Neuburg
"Wir ziehen die Energiewende durch"

Stadt feiert Installation der Nahwärmetechnik – Glasfabrik gibt 24 Millionen Kilowattstunden ab

24.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:52 Uhr

 

Neuburg (r) Eine Liter-Flasche „Mumm“-Sekt zerplatzte am Betonfundament. OB-Gattin Hermine Gmehling taufte den Stahlkoloss „heißer Ottheinrich“. Mit diesem symbolischen Akt feierten Stadt und Stadtwerke gestern den bevorstehenden Auftakt der Nahwärmeversorgung.

Die Anlage steht auf dem Gelände von Wärmespender Oberlandglas. Natürlich war es ein „Meilenstein“ für den neuen technischen Stadtwerkeleiter Richard Kuttenreich. Immerhin will man von der Glasfabrik jährlich 24 Millionen Kilowattstunden Wärme abzapfen. 2,4 Millionen Liter Heizöl oder 6300 Tonnen Kohlendioxid spare das Wärmeprojekt ein. Ab Oktober sollen die Darre von Donaumalz, ab 2014 Audi und vielleicht die Bundeswehrkaserne beliefert werden.

Nach der bisher eher dürren Öffentlichkeitsarbeit gingen die Betreiber mit der „Kesseltaufe“ in die Offensive. 50 Gäste, darunter MdB Reinhard Brandl und MdL Achim Werner, nahmen teil. Viele sprächen von der Energiewende, so Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, „aber wir ziehen sie tatsächlich durch.“ Das Sechs-Millionen-Euro-Projekt sei als „Leuchtturmprojekt“ gestartet, so der OB, „und diesen Namen hat es auch wirklich verdient.“

Abwärme zu nutzen und weiterzuleiten sei „nicht gerade revolutionär, das gibt es schon seit 30 Jahren“, weiß Oberlandglas-Werkleiter Thomas Poxleitner. Aber um etwas umzusetzen, „braucht man Leute, die anschieben und Mut zum Risiko mitbringen.“ Das Werk habe ohne zu Zögern mitgemacht, „denn das ist echte praktizierte Energiewende.“

Ein Abhitzekessel an der Abgasreinigung der Glasfabrik kann stündlich bis zu 44 000 Kubikmeter bis zu 400 Grad heißer Abgase verarbeiten. Über Dampferzeugung wird die heiße Luft in Warmwasser umgewandelt. Ein 20 Meter hoher Speicher puffert die Wärme und gibt sie bei Bedarf ab. Eine Leitung zu den Wohngebieten der Stadt bleibt laut OB Hauptziel des Nahwärmeprojektes.