Neuburg
Gitarrensound bis zum Wolkenbruch

Festival "Von Barock bis Rock" begeistert mit internationalen Gästen besonders Luca Stricagnoli sticht hervor

25.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Foto: Andrea Hammerl

Neuburg (DK) Gitarrenfans sind voll auf ihre Kosten gekommen bei Noppos viertem Gitarrenfestival "Von Barock bis Rock" im Stadtmuseumsgarten. Rund 300 Gäste genossen zwei stimmungsvolle Abende mit Gitarrenvirtuosen verschiedener Stilrichtungen.

Seinen ganz eigenen Stil hat Luca Stricagnoli. Der 25-jährige Italiener begeisterte die Zuhörer am Samstagabend und riss sie mitten im Konzert zu Standing Ovations hin. Was zum einen seinem Ausnahmekönnen als Musiker geschuldet war, zum anderen dem Charme und Witz des jungen Mannes, der die Zeit, die er benötigte, um sein Arsenal an Gitarren immer wieder neu zu stimmen, mit amüsanten Anekdoten und Sprüchen überbrückte - in bestens verständlichem Englisch, gewürzt mit ein paar Brocken Deutsch. So erzählte er von seinem Manager, der ihm während des für ihn so wichtigen London Guitar Festivals ihm unverständliche Zeichen machte, die er ignorierte, um später zu erfahren, dass es nicht um die Musik, sondern seinen offenen Hosenstall gegangen war. Oder er merkte flapsig an, um sich aufs Gitarre-Stimmen konzentrieren zu können, rede er am besten wie ein Politiker - wovon er sogleich eine nichtssagende Stammel-Kostprobe gab. Am meisten aber beeindruckte sein geniales Spiel auf den Saiten das Publikum. Was nur noch zu steigern war, indem er fünf Gitarren gleichzeitig spielte, wofür er die Schuhe auszog und die Füße zu Hilfe nahm. Um für die Filmtitelmelodie "Der letzte Mohikaner" das eigentlich benötigte Orchester zu ersetzen, griff Stricagnoli zu einem Bogen und strich eine Gitarre wie eine Geige. Der Effekt war frappierend. Das Schlagzeug ersetzte ein banales Besteckmesser - "meine Mutter sucht das immer noch" - das er in der Hand hielt, die die Saiten strich, während er gleichzeitig mit dem Messer den Gitarrenkörper klopfte.

Schwierig für Daniel Gall alias San2 (Gesang, Mundharmonika) und Sebastian Schwarzenberger (Gitarre), nach diesem furiosen Auftritt an die Reihe zu kommen. Das Duo brachte Bluesklänge mit und versprach, wer mit einer CD von ihnen heimginge, sei um 15 Prozent glücklicher als die, die ohne heimgingen - das habe eine Studie bewiesen. Die beiden waren die vierten und letzten Musiker des Abends, um 23 Uhr brach Moderator Bernhard Mahler das Konzert wegen zunehmenden Regens ab, holte Noppo statt im Trio "Kleinstadtliebe" mit Simone und Michael Harnoß alleine auf die Bühne, wo er vom Publikum für die Musiker-Auswahl gefeiert wurde, ehe die meisten fluchtartig den Garten verließen.

Den Auftakt hatten Sascha Fersch und Christian Hofmeier alias "Poem" mit wunderbar melodiösen Stücken im Stile von Simon and Garfunkel oder Cat Stevens sowie selbst geschriebenen Gedichten gemacht. Im Sinne der Völkerverständigung und weil es sich um ein internationales Gitarrenfestival mit Gästen aus Mexiko, Mecklenburg-Vorpommern und Italien handele, begrüßte Mahler das österreichische Gitarrenduo Zweizupf, bestehend aus Martin Moro und Hannes Urdl, die eher meditative Klänge im Blues- und Folkstil zum Besten gaben.

Am Freitagabend hatten nach Ansicht vieler Gäste Peter Maklar und Kurt Schwarzbauer aus Schrobenhausen für das Highlight des Abends gesorgt, aus Mexiko waren wieder Alejandro Carrillo Gamboa beim klassischen Gitarrenabend und Werner Hucks sowie Dave Goodman zu hören.