Neuburg
Ein Kleinod im konzertanten Alltag

Collegium Sanctae Ursulae unter der Leitung von Klaus Hopp-Wiel begeistert in der Studienkirche

14.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:52 Uhr

Einen echten Schatz haben Klaus Hopp-Wiel und das Collegium Sanctae Ursulae mit dieser „Weihnacht“ von Arthur Piechler gehoben - Foto: Heumann

Neuburg (DK) Bitte wiederholen, bitte alle kommen! Ein echtes Kleinod, das nicht so oft begegnet im konzertanten Alltag, holten Klaus Hopp-Wiel und sein Collegium Sanctae Ursulae hervor: „Die Weihnacht nach alten und neuen Weisen“ von Arthur Piechler. Nicht ganz kitschfrei, aber desto bekömmlicher nur zu goutieren.

Neuburg (DK) Bitte wiederholen! Bitte alle kommen! Ein echtes Kleinod, das nicht so oft begegnet im konzertanten Alltag, holten Klaus Hopp-Wiel und sein Collegium Sanctae Ursulae hervor: „Die Weihnacht nach alten und neuen Weisen“ von Arthur Piechler. Nicht ganz kitschfrei, aber desto bekömmlicher nur zu goutieren.

Einmal die Studienkirche voll ist einfach zu wenig für dieses auch liebevollst gemachte Projekt, dem man größtmögliches Publikum, nicht unbedingt freilich einen größeren Veranstaltungsort wünscht. Denn die Studienkirche ist ein echtes Juwel der Sakralkunst und von seiner räumlichen Dimension wie der barocken Gesamtanmutung her exakt die richtige, innige und doch zugleich das Gemüt erfrischende Hülle für ein in keinen Rahmen so ganz passendes Werk. Es ist fast schon ein Oratorium und bleibt fast noch ein Weihnachtsspiel; es schwelgt so schön in der alten Zeit, war wohl nie modern und atmet doch so viel Leichtigkeit.

Schon das einleitende Orgelstück weist Arthur Piechler als einen letztlich in der Romantik verwurzelten Komponisten aus. Die zeitlich teils früheren Stücke, die Andreas Strahl auf klug disponierter Orgel noch folgen lässt, weisen deutlich schon über Piechler hinaus; Klaus Hopp-Weil spricht in seinem Programm-Beitrag von einem „Nachromantiker“, wohl im Sinne schon von nachgeboren; vermutlich kann man Piechler auch einen Neoromantiker nennen.

Gleichviel, mit seiner „Weihnacht“ schrieb Arthur Piechler eine wahrlich zu Gemüt gehende Musik. Bestärkend noch in dieser Wirkung mag hinzukommen, dass da jemand nach den Schrecknissen des Krieges wieder anknüpfen wollte an ein anderes Deutschland, in einer Musiksprache, die den Zeitströmungen arg entgegen lief, die aber von allen verstanden wurde. Hopp und das Collegium Sanctae Ursulae kosten die Schönheit hingebungsvoll aus, bei aller chorischen und (mini)orchestralen Akkuratesse wirkt Hopp-Wiels Dirigat fast schon schwelgerisch verliebt in eine dann doch überforderte Musik.

Piechler und letztlich auch Hopp-Wiel sind wunderbare Lautmaler. Es beginnt gleich mit einer idyllischen Pastorale, das glockenhelle Alleluja klingt, als hätte Händel es ein zweites Mal komponiert. Dieses Changieren mit dem Vertrauten, haarscharf am vermeintlichen Zitat vorbei, all das Volksliedhafte, das doch ureigenste Schöpfung eines Komponisten Mitte des 20. Jahrhunderts erst ist – Piechler spielt mit der Tradition und einem eloquent beherrschten Stilempfinden. Mancher Chorsatz erinnert an Friedrich Silcher, manchmal wünscht man sich förmlich einen Bruch in so viel Schönfluss hinein. Solchen gibt es ein- oder zweimal in der Tat, aber nur als bewusst gesetzter lautmalerischer Gegenentwurf, wenn auch das Böse der Welt zitiert wird, die dunklen Farben von Cello und Oboe und die der tiefen Männerstimmen auftrumpfen, die großen Soli aber gehören in diesem Werk dann allesamt dem Sopran.

Mit den Heiligen Drei Königen kehrt auch noch der wundersamste Zauber-Orient ein – wie gesagt: Kitsch-Potenzial ist nicht von der Hand zu weisen – Sucht-Potenzial aber auch nicht.