Neuburg
Bernhard Mazillis und Isabella Braun verschwinden

Ärger über die neue Namensnennung "Mira-Lobe-Schule" – Erwin Lesch habe mit den Nazis kooperiert

09.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:48 Uhr

Noch heißt die Schule »Sonderpädagogisches Förderzentrum«. Über die endgültige Namensnennung entscheiden die Kreisvertreter - Foto: r

Neuburg (r) Mira-Lobe-Schule? Der Name ist im Landkreis noch ziemlich unbekannt. Die Förderschulen in Aresing und Neuburg-Bittenbrunn wollen sich diesen Namen geben. Das haben Schulleitung und Elternbeirat diskutiert und mehrheitlich beschlossen. Aber der Kreistag weiß noch nichts davon.

Neuburg (r) Mira-Lobe-Schule? Der Name ist im Landkreis noch ziemlich unbekannt. Die Förderschulen in Aresing und Neuburg-Bittenbrunn wollen sich diesen Namen geben. Das haben Schulleitung und Elternbeirat diskutiert und mehrheitlich beschlossen. Aber der Kreistag weiß noch nichts davon. Bisher hieß die Förderschule in Bittenbrunn Mazillisschule, die Sprachheilschule trug den Namen Isabella-Braun-Schule und die Außenstelle in Aresing hieß Erwin-Lesch-Schule.

Der Name Erwin Lesch ist als erster verschwunden, nachdem der Münchner Professor Ulrich Heimlich von der Ludwig-Maximilians-Universität in einem Aufsatz den Pädagogen als Helfershelfer der Nazis dargestellt hatte. Lesch habe „Richtlinien für Erziehung in der Hilfsschule“ mitaufgestellt und andere Lehrer über „Allgemeine Erblehre“ aufgeklärt. Aus diesem Gedankengut hätten die Nazis Zwangssterilisation und Euthanasie gegen behinderte Menschen abgeleitet.

Die Erwin-Lesch-Schule in Neumarkt hat daraufhin den Namen sofort abgelegt. Im Juli stimmte der Kreisausschuss als Vertreter des Schulaufwandsträgers dem neutralen Namen „Sonderpädagogisches Förderzentrum Neumarkt“ zu.

In Neuburg wollten es die Förderlehrer offenbar nicht bei „SFZ - Sonderpädagogisches Förderzentrum“ lassen. Der Vorschlag „Donau-Paar-Schule“ wurde angeblich von den Aresingern abgelehnt. Dann tauchte der Vorschlag „Mira-Lobe-Schule“ auf. Mira Lobe (1913 - 1995) war jüdische Schriftstellerin, die viele Kinderbücher verfasste, mit viel Humor und Verständnis für Außenseiter und Schwache. Sie arbeitete in Wien mit dem kommunistischen Globus-Verlag zusammen. Zu ihrem 100. Geburtstag am 17. September ist ein Symposium in der Geburtsstadt Görlitz geplant.

Die Mehrheit von Lehrerkollegium und Elternbeirat akzeptierte „Mira-Lobe-Schule“ für die drei Neuburger Einrichtungen. Rektorin Regina Kneißl gab den beabsichtigen Namen beim Sommerfest der Schule bekannt. Eine einvernehmliche Absprache mit dem Landkreis als Sachaufwandsträger habe es nicht gegeben, ärgert sich Abteilungsleiter Willi Riß. Das Thema müsse auf jeden Fall im Kreisausschuss oder Kreistag behandelt werden. Genehmigungsbehörde ist die Regierung von Oberbayern.

In Neuburg nimmt der Ärger über den Umstand zu, dass die Namen Bernhard Mazillis und Isabella Braun sang- und klanglos verschwinden sollen. Kaufmann Bernhard Mazillis (1718 - 1786) war ein Wohltäter in der Stadt, der eine Stiftung für Waisen und Kinder eingerichtet hat. Früher gab es eine Mazillis-Volksschule in Neuburg. In den 80er Jahren bemühte sich Förderschulrektor Wolfgang Kaps erfolgreich um den Namen für seine Schule. „Der damalige OB Theo Lauber hat sofort zugestimmt“, erinnert sich Pensionär Kaps, „der Name hat der Schule gutgetan.“ Dass er jetzt aufgegeben wird, so Kaps, „das tut mir weh“.

Die Sprachheilschule trug den Namen der untadeligen Schriftstellerin und Lehrerin Isabella Braun (1815 - 1886). Sie unterrichtete zehn Jahre lang in Neuburg. Im Englischen Garten steht ein Isabella-Braun-Denkmal. Dort werde man weiter im Dezember ihres Geburtstages gedenken, sagt Stadträtin Brigitte Bößhenz. „Ihr Name ist verwurzelt mit Neuburg, alles andere hat keinen Bezug zu Stadt und Landkreis“, findet die Kindergartenreferentin.

„Nichts gegen Mira Lobe, aber die Umbenennung sieht nach Schnellschuss aus“, so Brigitte Bößhenz, „ich finde mich nicht damit ab, dass hier vollendete Tatsachen geschaffen worden sind.“