gerüchte um Audi Neuburg dementiert der Pressesprecher: Hat man vor, den Nato-Flugplatz Zell zu kaufen? Da fängt Cordshagen am Telefon an zu lachen.
