Neuburg
Folk und Rock, alles Clear

21.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Barbara Clear, ihre Stimme und die Akustikgitarre sind eine Mischung, die Rock- und Folkfans einen wunderbaren Konzertabend garantiert. - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Sie marschiert "straight und autonom" durch Deutschland. Rund 200 000 Menschen erlebten seit 2004 Barbara Clear live auf der Bühne, hat Ralph Dittmar, ihr Lebensgefährte und Manager, ausgerechnet.

Seit Freitagabend kann er etwa 250 Konzertbesucher dazu addieren, denn der Kolpingsaal in Neuburg war gut besucht, die Stimmung bestens.

Von Anfang an sucht Barbara Clear den Kontakt zum Publikum, lässt den Rhythmus klatschen, fordert zum Mitsingen auf und bindet "Tentakeln und Stimme, sowie alles, was Lebensfreude nach außen sichtbar machen kann" ins Geschehen ein. Eine Künstlerin zum Anfassen, eine, der abzunehmen ist, dass sie und ihre Lieder genau dorthin, nämlich auf die Bühne – gehören und nicht in Fernseh-Realityshows.

Mit Folk- und Rockklassikern ist Clear parallel und alternativ zur aktuellen Kulleraugentournee unterwegs und verschafft nicht nur wunderschönen, altbekannten Melodien neuen Glanz, sondern reißt damit auch ihr Publikum von der ersten Minute an mit. John Denver, Bob Dylan, Joan Baez, Deep Purple, Joan Osborne, Cat Stevens, U2 und Ewan MacColl lassen grüßen und je bekannter das Lied, desto stärker der Zwischenapplaus – die Konzertbesucher schwelgen in Erinnerungen bei The night they drove old Dixie down oder Blowing in the wind, bei Hotel California oder Thorn.

Zwischendurch wird es ein wenig anspruchsvoller, wenn Clear fragt, wo die Kinder noch spielen können oder die Zeckennation besingt – eine Kampfansage der Kleinen gegen die Großen, die Blutsauger dieser Welt. Vor zwei Jahren habe sie nicht geahnt, wie zeitlos sich dieses Lied erweisen werde – leider. "He, du – du landest auch noch im Zeckenbauch", singt sie, "du auch, ich auch".

Dirty old town lädt zum Träumen ein, dann wieder funktioniert das kleine Persönchen mit großer Ausstrahlung, noch größerer Stimme und gewaltiger Bühnenpräsenz ihr Publikum in einen schottischen Highlander-Chor um. Und wer noch nicht weiß, wie der klingt, der darf sich vorstellen, er hätte bereits das fünfte Guinness hinter sich. Der Humor kommt wahrlich nicht zu kurz, ob sie nun die Zuhörer musikalisch in eine Durchschnittsfamilie versetzt, die stundenlang vor verschlossener Badezimmertür steht, weil sich der Sohn zum Ausgehen fertig macht oder ob es nur um eine einzelne Socke geht: "Da liegt eine Socke von dir, hinter meiner Tür". Völlig überflüssig zu sagen, "dass es sich um eine männliche Socke handelt". Geschlechtslos bleibt dagegen das Stinktier, das sie mit Hilfe ihres Fanchors und dessen Gesang wieder zum Leben erwecken will. That Skunk in the middle of the road – stinking to high heaven. Und die Stimmung im Saal steigt noch einmal.

In der Pause verkauft sie CDs und selbst bemalte Kaffeetassen, gibt Autogramme und beantwortet Fragen zu ihrer Klage gegen die Gema. Die Lautsprecher auf der Bühne sind nicht gerade unscheinbar, doch dass es auch ganz ohne Technik geht, beweist Barbara Clear mit einem gefühlvollen Lied aus Irland – à capella, weil es vor 300 Jahren eben auch "ganz ohne Strom ging".

Drei Zugaben lässt sie sich schließlich gern entlocken, darauf folgen Standing Ovations und die vierte und damit letzte Zugabe, bevor die Lichter für diesmal ausgehen.