Neuburg
"Ich möchte Dirndl statt Kaftan sehen"

Ungestörter "Themenabend" der AfD im Café Huber mit André Poggenburg

29.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Foto: Winfried Rein

Neuburg (r) "Lassen Sie uns im Schicksalsjahr 2017 den Sieg holen." André Poggenburg, einer der bekanntesten ostdeutschen AfD-Politiker, sieht seine Partei schon in der Regierungsbeteiligung, zumindest in der Fundamentalopposition. In Neuburg sprach er beim "Themenabend" der AfD.

Rund 100 Besucher wollten die Ausführungen der AfD-Bundestagskandidaten im Café Huber hören. Bis auf eine Handvoll junger Gegner blieb der Saal fest in der Hand von Security, Sympathisanten und Mitgliedern der rechtspopulistischen Partei. Die Polizei hatte mehrere Streifenwagen in Reserve, aber es demonstrierte nur Lehrerin Tanja Kolb mit erwachsenen Vertretern des "Traumtheaters".

Ungestörte Ansprachen also statt Auseinandersetzungen wie vor zwei Wochen in der Uni Magdeburg, als André Poggenburg über "Genderwahn" sprechen wollte und im Tumult der Studenten abbrechen musste. "Das Ganze endete in einer Saalschlägerei und zeigt, dass Antifada und Linksfaschisten an deutschen Universitäten herrschen", so der 42-jährige AfD-Vertreter.

"Gutmenschen" versuchten die Alternative für Deutschland mit allen Mitteln einzuschüchtern, so Poggenburg, "aber aufrechte Patrioten sind stärker als die Verblendung von Linksideologen." Der Mann aus Sachsen-Anhalt beklagte in Neuburg ein "degeneriertes Geschichtsverständnis". Die heutige Generation habe keine Schuld mehr an den Verbrechen der Nationalsozialisten, "das deutsche Volk ist die Schuldkultur und das immerwährende Selbstgeißeln leid."

Für den Bundestag im Wahlkreis Ingolstadt kandidiert Christina Wilhelm aus Neuburg. Sie will die "schreckliche Politik der Altparteien" abschaffen, die Preisgabe der deutschen Identität stoppen "und den Untergang unserer Heimat verhindern." So sieht es auch Katrin Ebner-Steiner, die im Wahlkreis Deggendorf für die AfD kandidiert. "Ich möchte hier keine Halbmonde und Minarette, sondern Kirchen sehen", so die AfD-Kandidatin, "und Dirndl statt Kaftan." Bei der Bundestagswahl im Oktober gehe es um "Sein oder Nichtsein."

Hans-Jörg Müller, Kandidat im Wahlkreis Berchtesgadener Land (gegen den CSU-Abgeordneten Peter Ramsauer), begann moderat, steigerte sich aber bald in wilde Verschwörungstheorien. Das Volk sei gesteuert durch das Establishment von Großkapital, Politik und Medien. US-Präsident Donald Trump habe dieses Problem in seinem Land sofort erkannt, "wir sind ihm sehr dankbar dafür."

Hans-Jörg Müller sagte auch, dass der Mittelstand die Wirtschaft am Laufen halte, dass "Hungerlöhne" nicht akzeptabel seien "und die Menschen vom erwirtschafteten Geld leben können müssen." Während Leistungserbringer abgeschöpft würden, ließen es sich die "Sozialfunktionäre" gut gehen. Sozialleistungen dürfe es nur für Einheimische und Migranten geben, die sich integrieren: "Deutsch sein ist eine Frage der Einstellung und Loyalität." Müller: "Leute, die nicht arbeiten und nur die Hand aufhalten, müssen unser Land sofort verlassen."