Neuburg
"Gebrummt wie bei einem Erdbeben"

Stromausfall in Feldkirchen wird genau analysiert – Bis jetzt keine Schadensersatzforderungen

20.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:39 Uhr

Die Stromversorgung der Stadt Neuburg ist in mehrere Teilnetze aufgeteilt, um im Störfall die Fehlerquelle zu isolieren. Beim jüngsten Blackout hat das System nach Angaben der Stadtwerke gut funktioniert. Im Bild ist das Umspannwerk am Donauwörther Berg zu sehen - Foto: r

Neuburg (r) Beim Stromausfall vergangene Woche kommen die Stadtwerke offenbar mit einem „blauen Auge“ davon. Bis jetzt liegen noch keine Schadensersatzforderungen betroffener Betriebe und Verbrauchermärkte vor. Mehrere Geschäftsführer erklärten aber, man sei dabei, die Sache „durchzurechnen“.

Für die Stadtwerke und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling ist die Haftungsfrage ohnehin schon geklärt: Nicht der Kommunalbetrieb müsse hier eintreten, sondern die Firma. auf deren Gelände es zum Störfall gekommen sei. Der Kartoffelverarbeiter betreibe dort eine Photovoltaikanlage mit Trafostation. Die Station sei von den Stadtwerken nicht gebaut, aber abgenommen worden.

Vergangenen Freitag war es kurz vor Mittag in dieser Trafostation zu einer sogenannten Spannungsüberbrückung gekommen. Der folgende Kurzschluss dauerte im Stadtgebiet nur den Bruchteil einer Sekunde, weil das Netz Feldkirchen sofort abgeschaltet worden war. Im Stadtteil selbst allerdings gingen die Lichter für mehr als eine Dreiviertelstunde aus. Der Blackout traf insbesondere das Einkaufszentrum Südpark mit Obi, Aldi, Edeka, MediaMarkt und Co.

Die kurzzeitige „Finsternis“ habe man ohne große Probleme bewältigen können, sagt MediaMarktleiter Claus Peter Walter, „jetzt versuchen wir den Geschäftsausfall zu beziffern.“ Ob man überhaupt Ausfallschäden geltend macht, steht auch für die Firma Hoffmann Mineral und Sonax noch nicht fest. Der Blitz-Blackout hatte die Fertigungsstraßen für Autopflegemittel und die Mischanlagen für Mineral bis zu eineinhalb Stunden stillstehen lassen, so Firmenchef Manfred Hoffmann. Seine Fachleute mussten die Computersteuerung wieder in Gang setzen. Ob und wie der Ausfall berechnet wird, „das überlegen wir noch“.

Die Fehlerquelle im Trafokasten der Feldkirchener Firma war deutlich wahrnehmbar. Das Innere der Anlage sei zentimeterstark verrußt gewesen, „es hat geraucht und die Anlage hat gebrummt wie bei einem Erdbeben“, schildert Richard Kuttenreich, technischer Leiter der Stadtwerke. Zusammen mit Vertretern der Firma, die die Trafostation eingerichtet habe, werde man das Schadensbild an Ort und Stelle analysieren und ein Gutachten anfertigen lassen. Möglicherweise liege höhere Gewalt vor. Im nächsten Werkausschuss werde er den Stadträten einen ausführlichen Bericht mit Fotos präsentieren.

Die private Trafostation sei zur Einspeisung des Sonnenstroms einer Photovoltaikanlage mit 700 Kilowatt Leistung gebaut gewesen – die zweitstärkste im Neuburger Stadtgebiet. Ein Störfall in so einer Anlage könne im schlechtesten Fall die Stromversorgung von ganz Neuburg lahmlegen. Das Ab-und Umschaltsystem der Stadtwerke, so Richard Kuttenreich. „hat aber perfekt funktioniert.“ Er denke nun darüber nach, die Netze in zusätzliche Segmentbereiche aufzuteilen.