Neuburg
Im Zwiespalt der Konfessionen

Einblicke in die geplante Ausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube Reformation und Gegenreformation"

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Inszeniert wie ein Kreuzgang präsentiert sich der eigens für die Ausstellung geöffnete Fürstengang. Michael Teichmann, OB Bernhard Gmehling und Roland Thiele zeigen sich begeistert. Aus der Sammlung des Historischen Vereins stammt das Porträt von Martin Luther, eines der 160 Exponate, wovon der Reichsapfel des Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. wohl das wertvollste darstellen dürfte. - Fotos: Hammerl/Dipl

Neuburg (ahl) "Wo ist mein Reichsapfel", fragt OB Bernhard Gmehling gut gelaunt, als er die Pressekonferenz zur geplanten Ausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube - Reformation und Gegenreformation" im Sitzungssaal des Rathauses eröffnet. Und klopft einmal auf den Tisch, wo er sich genau diesen Star der insgesamt 160 Exponate wünscht.

Mit dem Reichsapfel des Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. - der streng genommen mit Neuburg nur sehr entfernt zu tun hat - kann Michael Teichmann, Kurator der Ausstellung, gerade nicht dienen, dafür aber mit Entwürfen des Einrichtungsplaners Tido Brussig, die anschaulich vermitteln, wie die zwölf Ausstellungsräume aussehen werden.

Ausgangspunkt ist die Schlosskapelle, der erste protestantische Kirchenbau, den Schlusspunkt setzt die Hofkirche, die als protestantischer Musterbau in Pfalzgraf Philipp Wilhelms protestantischem Musterstaat begonnen und von seinem Sohn Wolfgang Wilhelm als katholische Jesuitenkirche vollendet wurde. Dazwischen werden anhand so unterschiedlicher Exponate wie Gold- und Schmiedearbeiten, Gemälden, Grafiken, Skulpturen, Büchern, Originaldokumenten, kunsthandwerklichen Objekten und Textilien von 30 verschiedenen Leihgebern aus ganz Deutschland spannende Einblicke in eine turbulente Zeit gewährt. Ob Ottheinrich und seine Susanna als gemischt-konfessionelles Paar einen religiösen Dialog führten, wird sich der Besucher vor den Gobelins mit den Bildnissen der beiden fragen, vor allem, wenn er weiß, dass Susanna katholisch starb, ihre Leichenrede aber von einem protestantischen Prediger gehalten wurde. Im Amalienzimmer werden christliche Traditionen vor und nach der Reformation gegenübergestellt. Hier steht für die Reformationszeit das Lutherporträt aus der Sammlung des Historischen Vereins Neuburg, "unser Neuburger Luther", wie Vorsitzender Roland Thiele anmerkt, der ehrenamtlich als Organisationsleiter dem Ausstellungsteam angehört.

Spektakulär wie ein Kreuzgang inszeniert wird der Fürstengang, der eigens für die Ausstellung geöffnet wird und in sechs jeweils durch ein kreuzförmiges Tor voneinander getrennten Abteilen sechs aufeinanderfolgenden Pfalz-Neuburger Herrschern gewidmet ist - von Ottheinrich bis Johann Wilhelm. Je zwei waren evangelisch beziehungsweise katholisch, zwei konvertierten: Ottheinrich zum Luthertum, Wolfgang Wilhelm aus taktischen und/oder persönlichen Gründen zum Katholizismus. Was weitreichende Folgen für das Volk hatte, das seinen Glauben ebenfalls wechseln musste. Thiele hat hochinteressante Dokumente gefunden, die eindrucksvoll belegen, dass während der Gegenreformation jeder Bürger ins Rathaus zitiert und befragt wurde, wie er es mit der Religion halte. "Mit der Drohung im Rücken, dass er auswandern müsse, wenn er sich der richtigen Religion verweigere", berichtet Thiele. Inwieweit das umgesetzt wurde, sei wieder eine andere Frage. Wolfgang Wilhelms Leibarzt beispielsweise durfte evangelisch bleiben. Johann Wilhelm schließlich gebührt der Verdienst, eine Einigung der Konfessionen versucht zu haben. Wie der modern erscheinende Friedrich August von Pfalz-Sulzbach, der beide Konfessionen sogar die Kirchen teilen ließ und auch Juden tolerierte.

Der Rittersaal dient der Bewusstseinserweiterung, denn hier wird der Blick von den Bayerischen, Schwäbischen, Fränkischen und Oberpfälzischen Landen Pfalz-Neuburgs auf den Niederrhein und die Kurpfalz gerichtet. Der Besucher wird fünf Stationen - Neuburg, Lauingen, Sulzbach, Düsseldorf und Heidelberg - durchlaufen. Ein Höhepunkt wird die neu in einer ehemaligen Nebensakristei eingerichtete Schatzkammer sein, wo prachtvolle Goldschmiedearbeiten der Hofkirchenstiftung gezeigt werden sollen. Die Vorbereitungen seien im Zeitplan, so Teichmann, alle angefragten Exponate bewilligt. Das Team arbeite hervorragend, lobte der OB.