Neuburg
Brückengegner machen gegen "Scheinlösung" mobil

Allianz aus Parteien und Verbänden will zweite Donauquerung durch das FFH-Gebiet verhindern

22.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

"Nein zu dieser Scheinlösung": (v.l.) Ortssprecher Eduard Lunzner aus Joshofen, BN-Kreisvorsitzender Günter Krell, Uwe Jakob, Sprecher des Aktionsbündnisses und Grünen-Ortsvorsitzender Norbert Mages lehnen eine zweite Donaubrücke ab.

Neuburg (DK) Eine zweite Donaubrücke gehört zu den Traditionsthemen im Neuburger Wahlkampf. Bislang ist die Stadt einer Realisierung nicht näher gekommen. Im Gegenteil: Im Jahr 2014 lehnten die Bürger ein solches Vorhaben mit knapper Mehrheit von 51,3 Prozent ab.

Jetzt will der Stadtrat trotz dieses Votums einen weiteren Anlauf nehmen, um die Donauquerung von der Grünauer Straße in Höhe Kläranlage nach Joshofen doch noch zu verwirklichen. Dagegen hat sich ein Aktionsbündnis formiert, dem außer Joshofener Bürgern auch der Bund Naturschutz, die Grünen, der Landesbund für Vogelschutz, die SPD, die Linke und die ÖDP angehören. Als Name hat man die etwas sperrige Variante "Nein zu dieser Scheinlösung! Keine Joshofener Brücke!" gewählt. Die Argumente dieses Bündnisses sind vielschichtig. So werde das Projekt vorsichtig geschätzt etwa 50 Millionen Euro kosten - ohne Grundstückskäufe. Die geplante Brücke werde die bestehende, über die in 18 Stunden 25 000 Kfz fahren um nur 3500 Fahrzeuge entlasten. "Diesen Unterschied wird niemand merken", sagt Norbert Mages, Ortsvorsitzender der Grünen in Neuburg. Im Mai 2014 sprach OB Bernhard Gmehling selbst davon, dass die Entlastungswirkung nicht die Wucht sei, und stufte das Vorhaben als ,sehr problematisch' ein", erinnert Mages. Die meisten Fahrten werden seiner Ansicht nach weiterhin über die Elisenbrücke führen, weil Ziele wie Ämter und Schulen so am schnellsten zu erreichen seien. Außerdem sei an der Bergheimer Spange - fünf Kilometer flussab - eine zweite Brücke vorhanden. Eine weitere Querung werde das Naherholungsgebiet Englischer Garten zerschneiden und "eine Oase der Ruhe wird unwiederbringlich zerstört".

An die Entlastungswirkung einer neuen Brücke glaubt auch Uwe Jakob aus Joshofen, der Sprecher des Aktionsbündnisses, nicht. Er schlägt ein integriertes Verkehrskonzept vor, um wirklich Entlastung zu schaffen.

Für Günter Krell, den Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz, steht fest, sein Verein lehnt den Brückenbau komplett ab. Das Bauwerk würde eine Landschaft weiter zerstückeln, die seit 20 Jahren europäisches Vogelschutz- und seit etwa 15 Jahren FFH-Gebiet ist. "Eine Zerschneidung würde eine Schädigung des Auwaldes bewirken", sagt Krell. Vor dem Bau müsse die FFH-Verträglichkeit bewiesen werden - und das werde wohl nicht gelingen. Krell mochte bei dem Gespräch gestern nicht ausschließen, dass der Bund Naturschutz notfalls den Klageweg beschreiten werde. "Die Stadt sollte den Dialog mit den Bürgern beginnen und ihnen keine fertigen Lösungen vorsetzen", schlägt Mages vor.

Was Krell, Mages, Jakob und dem Joshofener Ortssprecher Eduard Lunzner nicht gefällt, ist die Ignoranz dem Bürgerentscheid vom Mai 2014 gegenüber. "Die Entscheidung der Bürger wird nicht ernst genommen", sagt Krell. Lunzner findet sogar, hier werde die Demokratie mit Füßen getreten. "Für mich ist das sehr bedenklich", sagte er. "Es darf nicht sein, dass ein viertes und fünftes Ratsbegehren kommt, bis das Ergebnis passt. Wir fühlen uns irgendwie veräppelt", moniert der Ortssprecher.

Das Aktionsbündnis wird nun nach bewährter Manier auf die Bürger zugehen. "Wir werden eine Homepage einrichten, auf der die Argumente gegen die Brücke einsehbar sind", verrät Mages. Infostände und Führungen sind auch geplant. "Unser Schwerpunkt liegt auf der Information der Bürger", versichert der Grünenchef.