Neuburg
Seriöse Hilfe beim Abschiednehmen

Mathias Faller hat die Ausbildung zum Bestatter absolviert – Sein Beruf konfrontiert ihn mit menschlichen Schicksalen

24.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:30 Uhr

Kein Beruf wie jeder andere: Mathias Faller hat kürzlich seine Ausbildung zum Bestatter abgeschlossen – als bester seines Fachs in ganz Bayern. Der Neuburger Friedhof ist einer seiner Arbeitsplätze. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Wenn ein Menschenleben endet, beginnt für Mathias Faller die Arbeit. Der 24-jährige Neuburger hat gerade seine Ausbildung zum Bestatter abgeschlossen – kein Beruf, wie jeder andere. Im Familienbetrieb hilft er Menschen, würdevoll Abschied zu nehmen.

Der Tod ist der ständige Begleiter im Berufsalltag der Familie Faller. Das Traditionsunternehmen ist über die Jahrzehnte zur Nummer eins im Raum Neuburg gereift, wenn es um Bestattungen geht. Für Mathias Faller war es da nur selbstverständlich, dass er in die Fußstapfen seiner Großeltern Maria und Josef Faller sowie seiner Eltern Angela und Erwin tritt. „Ich bin da reingewachsen“, sagt der 24-Jährige. „Es war eigentlich schon immer irgendwie klar.“ Dennoch machte der junge Neuburger nach der Realschule erst einmal eine Ausbildung zum Bürokaufmann. „Ich wollte nicht, dass er schon mit 18 in den Beruf einsteigt. Man muss eine gewisse Reife haben“, erklärt Vater Erwin Faller.

Ständig mit menschlichen Schicksalsschlägen zu tun zu haben – das muss man verkraften können. Manchmal bröckelt auch ein Schutzpanzer aus jahrzehntelanger Routine: „Es gibt Bilder, die bekommt man nicht mehr aus dem Kopf“, gibt Erwin Faller zu und erzählt von Autounfällen und Verbrechen. Wie verarbeitet man solche Eindrücke? „Viel reden“, antwortet Mathias Faller. „Man muss jemanden haben, mit dem man darüber reden kann, bei uns ist das die Familie.“ Eine weitere Schwierigkeit im Alltag eines Bestatters ist die ständige Erreichbarkeit, weil sich Gevatter Tod an keine regulären Arbeitszeiten hält.

Trotzdem scheint Mathias Faller seinen Beruf zu mögen. „Es ist wahnsinnig abwechslungsreich. Man weiß in der Früh nicht, was man abends macht, man sitzt nicht nur im Büro, sondern ist auch viel draußen an der frischen Luft.“ Außerdem habe man viel mit Menschen zu tun, lerne sie sehr gut kennen, vom Bankdirektor bis zum Rentner.

Das Trauergespräch mit den Angehörigen ist daher auch das Kernstück seiner Arbeit. „Bestattungen sind sehr beratungsintensiv“, erklärt er. Dafür hat der 24-Jährige eigens Kurse in Trauerpsychologie besucht. Die Geschichte der Bestattungskultur, rechtliche Grundlagen wie zum Beispiel bei Friedhofsverlegungen, Buchhaltung und auch Trauerdrucke und Grabreden fielen in die dreijährige Ausbildungszeit, die er in der Berufsschule Bad Kissingen und dem Bestattungsunternehmen Zirngibl in Starnberg absolvierte. Weitere Seminare, angeboten von der Handwerkskammer, befassten sich mit Themen wie Totenbescheinigungen, Waschen, Ankleiden, Frisieren und Schminken der Verstorbenen. Erst seit 2003 ist das uralte Handwerk des Bestatters ein Ausbildungsberuf. Seine Lehrjahre schloss der Neuburger im Sommer mit Bravour ab: als bester in ganz Bayern.