Neuburg
Wohin mit den Krankenhaus-Klassen?

Kliniken melden Platzbedarf an Landkreis zuständig Weigert will Lassigny-Gebäude kaufen

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Das Gebäude VI der ehemaligen Lassigny-Kaserne. Hier könnten die Krankenhausklassen eventuell untergebracht werden. Eine andere, kliniknahe Lösung ließe sich vielleicht im Umgriff des Hauses finden. Die Kliniken machen Druck, weil sie mit Raumproblemen zu kämpfen haben, der Landrat arbeitet bereits an einer Lösung. - Foto: Schanz

Neuburg (DK) Die Kliniken St. Elisabeth entwickeln sich ständig weiter. Das bringt Raumprobleme mit sich. Wohin mit den sogenannten Krankenhausklassen? Für die ist der Landkreis zuständig. Und der sucht nun nach einer Bleibe.

Für Günter Strobl, den Geschäftsführer der Kliniken muss sich auf absehbare Zeit etwas tun. "Ich brauche Planungssicherheit", betont er. Sein Problem sind fehlende Räume (wir berichteten). Landrat Roland Weigert (FW) will helfen. Es ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt.

Worum geht es? In der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es in St. Elisabeth Patienten, die über Wochen und Monate zur Therapie bleiben müssen. Schulpflichtig sind sie aber auch da. "Je nach Belegung sind es zwischen 40 und 60 Kinder. Aktuell haben wir sechs Klassen. Fünf davon werden im Nebengebäude des Krankenhauses unterrichtet, eine Klasse ist in Bittenbrunn im Förderzentrum untergebracht", erklärt Strobl. Ganz einfach ist es nicht, die Klassen nach Alter und Schulart zusammenzustellen. Aufgrund der Situation sollten es laut Strobl maximal zehn Schüler in einer Klasse sein. "Man schaut halt, dass es passt", erklärt er, aber die Klassenstärke muss überschaubar bleiben." Die Kinder und Jugendlichen, die in Bittenbrunn unterrichtet werden, müssen zur Schule gefahren werden. Das leistet das Krankenhaus. Die Lehrkräfte stellt die Dr.-Walter-Asam-Schule, vormals Sonderpädagogisches Förderzentrum, mit Genehmigung des Freistaates Bayern. Muss allerdings ein Schüler aufgrund seiner Erkrankung oder der Tagesform den Unterricht abbrechen, schickt die Klinik jemanden los, das Kind zu holen. "Derjenige ist dann mindestens eine halbe Stunde unterwegs, je nach Verkehr", berichtet der Geschäftsführer. Schon aus diesem Grund sollte der Unterricht in unmittelbarer Nähe der Klinik stattfinden.

Der Großteil der Schüler wird auf der Nordseite des Krankenhauses im Bereich der Berufsfachschule für Krankenpflege unterrichtet. "Wir brauchen mehr Platz", versichert Strobl. Schon jetzt seien zehn Ärzte und Therapeuten in den Räumen des Klosters der Elisabethinerinnen untergebracht. "Fußläufig ist das kein Problem, und ich bin froh, dass ich die Räume bekommen habe. Aber es ist nicht optimal."

Wie soll es weitergehen? Der Landrat sieht sich als zuständiger Sachaufwandsträger durchaus in der Pflicht und hat bereits "konstruktive Gespräche geführt". Eine Lösung kann Weigert auch schon präsentieren: das Gebäude VI der ehemaligen Lassigny-Kaserne. Eigentümer ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), und die würde wohl an den Landkreis verkaufen, wenn Stadt und Freistaat zustimmen. Zu welchen Konditionen ist noch unter Verschluss. Nachdem das gesamte Lassigny-Gelände mit rund 40 000 Quadratmetern schon einmal für zwei Millionen Euro zu haben gewesen wäre, dürfte sich der Verkaufspreis für nur eines der Häuser auf Schnäppchenniveau bewegen.

"Das Gebäude VI grenzt an unsere Parkplätze an." Das wäre nach Strobls Einschätzung "von der Örtlichkeit her richtig gut". Damit fiele auch der Transport flach, der nun "einen nicht unerheblichen Aufwand" darstelle. "Ein dringender Wunsch wäre auch eine Kita für das Personal der Kliniken, des Landratsamtes und der Geriatrie", denkt der Geschäftsführer weiter. "Das haben wir seit Jahren auf der Agenda", erklärt Weigert. All das ließe sich im Gebäude VI und dessen Umgriff realisieren. "Ich brauche jetzt eine Lösung", betont Strobl, denn Ende des Jahres sollte das Problem Krankenhausklassen Geschichte sein, nachdem Klinik und Raumnot gleichermaßen wachsen. "Wir stoßen an unsere Grenzen", sagt Strobl. Die sind auch deshalb absehbar, weil psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen weiter zunehmen, die Zahl der Patienten, die beschult werden müssen, also nicht rückläufig werden wird.

Sollte der Landkreis das Gebäude erwerben, es aber nicht zeitnah umbauen können, gäbe es auch die Lösung, Klassen in Containern unterzubringen, die auf dem Gelände aufgestellt werden könnten. "Ob Sanierung oder Container, das werden wir noch thematisieren", erklärt der Landrat. Bau- und Vergabeausschuss sowie der nachgeschaltete Kreisausschuss werden sich noch im April mit der Frage befassen.

Den möglichen Kauf des Gebäudes VI könnte Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) akzeptieren, zumal er darin keine Gefährdung für den geplanten Campus der Technischen Hochschule Ingolstadt sieht. Vorwegnehmen möchte der OB allerdings nichts, zuerst müsse der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung über den Immobilienkauf beraten. Dass Weigert womöglich für die Krankenhausklassen eine neue Schule plant, wird der Oberbürgermeister, in Personalunion auch Kreisrat, nicht hinnehmen. "Da wird weit überzogen. Man muss auch auf die Steuergelder achten. Dem Neubau einer Schule werde ich als Kreisrat nicht zustimmen."

Für Gmehling liegt die Lösung nahe. Übergangsweise könne man die Kinder und Jugendlichen in Containern unterbringen. "Das ist meinen Grundschülern auch so gegangen und sie sind daran nicht gestorben." Sollte die Paul-Winter-Realschule (etwa 600 Schüler) im Jahr 2019 in den Neubau am Kreuter Weg um- und die Walter-Asam-Schule (etwa 200 Schüler) dann in die "alte" Paul-Winter-Schule einziehen, wäre seiner Ansicht nach dort reichlich Platz für alle, und krankenhausnah wäre es auch.