Neuburg (DK) Dass nichts losgewesen sein soll in Neuburg, bezweifelt Moderator Tobi Klaus nach einer knappen Stunde amüsanten Lokalkabaretts von den Gaudifunken. Das Programm der Rosenmontagsgaudi ließe sich auch anders interpretieren - die Burgfunken können eben aus wenig viel machen.
Mit Klaus als moderierendem Stimmungsmacher, den Problemzonen aus Rain als Kontrastprogramm zu den bereits bekannten Eigengewächsen, den Nachwuchsstars Stefanie und Marina, Highlights aus den Gardenprogrammen und natürlich der Premiere der Männergarde als absolutem Höhepunkt gelingt den Neuburger Burgfunken ein abwechslungsreiches, dichtes Programm ohne Längen, dafür mit zwei angemessen kurzen Pausen. Das kommt bestens an im nahezu ausverkauften Kolpingsaal, der fast durchgängig von Maskierten oder wenigstens mit kleinen Faschingsaccessoires geschmücktem Publikum bevölkert ist.
Den neuen Moderator haben Burgfunkenpräsident Harry Zitzelsberger und seine Gardekollegen beim Gardeturnier in Stein bei den Schlossgeistern kennengelernt und ihn vom Fleck weg engagiert. Ein guter Griff, auch wenn er ab und an die ein oder andere Bierzelt-Parole einsparen könnte - das braucht es nicht, um im familiären Neuburg Stimmung zu machen. Das klappt am besten mit bekannten Lieder wie "Amarillo", den Abba-Songs von den Problemzonen und natürlich mit den Inhalten von "Kabarett, Comedy und Tanz", die Zitzelsberger eingangs angekündigt hat.
Einst war die Männergarde ein Gag. Mittlerweile sind sie eine ernst zu nehmende Showtruppe, die auf Tournee geht und Preise heimbringt. "Wenn ihr so in Stein tanzt, dann ist euch ein Podestplatz sicher", attestiert Klaus den "Flying Dancers" nach einem schweißtreibenden Programm mit Hebe- und Wurffiguren, kreativen Formationen und einer zackig-männlichen, Adrenalin und Testosteron sprühenden Choreografie. Während also die Männer auf große Fahrt gehen, haben sich die Gaudifunken dem Motto "Do bin i dahoam" verschrieben, nehmen Tomatenstöcke auf dem Friedhof und noch mehr den Kampf der Friedhofsreferentin Elfriede Müller dagegen auf die Schippe, kommen nach reiflicher Überlegung zum Schluss, dass der aus Beilngries stammende OB "kein Flüchtling, sondern nur Zuagroasta" ist, und fragen, ob die Stadt denn so viel Geld hätte, um Leute wie Roman Ehrlich zu ehren, über den sich Fritz Goschenhofer so aufgeregt hätte. Die Bürgerversammlung zur zweiten Donaubrücke habe einer Kabarettveranstaltung geähnelt, finden Ingrid (Kunze), Rita (Fährrolfes) und Claudia (Nadler) als Ratschkathln vom Hofgarten. Denen ist natürlich auch - anders als dem Stadtrat zunächst - nicht verborgen geblieben, dass in Neuburg zukünftig Bordelle erlaubt sind. Aber das werde ohnehin scheitern - an den Parkplätzen. Aber schön wäre es ja schon, wenn die Stadträte zur Eröffnung geladen würden.
Mindestens so gut wie die Texte sind die kreativen Einlagen der vielköpfigen Gaudifunkentruppe, die Queen Elizabeth, Angela Merkel, sprechende Ampeln, Rotkäppchen, eine Krankenschwester mit Maulkorb, knallrote Tomaten und Männer in Unterhosen auf die Bühne schicken - und den sächselnden Gärtner Danilo "heim nach Bitterfeld".
Christian Franke und Jonas Zitzelsberger als singende Stefanie und Marina mit verdächtig hohen Stimmen begeistern die Zuschauer so sehr, dass sie Zugabe fordern und das heitere Duett von Genie und Depp noch einmal zu hören bekommen. Weil die Neuburger offenbar keine eigenen Problemzonen haben, sind Die Problemzonen aus Rain alias Monika Mayr als Anni-Frid, Christa Wiest als Agnetha, Bernhard Ull als Benny und Wolfgang Haschner als Björn mit ihrem Abba-Programm gekommen. Sie ersetzen "Waterloo" durch "Burgfunken", karikieren mit "Super Trouper" eine kochende Küchenmaschine und nehmen dann mit "Atemnot" Anleihen bei Helene Fischer, rufen mit "Memories" nach "Weißbier, wir woll'n ein Weißbier" und erteilen veganem Essen eine humorvolle Absage. Als Überraschungsgast singt Lisa Moosheimer einige Songs, womit der Abend schließlich gut vor Mitternacht endet.
