Neuburg
Seehofer will Geriatrie helfen

Landrat und VdK-Chefin in München Träger geben die Reiser-Klinik auf

31.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

 

Neuburg (r) Horst Seehofer will die Belange der Geriatrie zur Chefsache machen. Das gelte für den Stellenwert der Altersmedizin allgemein wie für den Fortbestand des Geriatriezentrums Neuburg. Landrat Roland Weigert und VdK-Chefin Ulrike Mascher baten den Ministerpräsidenten jetzt um Unterstützung.

Die von Landkreis und VdK Bayern getragene Fachklinik hat Beschlüsse zur Einsparung getroffen. So soll im September die angemietete Reiser-Klinik in Ingolstadt-Süd aufgegeben werden. Der Betrieb laufe gut, aber die Bereithaltung von notärztlichem Personal verursache zu hohe Kosten. Die 24 Betten werden nicht verlagert, sondern aufgegeben, so die Entscheidung des Aufsichtsrates.

Die Geriatrie am Klinikum in Ingolstadt-Nord arbeite wirtschaftlich und bleibe unangetastet. Die Fachklinik in Neuburg wandelt sich in ein „interdisziplinäres Zentrum für Gesundheit im Alter“. Von den ursprünglich vier Stationen soll die Danuvius-Klinik eine weitere zur geronto-psychiatrischen Betreuung von Patienten übernehmen. Danuvius würde dann ebenso wie die Geriatrie zwei Stationen führen.

Von Horst Seehofer erhoffen sich die Träger eine Abschwächung der sogenannten Zweckbindung. Sie schreibt vor, dass die Klinikbetreiber bei deutlich sachfremder Nutzung Bundes- und Landeszuschüsse zurückzahlen müssten. Mitte der 90er Jahre war die Neuburger Reha-Klinik für Senioren mit 90 Prozent Staatsmitteln entstanden und 1997 in Betrieb gegangen.

Mit der Umstrukturierung in eine weitgefasste Einrichtung für Altersmedizin könne man dieses Damoklesschwert entschärfen, hofft Landrat Roland Weigert. Der Kreis und der VdK-Landesverband müssen derzeit jeweils eine halbe Million Euro zugeben, um das Defizit auszugleichen. „Das darf kein Dauerzustand werden“, betont Weigert. Er will das Geriatriezentrum halten, aber nicht ständig draufzahlen.

Eine leichte Entspannung hat die Erhöhung des Pflegesatzes von 186 auf 193 Euro täglich gebracht. So lautet das Ergebnis der Verhandlungen mit Krankenkassen und Schiedsstelle. Für heuer ändert sich der Satz nicht mehr. Mittelfristig strebt der Klinikbetreiber einen Satz von mindestens 210 Euro an.

Die Neuburger Klinik arbeitet erfolgreich, ist aber seit Jahren chronisch unterfinanziert. Am Personal zu sparen, kommt für Chefarzt Dr. Not-Rupprecht Siegel nicht in Frage: „Wir wollen unseren Qualitätsstandard auf jeden Fall halten.“

Wenn die Kosten in 15 Jahren um 30 Prozent gestiegen seien und die Vergütung der Beschäftigten nur um drei Prozent, dann gehe es irgendwann nicht mehr weiter. Der Altersschnitt der Patienten in Neuburg liege bei 81 Jahren. Ziel sei es, die Selbständigkeit der Senioren möglichst lange zu erhalten. Der Chefarzt: „87 Prozent unserer Patienten können wieder nach Hause gehen.“

Wenn vier Fünftel aller bayerischen Geriatrien mit Defizit arbeiten, so der Neuburger Chefarzt, dann sei die Politik wirklich im Sinne der Seniorenpolitik gefordert.

Horst Seehofer habe das Problem längst erkannt, meint Landrat Roland Weigert. „In München haben wir ein sehr positives Gespräch geführt“, so Weigert, „und es gibt mir die Hoffnung, dass es mit unserer Geriatrieklinik weitergeht.“