Neuburg
Die Wildsau schafft es nun ins Netz

Bayerischer Jagdverband stellt sein Projekt BJV Digital vor – Jäger sammeln eine Fülle von Daten

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Dieses Wildschwein ist gerade der Suhle entstiegen und genießt die Abkühlung. Dass Jäger seine Daten sammeln und auswerten, ist ihm gleichgültig. Mit dem Projekt BJV Digital kann beispielsweise eine Schadensbilanz erstellt werden. Außerdem kann ein Jäger über sein Smartphone erfahren, wann eine Rotte in sein Revier einwechselt. - Foto: Frank

Neuburg (DK) Seit Februar erprobt der Bayerische Jagdverband sein neues Projekt BJV Digital. Damit werden Schwarzwildschäden und die Abschussstruktur – also Geschlecht und Alter – digital erfasst und anonym ausgewertet.

Ortsgebundene Daten werden geschützt und sind lediglich dem Revierinhaber und seinen Jägern zugänglich – jeder kann also sein eigenes Revier auf die Weise verwalten, ohne Angst haben zu müssen, dass andere Einblicke bekommen, die er nicht preisgeben will. Welcher Ansitz besonders ergiebig ist und zu welcher Zeit beispielsweise, wann wo Schwarzwild gesichtet oder erlegt wurde und wo welche Schäden entstanden sind. Sind mehrere Jäger in einem Revier aktiv, so erhält jeder einen Zugang, ausgewertet werden die Daten aber zusammengefasst für jedes Revier.

Hans Eisenschenk und Maria Greppmair als Vorsitzende der Neuburger beziehungsweise Schrobenhausener Jägerschaft interessieren keine Einzeldaten der jeweiligen Reviere, sondern lediglich die Gesamtzahlen, sprich die aufsummierte Schadensbilanz des Landkreises in Euro – und die erhalten sie von BJV Digital.

Von Anfang an waren drei von insgesamt etwa 120 Revieren im Landkreis mit dabei. Nun sollen es deutlich mehr werden. Hans Eisenschenk peilt mal 40 bis 50 Prozent an. „Ich hoffe vor allem auf die jungen Kollegen“, sagt er. In fünf bis zehn Jahren aber, so schätzt er, „wird BJV-Digital wohl Usus sein“. 40 von bayernweit zirka 150 Kreisgruppen nehmen am Projekt teil. Revierinhaber erhalten bei der Unteren Jagdbehörde im Landratsamt weitere Informationen beziehungsweise einen Zugang. Darüber können sie nicht nur eigene Daten eingeben, sondern auch die gefilterten, ausgewerteten Daten der kompletten Kreisgruppe einsehen.

BJV Digital kann noch mehr. Wenn Jäger ihre Daten teilen wollen, können sie eine Bejagungsgemeinschaft mit Benachrichtigungskreis gründen und so laufend Schwarzwildinformationen über eine Art digitalen Stammtisch mit Jagdfreunden oder Nachbarrevieren austauschen. Dabei kann jedes Revier in mehreren Gemeinschaften unterwegs sein, die sich auch überlappen können. Jeder Benachrichtigungskreis erhält eine eigene Auswertungskarte, die Schäden mit Rot, Sichtungen mit Gelb und erlegte Tiere mit Blau markiert. Über Smartphone und Sofortbenachrichtigung erfährt der Jäger beispielsweise, wenn sich eine Rotte daran macht, in sein Revier zu wechseln – sofern der Nachbar das gesehen und gemeldet hat.

Um das Projekt vorzustellen und voranzutreiben, besuchte Max Peter Graf von Montgelas vom Bayerischen Jagdverband vor einigen Wochen die Vertreter der Kreisgruppe Neuburg und Schrobenhausen im Landratsamt und informierte über den aktuellen Stand. „Das hat sehr viel gefruchtet“, bilanziert Eisenschenk, das Projekt laufe sehr gut an im Landkreis, aber auch in anderen Landkreisen, wie er gehört habe.