Neuburg
1100 Wahlhelfer stehen landkreisweit bereit

Im Landratsamt laufen die Fäden zusammen Immer weniger treten den Gang zur Urne an

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Unübersehbar werben die Parteien für die Bundestagswahl, hier an der Donauwörther Straße in Neuburg. - Foto: r

Neuburg (kpf) Wenn am Sonntagabend die Wahllokale um 18 Uhr schließen, wird es für das Wahlteam im Sachgebiet Kommunalrecht des Landratsamtes in Neuburg noch einmal richtig ernst. Dort laufen die Schnellmeldungen der Gemeinde zusammen, werden auf Plausibilität überprüft und dann in Tabellen übertragen und als Service für die Bürger bereits am Sonntagabend auf der Landkreis-Homepage ins Internet gestellt.

Das ist dann die Schlussetappe für die Mannschaft um Sachgebietsleiterin Karen Johannsen, die die große Abstimmung seit Monaten intensiv vorbereitet. "Zum Schluss machen drei Leute nur noch Wahl", berichtet sie. Einfacher ist es für die Mitarbeiter am Platz der Deutschen Einheit mit der Teilung des Wahlkreises nicht geworden. Johannsen, die keine politische Wertung abgeben möchte, räumt ein, dass das schon ein "erheblicher Mehraufwand ist, der auch etwas kostet". Auf einen finanziellen Ausgleich warten die Landratsämter aber vergeblich.

Was die Datensicherheit betrifft, ist Johannsen zuversichtlich. Es seien zwar Lücken im Sicherheitsnetz entdeckt worden, in die Störsoftware eindringen hätte können, aber die seien nun beseitigt, so dass mit einem normalen Ablauf zu rechnen sei. Es gebe aber erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. "Wir fühlen uns aber der Sache auch mit Taschenrechner und Köpfchen gewachsen", betont die Sachgebietsleiterin.

Aktuell sind im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen 71 656 Menschen wahlberechtigt. Im Jahr 2013 waren es noch 70 675. Der Landkreis wächst, das spiegelt sich auch in diesen Zahlen. 2013 hat jeder vierte, konkret 25,43 Prozent, seine Stimme per Briefwahl abgegeben. Aktuell haben 31,1 Prozent der Berechtigten Briefwahlunterlagen angefordert. Bis zum Jahr 2009 musste man noch versichern, beim Urnengang verhindert zu sein, um von zu Hause aus wählen zu dürfen. Diese Hürde wurde abgeschafft. Der Staat wollte seine Bürger offensichtlich nicht zum Lügen animieren, oder - noch schlimmer - dazu verleiten, erst gar nicht zu wählen. Mag es auch gemütlich sein, im heimischen Wohnzimmer die Kreuzchen zu machen, ob der verbrieften geheimen Wahl damit immer Rechnung getragen wird, ist fraglich. Manch helfende Hand dürfte bisweilen den Stift für die hochbetagten Eltern oder Großeltern führen. Ein weiterer Nachteil ist, dass damit immer weniger Wähler tatsächlich an die Urne gehen. "Diese Wähler nehmen ab", sagt Johannsen. Die Folge: Sind es zu wenig, wird das Wahllokal aufgelöst, weil damit eine geheime Abstimmung nicht mehr gewährleistet ist. Zumindest statistisch. Es kommt zu Zusammenlegungen. "Dann muss man eventuell ins Auto steigen, um zum Wahllokal zu kommen. Und das ist nicht förderlich für die Wahlbereitschaft", erklärt die Fachfrau.

Wer seine Kreuzchen gemacht hat, kann sich hoffnungsvoll zurücklehnen. Bei den Wahlhelfern sieht das anders aus. 1100 sind es landkreisweit, die sich in den Dienst der Demokratie stellen. Sie erhalten je nach Gemeinde für ihren Einsatz bis zu 60 Euro sogenanntes Erfrischungsgeld. Der Bund erstattet davon 25 Euro pro Wahlhelfer und 35 Euro für den Wahlvorstand. Deutschlandweit gibt der Bund dafür und für Portokosten 92 Millionen Euro aus. Neu sind die Urkunden für die Wahlhelfer, die heuer von den Gemeinden ausgegeben werden, um das Engagement zu würdigen. Auf Initiative des Innenministeriums erhalten langjährige Wahlhelfer eine Ehrennadel.

Eine andere Facette der Bundestagswahl sind die Auslandsdeutschen. Laut Johannsen beteiligen sich Menschen, die zum Teil schon viele Jahre im Ausland leben, aber die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, vermehrt an der Abstimmung. Ihre Anträge müssen zuvor aber geprüft werden.