Neuburg
Lotsen in der Willkommenskultur

Landkreis installiert Integrationshelfer – Ausländerbehörde hofft auf hohe Wirksamkeit

29.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:15 Uhr

Ehrgeiziges Ziel ehrenamtliche Integrationshelfer. Emmy Böhm, Leiterin der Ausländerbehörde am Landratsamt (li.) und ihre Mitarbeiterin Veronika Srocke arbeiten an dem Projekt. Böhm hofft, dass die Helfer bereits im März ihre Arbeit aufnehmen können. - Foto: oh

Neuburg (DK) Welche Behörde ist wofür zuständig? Wo finde ich eine Tagesmutter? Gilt mein Berufsabschluss auch hier? Wer kann mir das bestätigen? Ein Wust von Fragen, der Ausländer schnell überfordert. Damit das Einleben leichter fällt, will der Landkreis Migranten Integrationshelfer an die Seite stellen.

Das Projekt ist vielversprechend und erfüllt den Begriff von der Willkommenskultur mit Leben. Noch gibt es die Integrationshelfer nur auf dem Papier, aber Emmy Böhm, Leiterin der Ausländerbehörde am Landratsamt und ihre Mitarbeiter, haben ein Konzept erarbeitet und bereits Kontakt mit potenziellen Helfern aufgenommen. Man sei auf breite Resonanz gestoßen, schildert Böhm. „Zehn bis zwölf Interessierte“ hat sie bereits auf der Liste. Ein Förderantrag für das Projekt wird beim Sozialministerium gestellt, denn ganz ohne öffentliche Gelder es dann doch nicht. Voraussichtlich im Februar dürfte die Antwort aus München vorliegen. Starten will Emmy Böhm – wenn alles gut läuft – im März.

Wer kommt als Integrationshelfer in Frage? Interessierte Bürger, die mindestens 18 Jahre alt sind, Eingebürgerte, ehemalige Hilfesuchende, die ihr Wissen und ihre eigene Erfahrung weitergeben können sowie die Absolventen von Integrationskursen. Eine fachspezifische Ausbildung ist nicht erforderlich, jedoch wünschenswert. Akquiriert werden die Helfer von der Koordinierungsstelle bei der Ausländerbehörde am Landratsamt. Wer Interesse an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit hat, kann dort nachfragen. Interessenten nehmen am kostenlosen Fortbildungsangebot teil,

Um den Helfern ihre Arbeit zu erleichtern, will die Behörde einen Leitfaden herausgeben. Er soll über Secondhandläden, Ansprechpartner und Beratungsstellen informieren, Tipps und Tricks verraten, wie man schneller Deutsch lernt und vieles andere mehr. Der Integrationshelfer hat seine Kontaktstelle bei der Ausländerbehörde.

In welchen Bereichen kann ein Helfer dieser Art tätig werden? Er kann Migranten bei Behördengängen unterstützen, sie über das deutsche Schulsystem und die Bildungschancen ganz allgemein informieren, Hilfestellung bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder beim Nachholen von Schulabschlüssen geben, seine Schützlinge zum Arzt, ins Krankenhaus oder zur Krankenkasse begleiten oder bei der Vermittlung von Sprachkursen behilflich sein. Aber auch Alltägliches steht auf dem Programm, wie beispielsweise unser Müllsystem oder der öffentliche Personennahverkehr. Auch bei der Wohnungssuche ist der Integrationshelfer ein wichtiger Partner, der Inserate sichtet, bei Absprachen mit Vermietern dabei ist und zu Wohnungsbesichtigungen begleitet. Das Arbeitsfeld der Ehrenamtlichen ist vielseitig gestaltbar. So können Migranten an Vereine, Kirchen oder Jugendzentren herangeführt werden. Bei alten Menschen kommt die Vermittlung an Hilfseinrichtungen wie Pflegestützpunkt oder Hospizverein in Frage.

Der Integrationshelfer soll aber keine eigene Beratungsstelle sein, sondern vielmehr an die jeweilige Fachstelle vermitteln. Er übernimmt keine gesetzliche Betreuung und auch nicht die Aufgaben eines amtlichen Dolmetschers. Das Landratsamt setzt vielmehr auf eine intensive Begleitung, da dies eine sehr wirkungsvolle Hilfe darstellt und nebenbei Migranten die deutsche Sprache schneller und leichter erlernen können.

Hilfe bei ihrem Projekt dürfen Emmy Böhm und ihre Mitarbeiter von der Neuburger Volkshochschule erwarten. Deren Geschäftsführerin Christa Jerominek-Mundil will sich bei den Teilnehmern der Integrationskurse umhören. Die lernen nicht nur die deutsche Sprache bis zum Niveau B1, sie haben auch den entsprechenden Hintergrund und können sich in die Gemütslage, die Denkweise und den kulturellen Hintergrund der Migranten gut einfühlen. Außerdem, so die Vhs-Leiterin, könne es auf neue Migranten durchaus anspornend wirken, die deutsche Sprache zu erlernen, wenn Landsleute sie mit ihren Sprachkenntnissen in der Anfangsphase unterstützen. An den Integrationskursen nehmen etwa 80 Personen teil. Vielleicht strebe der eine oder andere eine ehrenamtliche Karriere als Integrationshelfer an.