Neuburg
Trauer nach tödlichem Kletterunfall

67-jähriger Neuburger leblos im Kletterfelsen Prunn – "Sicherheit ging ihm über alles"

09.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:36 Uhr

An diesem Jurafelsen verlor der 67-jährige Kletterer aus Neuburg sein Leben. Hier seilt sich gerade ein Kletterer der Regensburger Berufsfeuerwehr vom Hubschrauber ab - Foto: Stefan Janda

Neuburg (r) Der Alpenverein Neuburg trauert um einen Bergkameraden. Der 67-jährige Walter L. aus Neuburg ist am Freitag beim Klettern an einem Jurafelsen bei Riedenburg ums Leben gekommen. Eine Obduktion soll ergeben, ob er am Felsen „Prunner Turm“ einen Herzinfarkt erlitten hat oder dem Sturz erlag.

Walter L. war bis vor seiner Pensionierung vor zwei Jahren als Facharbeiter bei den Neuburger Stadtwerken beschäftigt gewesen. Er hatte sich zuletzt sehr intensiv mit dem Klettern befasst und habe eine sehr gute Kondition aufgewiesen, sagt Norbert Stemmer, Vorsitzender der Sektion Neuburg des Deutschen Alpenvereins. Das 67-jährige Opfer hinterlasse einen Sohn und eine Schwester.

Am Freitagnachmittag war Walter L. mit einem 53-jährigen Kameraden aus Rennertshofen zum Klettern nach Prunn aufgebrochen. Die dortige Felsformation ist für Sportler freigegeben. Den „Prunner Turm“, eine gängige Route, bestieg nach Rekonstruktion des Neuburger Alpenvereins zuerst der 53-Jährige. Er brachte in den im Fels vorhandenen Haken die Karabinersicherungen an und stieg dann zurück. Danach sei der 67-jährige Kamerad in die Wand gegangen. Der Jüngere blieb unten und sicherte den Kollegen, indem er das Seil fest in der Hand hielt.

Als der 67-jährige Neuburger außer Sichtweite war, das Seil unbewegt blieb und keine Reaktion mehr kam, war dem Rennertshofener am Fuß des Felsens klar, dass etwas passiert sein musste. Er sei zur nahegelegenen Gaststätte gelaufen und habe von dort die Einsatzleitstelle zu Hilfe gerufen. Danach lief der 53-Jährige zurück zum Felsen, bat einen anderen Klettersportler um Hilfe und stieg zu seinem Kameraden hinauf.

Der 67-Jährige sei leblos im Seil gehangen. Sein Gesicht wies Verletzungen auf, von denen ein Notarzt später sagte, dass sie keinesfalls zum Tod hätten führen können. Die Helfer vermuteten Herzinfarkt, es war von „Sekundentod“ die Rede. Von der Obduktion in der Rechtsmedizin erhofft man sich Aufklärung.

Der Rennertshofener Kletterer blieb die ganze Zeit bei seinem toten Freund im Felsen. Denn es dauerte relativ lange, bis ein Hubschrauber Kletterer der Berufsfeuerwehr Regensburg im Fels absetzen konnte. Die regulären Einsatzkräfte von BRK und Feuerwehr waren an den Verunglückten – in etwa 20 Meter Höhe – nicht herangekommen. Mit Hubschrauber und Seil transportierten die Helfer das Opfer ab.

Der 53-jährige Kamerad aus Rennertshofen sei „sehr mitgenommen“ gewesen, so Vereinschef Norbert Stemmer. DAV-Mitglieder aus Neuburg holten ihn am Unglücksort ab. Sowohl ihm wie seinem Neuburger Freund sind aus Sicht des Alpenvereins keinerlei Nachlässigkeiten vorzuhalten. Beide seien bestens ausgerüstet gewesen und seien mit festsitzendem Helm geklettert, bei sehr guten äußeren Bedingungen. Walter L. habe bereits viele Klettertouren mitgemacht, „in den letzten Jahren war er fast der fleißigste Kletterer bei uns“, so Norbert Stemmer. Auch den „Prunner Turm“ habe der 67-jährige Neuburger bereits bestiegen. Der Alpenverein Neuburg verliere einen ruhigen und anerkannten Kollegen: „Sicherheit ging ihm über alles.“