Neuburg
Bereit für den Einsatz an der Nato-Ostgrenze

120 Neuburger Bundeswehrangehörige werden mit feierlichem Appell nach Estland verabschiedet

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

"Augen geradeaus": 120 Neuburger Bundeswehrangehörige werden dafür nach Ämari in Estland reisen und Weihnachten in der Ferne feiern. - Fotos: Schanz

Neuburg (DK) Innerhalb eines 200 Soldaten starken deutschen Kontingents werden am Montag 120 Neuburger Bundeswehrangehörige nach Ämari in Estland fliegen, um die Nato-Ostgrenze zu sichern. Gestern verabschiedete sie Brigadegeneral Andreas Schick mit einem Appell auf dem Flugplatz.

Für die Neuburger Piloten, Techniker, Fluglotsen und anderen Bundeswehraktiven rund um die vier bis sechs deutschen Eurofighter ist der Einsatz nichts Neues. Bereits im Herbst und Winter 2014 waren sie in Estland stationiert, um den Nato-Luftraum über dem Baltikum zu sichern. Zwar verfüge man über große Erfahrung, aber Routine seien diese Flüge nicht, sagte Kommodore Oberst Holger Neumann. In Deutschland leistet das Taktische Luftwaffengeschwader 74 an 365 Tagen im Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit die Aufgabe der Luftpolizei - nun auch in Estland. "Während über Deutschland fast ausschließlich zivile Verkehrsmaschinen abgefangen werden, zu denen der Funkkontakt abgebrochen ist, trafen wir im Jahr 2014 bei den über 30 Einsatzflügen der Alarmrotte auf moderne russische Kampf- und Transportflugzeuge." Und auch diesmal bereitet man sich darauf vor. "Wir müssen davon ausgehen, dass unsere Alarmrotten wieder russische Militärflugzeuge identifizieren und begleiten werden", sagte Brigadegeneral Andreas Schick.

Seit dem Nato-Beitritt der baltischen Staaten, die sich nicht selbst verteidigen können, sichert das Militärbündnis den Luftraum. "Vor dem Hintergrund der Annexion der Krim durch Russland sowie der anhaltenden Krise in der Ost-Ukraine hat sich in den letzten Jahren unter anderem in den baltischen Staaten, anders als vielleicht hier in Deutschland, die gefühlte Bedrohung um einiges verstärkt", so der Leiter des Bereichs Luft. Schick betonte dabei die Professionalität und das deeskalierende Verhalten aller Beteiligten bei Annäherungen der bewaffneten Kampfjets. Alle Schutzflüge seien ohne Vorkommnisse abgelaufen. "Ich bin überzeugt, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Dies zeigen auch die durchweg positiven Erfahrungen aus den Begegnungen und der gemeinsamen Nutzung des syrischen Luftraums durch Nato und russische Luftfahrzeuge bei der Bekämpfung des Islamischen Staates", sagte er gestern.

Kommodore Holger Neumann und sein Stellvertreter Siegfried Beck berichteten, man habe sich für den Einsatz diesmal speziell vorbereitet - was in Neuburg deutlich zu hören war: Bei Nachtflügen trainierten die Kampfpiloten das Fliegen mit Nachtsichtbrillen. Das Waffensystem Eurofighter sei in Estland mit Außentanks, radar- und hitzegesteuerte Luft-Luft-Raketen sowie Täuschkörpern als Selbstschutzsystem konfiguriert. "Hinter uns liegen Wochen und Monate intensiver Planung", so der Kommodore und dankte seinen Frauen und Männern für die Motivation.

Auch Landrat Roland Weigert und Neuburgs Bürgermeister Rüdiger Vogt sprachen den Soldaten und zivilen Bundeswehrangehörigen großen Dank aus. "Ich habe bei einem Besuch 2014 erkannt, was Sie leisten, vor allem für die Menschen im Baltikum. Sie schaffen Sicherheit", so der Landrat. "Ich habe gespürt, was es für die Leute bedeutet, beschützt zu werden", betonte Weigert in seiner Rede. Sie Sicherheitslage habe sich allgemein seit 2014 verschärft, auch in Deutschland. "Ihre Arbeit, liebe Soldaten, wird mehr denn je geschätzt."

Vogt hob hervor, wie groß der Rückhalt in der Neuburger Bevölkerung sei. Die Bundeswehr gehöre zu Neuburg "wie die Donau oder das Schloss". Selbst bei den Nachtflügen habe es "nur vereinzelte Rückmeldungen" gegeben.

Ab September wird am Zeller Flugplatz nicht nur die Alarmrotte starten, bei Trainingsflügen werden im Herbst und Winter auch Nachtlandungen geübt.