Neuburg
Naturschutz ohne Grenzen

Der internationale Verein Danubeparks will zu Wasser, zu Land und in der Luft aktiv werden

28.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Die Donau in ihrem ursprünglichen Lauf ist seit dem Bau der Staustufenkette nicht mehr erhalten. Die Natur hat sich aber im verbliebenen Auwald Räume zurückerobert. Die Versteinung nimmt dem Fluss die Möglichkeit, das Ufer zu erodieren und zu gestalten. ‹ŒArch - foto: r

Neuburg (DK) Natur macht nicht an politischen Grenzen halt. Unter anderem auf dieser Erkenntnis basiert die Existenz des Vereins Danubeparks. Er betrachtet den internationalen Fluss in seiner Gesamtheit, was aber Einzelaktivitäten nicht ausschließt. Der Landkreis ist Mitglied in dieser Kooperative.

Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Moldawien, Rumänien und Bulgarien, sie alle sind bei Danubeparks mit von der Partie. Neun Nationen sind in dem 15 Mitglieder starken Verein vertreten, darunter wegen seiner geographischen Lage, auch der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. "Es ist ein Zusammenschluss, der etwas bewegt", sagt Siegfried Geißler, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und über die Jahre ein Kenner der Donau, ihrer Anrainer und deren Mentalitäten, die wie der Fluss in seinem Lauf ihre speziellen Ausprägungen haben.

Und sie kooperieren, wie Geißler berichtet, ob es um die Revitalisierung des Stroms geht, um Auenmanagement und Lebensräume, den Schutz von Donau-Leitarten wie der Schwarzpappel, das Monitoring und den Naturtourismus. So haben Fachleute in der Slowakei untersucht, inwiefern Überlandleitungen, die den Fluss überspannen dem Vogelzug gefährlich werden. "An einem Leitungskilometer verenden etwa 600 Vögel im Jahr", berichtet Geißler. Und es sind vor allem die großen Arten wie Gänse, Reiher, Störche oder Kraniche, die nachts oder in der Dämmerung in die Drahtseile knallen. Nun sollen die Kabel mit Flaggen versehen und so besser sichtbar gemacht werden. Dazu will man preisgünstige Drohnen einsetzen (DK berichtete). "Das geht schnell und einfach und ist natürlich viel billiger als ein Hubschrauber", sagt der Naturschutzexperte. Österreich zeige sich auf diesem Sektor besonders aktiv. "Die wollen das Thema bis zum Herbst erledigt haben", berichtet Geißler.

Letztlich aber will man den gesamten Wanderkorridor Donau vogelsicher machen, bis hinunter ans Schwarze Meer. Ziel von Danubeparks ist, die Netzbetreiber in die Pflicht zu nehmen. Dazu sollen heuer noch Gespräche auf nationaler Ebene stattfinden. Das wäre der Luftraum als eine der Arbeitssäulen. Eine weitere ist der Fluss selbst. Es geht konkret um die Inseln. Die können gerade im Unterlauf Tausende Hektar groß sein, im Neuburger Raum ist man schon mit Miniaturen zufrieden. "Gegenüber von Joshofen ist mit den letzten Hochwassern eine Insel von selbst entstanden. So etwas sollten Trittsteine für die Natur sein, auf denen nichts passiert", schildert Geißler. Ob Reiher, Biber oder Pflanzen, sie sollen dort ungestört sein. "Man muss die Dynamik, die dem innewohnt als Chance sehen. Wir brauchen eine Perlenkette dieser Inseln bis hinunter ins Schwarze Meer." Die Donauinsel bei Joshofen gehört dem Freistaat und das Wasserwirtschaftsamt sei durchaus dafür, die Insel zu erhalten.

Ebenfalls im Landkreis gibt es eine Reihe von sogenannten Trockenstandorten, unter anderem die Donaudämme. Heuer noch soll es einen Freiwilligentag geben, wo die Standorte entmüllt und gegebenenfalls einer Pflegeaktion unterzogen werden. Sie beherbergen eine spezielle Flora und Fauna, die auf diese trockenen Areale angewiesen ist. Geißler schwebt ein Verbund von Bertoldsheim bis Ingolstadt vor, der auch in den Auwald hineinreicht und die Brennen dort erfasst. Ideal wäre eine mechanische Pflege in Verbindung mit einer Beweidung, um diese raren Lebensräume zu erhalten und zu fördern. "Die nächsten zweieinhalb Jahre wird das zu 85 Prozent von der Europäischen Union gefördert", sagt der Naturschutzfachmann. Gute Erfahrungen hat er auch mit der Übertragung von Mähgut auf rohen Boden gemacht, um der Flora auf die Sprünge zu helfen. "Man muss nur den richtigen Zeitpunkt treffen." Dass es bei Danubeparks international zugeht, zeigt auch ein Projekt, das von Serbien aus betreut wird. Dort werten Fachleute Satellitenbilder aus, um den Zustand der Auwälder entlang der gesamten Donau zu untersuchen. Geißler selbst ist an einem Projekt dran, um fünf bis zehn Hektar neuen Auwald zu generieren. In der Gesamtschau ein kleiner Beitrag für ein interessantes Großes und Ganzes.