Neuburg
Ein streitbarer Geist im Dienste Gottes

Klinikseelsorger Anton Tischinger feiert sein goldenes Priesterjubiläum mit zahlreichen Gästen

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr
Ein etwas anderer Pfarrer : Selbst bei der Prozession zu seinem Jubiläum war Anton Tischingfer lieber mitten unter den Kindern als brav in Reih und Glied. −Foto: Heumann

Neuburg (DK) Wer Anton Tischinger nicht kannte, hat jetzt erlebt, was diesen in Augen konservativer Kirchgänger oft so streitbaren katholischen Geistlichen ausmacht und ihn auch auszeichnet. Da brennt einer für seine Kirche, die er liebt und die ihm so oft missfällt – auch im 40. Jahr seines Priestertums.

Die Plätze in der Neuburger Heilig-Geist-Kirche reichten kaum aus. Und spätestens im weltlichen Teil der Feier im Garten dann mit zahlreichen Ehrengästen und Abordnungen wurde spürbar, welch tiefe Spuren vor allem menschlicher Art dieser Geistliche in dr Kreisstadt längst gezogen hat. Eigentlich Seelsorger an den Kliniken St. Elisabeth hilft Tischinger aus, wo er gebraucht wird, und das ist nicht gerade selten der Fall in der personell nicht überbesetzten Neuburger Pfarreiengemeinschaft St. Peter und Heilig Geist mit ihren diversen Außenstellen dazu.

Wie gesagt: Der fromme Mann hat seine Spuren gezogen und dabei nicht alle nur begeistert. Stadtpfarrer Herbert Kohler – „ich soll ja authentisch predigen“ – verhehlte denn nicht, dass Tischinger ihm im Laufe der Zeit durchaus das eine oder andere graue Haar wachsen ließ. Fast eindringlich fiel daher der Appell an den 70-jährigen aus, es ruhig auch mal mit weniger Dampf angehen zu lassen, nicht jeden Tag die Welt retten zu müssen. Aber er musste es doch – auch an diesem Tag, seinem Jubeltag, den nicht nur zehn Konzelebranten, darunter auch ein Vertreter der reformierten Kirche, sondern auch syrische Christen mitfeierten. Kohler hatte seine Predigt an einer Stelle im Matthäus-Evangelium festgemacht. Ein Gutsbesitzer hat darin Weizen ausgesät, ein ihm weniger Gutgesonnener mengt Unkraut unter. Der Gutsbesitzer aber lässt beides wachsen, aus Sorge, sonst auch die gute Aussaat zu gefährden. Kohler zielte damit auf die Kraft des Guten ab, niemandes Chance zu verbauen.

Aber diese Ansicht ließ Anton Tischinger nicht ruhen. Ganz spontan setzte er zur Gegenpredigt an, ergriff das Mikro, korrigierte Kohler und im Grunde das Matthäus-Evangelium gleich mit. Gott habe auf keinen Fall die Kräuter geteilt in gute Pflanzen und in Unkraut. Diese Trennung habe erst der Mensch selbst vorgenommen, betonte er. Gerade heute, bei wachsendem ökologischem Bewusstsein, erkenne man immer häufiger den Wert sogenannter Unkräuter. Kurz und gut: Unkraut gibt es nicht! Und vermutlich sprach Tischinger da in seinem Herzen nicht nur von den Gewächsen auf Feld und Wiese.