Neuburg
Das Kindswohl steht im Vordergrund

Junge Akteure beim Steckenreitertanz sollen nicht mehr in brütender Hitze auftreten

22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Körperlich belastend: Die Steckenreiter beim Schlossfest 2015 hatten unter der Hitze zu leiden. Die Stadträte wollen, dass der Verkehrsverein mehr Rücksicht nimmt. ‹ŒArch - foto: Schanz

Neuburg (DK) Es war der Mann vom Roten Kreuz, der das Thema gestern Abend im Kulturausschuss des Stadtrates zur Sprache brachte. Verkehrsreferent Bernhard Pfahler (FW) macht sich Sorgen um die jungen Künstler der Städtischen Schule für Tanztheater. Er erinnerte an das Schlossfest 2015 und die teils brütende Hitze.

 Vor allem auf der Bühne im Schlosshof, wo die Kinder und Jugendlichen den traditionellen Steckenreitertanz aufführten, kochten die Füße auf dem Bühnenbelag. "Die Bühne war enorm heiß", erinnerte sich Pfahler. "Wird man die Vorstellungen heuer nicht mehr in der Haupthitzezeit machen", wollte er von Angela Kockers, der Leiterin der Schule, wissen. Die räumte ein, dass sich daran nicht wirklich etwas ändern werde, zeigte sich aber auch unglücklich über die Belastung, der die jungen Künstler durch das durchgetaktete Programm des Verkehrsvereins ausgesetzt waren. "Beim Steckenreitertanz, das sind zehn Minuten Power und dann stehen die da. Es ist blöd, das in der Mittagshitze zu machen."

Pfahler wandte sich an Oberbürgermeister Bernhard Gmehling mit der Bitte, beim Verkehrsverein auf eine Verlegung der Auftritte zu drängen. Der OB räumte ein, der Einfluss der Stadt auf Programmpunkte des Verkehrsvereins sei eher gering. "Der Verkehrsverein ist mit einem hohen Selbstbewusstsein ausgestattet", versuchte Gmehling mit diplomatischen Formulierungen auszudrücken, dass er nicht mit einem Erfolg der Mission rechnet, aber "Kinder bei 32 Grad auftreten zu lassen, das ist einfach nicht möglich". Pfahler legte mit Blick auf das Schlossfest heuer nach: "Das Kindswohl muss uns wichtiger sein, als jede Aufführung." Er habe bei den jungen Akteuren Zeichen von Flüssigkeitsmangel festgestellt. "Die Kinder waren dehydriert." Er sicherte Kockers die Rückendeckung des Ausschusses zu, sollte die Absage einzelner Auftritte notwendig werden.

Das eigentliche Thema, weshalb die studierte Tänzerin vor den Stadträten sprach, war aber nicht das Schlossfest und die Hitze, sondern das abgelaufene Jahr im Tanztheater. Da wären neben dem normalen Unterrichtsbetrieb die Aufführungen "Will Dich im Traum nicht stören" im Juni 2016 mit 40 Jugendlichen ab zwölf Jahren zu nennen und die Aufführung "Pinocchio", bei der die jungen Akteure auch das Bühnenbild gestaltet haben.

140 Kinder werden in der Tanzschule unterrichtet, auf einer Warteliste stehen weitere 60 Kinder im Alter von drei bis acht Jahren. Inzwischen bringt die Künstlerische Leiterin der Schule sogar schon den Kindern ihrer ersten Schüler das Tanzen bei. "Es wird jedes Kind genommen", berichtete sie. "Es geht nicht um tänzerische Perfektion und Ästhetik, sondern darum, was es bedeutet Freude am Lernen zu haben, die Begleitung von Menschen. Die Kinder kommen, weil sie sich seelisch zu Hause fühlen."

Inzwischen habe die Schule - die Ballettlehrerin hat 1988 in Neuburg angefangen - "eine große Strahlkraft. Ich werde von allen Kollegen beneidet", berichtete sie den Ausschussmitgliedern. Bei den Aufführungen verzeichnete das Tanztheater insgesamt 1617 Zuschauer. "Eine beeindruckende Zahl", wie OB Gmehling fand.

Doch wo Licht, da auch Schatten. "Das Haus in der Bahnhofstraße ist sanierungsbedürftig", berichtete die Lehrerin. Der Brandschutz sei inzwischen in Ordnung, aber das Gebäude werde auch vom historischen Verein genutzt, der dort seine Exponate einlagert. "Das ist eine ständige Überlastung der Decke, unter der wir uns befinden", schilderte sie. Und außerdem falle teilweise der Putz von den Wänden. "Mein Wunsch wäre ein Haus für Kinder und Jugendliche, in dem sie mit Muße ihr künstlerisches Potenzial entfalten können." Der OB räumte den einen oder anderen Mangel ein, "aber es ist immer was gemacht worden". Das Lager des historischen Vereins sei problematisch. Es sei aber nicht alles Gerümpel, es seien auch wertvolle Exponate darunter.

Was die Sanierung betrifft, gab es keine konkreten Zusagen an die Schulleiterin, dafür aber nahm der Ausschuss die Berichterstattung einmütig zustimmend und explizit "lobend" zur Kenntnis.