Neuburg
"Dafür muss man sich nicht schämen"

Karl-Heinz Wunderlich und seine Mitstreiter von der Tafel versorgen Bedürftige mit Lebensmitteln

13.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:18 Uhr

Jede Hilfe ist willkommen: Rund 70 Unterstützer hat der Neuburger Tafel-Vorsitzende Karl-Heinz Wunderlich bei seinem Engagement für etwa 600 Bedürftige. - Foto: Rieger

Neuburg (DK) Es muss nicht immer ein saftiger Festtagsbraten sein, sagt Alfred Portune. Der Neuburger freut sich auch über wesentlich bescheidenere Dinge. „Blumenkohl“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Der Blumenkohl war es, der ihn vor einiger Zeit mit einem guten Gefühl von der Neuburger Tafel nach Hause gehen ließ. „Ich habe ihn halt nicht so oft“, erzählt er. Also fragte er an jenem Tag eine Mitarbeiterin der Tafel, ob sie nicht mal wieder einen Blumenkohl hätte. Und tatsächlich: Es war noch ein Kopf da. „Man schraubt seine Ansprüche zurück“, fasst Portune zusammen.

Er ist einer von rund 600 Menschen, die sich regelmäßig bei der Neuburger Tafel versorgen. „Tendenz leider Gottes steigend“, wie der Vorsitzende Karl-Heinz Wunderlich berichtet. Die Gruppe der Bedürftigen – Senioren mit kleiner Rente, Alleinerziehende, Arbeitslose oder auch Familien mit geringem Gehalt – wachse weiter an, so Wunderlichs Beobachtung.

Jeden Mittwoch öffnen sich am Schwalbanger die Pforten der Tafel. Um 13.30 Uhr geht es los, gleich zu Beginn ist der Andrang am größten. Wunderlich und seine Mitstreiter vergeben Nummern. Wer aufgerufen wird, darf sich seine Ration abholen. Wer eine späte Nummer erwischt, muss sich gegebenenfalls mit dem zufrieden geben, was noch übrig ist.

„Ich habe mich aber noch nie beschweren können“, berichtet Portune. Dem Neuburger ist der Gang zur Tafel nicht peinlich. Im Gegenteil: „Dafür muss man sich nicht schämen.“ Es sei doch nur logisch – Essen, das wo anders übrig bleibt, geht an jene, die sich nicht genügend Lebensmittel kaufen können.

Die Anstrengungen hinter diesem System sind groß, wie Wunderlich berichtet. Auf rund 70 Helfer kann er im Moment vertrauen. Für ihn steht fest: Jede Unterstützung ist willkommen. Sorgen bereitet dem Tafel-Vorsitzenden ein Rückgang bei den Lebensmittelspenden. Seit einigen Monaten habe er das Problem, dass die Supermärkte weniger liefern. „Das bereitet uns Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Man hört es aber auch von den Kollegen an anderen Orten“, berichtet Wunderlich. Der Austausch mit den anderen Tafeln funktioniere gut. Fehlt in Neuburg Reis, in Schrobenhausen gleichzeitig Kaffee, wird schon mal getauscht.

Besonders rar sind laut Wunderlich Lebensmittel wie Öl, Nudeln, Zucker und Mehl. Deren Verfallsdatum liegt oft weit in der Zukunft – für die Märkte besteht nicht die Notwendigkeit, die Waren abzugeben. Umso wichtiger sind für die Tafel Aktionen wie die des Roten Kreuzes, das an seinem Stand am Neuburger Weihnachtsmarkt genau diese raren Lebensmittel sammelt. In der Vorweihnachtszeit könne man Reserven aufbauen, von denen das Hilfsprojekt dann im gesamten nächsten Jahr zehrt, erklärt Wunderlich.

Es sind aber nicht nur die Großspenden, auf die er baut. Jeder Privatmann könne helfen, auch mit Geldgaben. Und gerade bei Haushaltsauflösungen blieben oft jede Menge Lebensmittel übrig, die noch originalverpackt und genießbar seien, so die Erfahrung des Tafel-Chefs. „Jedes Glas Marmelade hilft.“ Selbst ein Blumenkohl kann manchen Menschen Freude bereiten.