Neuburg
30 000 Einwohner na und?

Meldebehörde registriert 30 021 Neuburger Rathaus reagiert mit Gelassenheit

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Neuburg ist als Wohn- und Zuzugsort zweifelsohne beliebt. Die Bevölkerung nimmt zu, und auch die amtliche Zählung des Landesamtes wird vermutlich bald die 30 000er Marke erreichen. - Foto: r

Neuburg (r) 30 000 Einwohner - na und? Als der Computer des Neuburger Meldeamtes über die oft diskutierte Marke klickte, blieben aufgeregte Reaktionen im Rathaus aus. OB Bernhard Gmehling weilt im Urlaub, Stellvertreter Rüdiger Vogt nahm den Vorgang gelassen zur Kenntnis.

Eigentlich ist er ihm gar nicht gemeldet worden. "Macht nichts", meint der Bürgermeister, "30 000 ist nur eine Zahl. Wir müssen sehen, dass wir Wohnraum schaffen, Kindergartenplätze anbieten und unsere Straßen in Schuss halten." Das heißt, "business as usual" und kein Marketing mit der Zahl 30 000. Der "Jubiläumsbürger" ist ohnehin versäumt worden und nicht mehr zu ermitteln. "Es herrscht starke Fluktuation", betont Markus Riedlberger, Leiter des Einwohnermeldeamtes. Neben ihm liegen Unterlagen von 25 Geburten, die einzutragen sind und ein Stapel mit Todesfällen.

30 025 Erstwohnsitze lautete der Stand am Dienstag. Gezählt werden nur lupenreine Erstwohnsitze, die über 1500 "Nebenwohnungen" sind nicht dabei. Zu den Neuburgern gehören aber 500 Asylsuchende in der Dauerunterkunft, nicht aber die Flüchtlinge der Noterstaufnahme, derzeit ohnehin nicht mehr besetzt.

Die Meldebehörde erfasst ferner etliche Zeit- und Montagearbeiter, die vorübergehend in Neuburg wohnen. Wenn ihre Aufträge erledigt sind, "kann es auf einen Schlag 50 bis 100 Abmeldungen geben", so Markus Riedlberger. Für den Herrn der Zahlen und Personalien steht aber fest, "dass der Trend in Neuburg eindeutig nach oben geht."

Neben der kommunalen Zählung gibt es die amtliche Bilanz des Bayerischen Landesamtes für Statistik. Sie weist für Neuburg 29 029 Einwohner aus - allerdings im Herbst 2015. "Aktuellere Zahlen haben wir nicht", so der Hinweis der Pressestelle der Landesbehörde. Sie stützt sich in erster Linie auf die Ergebnisse des Mikrozensus 2011 (Volkszählung) und bereinigt ihre Statistik konsequent von "Karteileichen".

Immerhin lassen auch die Münchener Statistiker Neuburg um bis zu 300 Bürger jährlich wachsen. Ihre Zahlen sind entscheidend, wenn die gravierendste Änderung fällig wird: Erreicht die Stadt rechtzeitig und offiziell 30 000 Einwohner, sind 2020 dann 40 statt bisher 30 Stadträte zu wählen. Der 2013 sanierte Sitzungssaal im Rathaus wäre dann zu klein. Somit kommt ein Ausbau des Dachgeschosses in Frage.

Rund 1000 Anfragen erreichen jährlich die beiden Wohnungsbaugesellschaften in der Stadt. Günstiger Wohnraum ist knapp. In dieser Situation erinnert sich die Baupolitik an Geschoßbau und Verdichtung und genehmigt Bauanträge, die früher nicht durchgegangen wären. Der Zuzug von Familien und Arbeitnehmern beruht auch auf Ausweichbewegungen in der Großstadt Ingolstadt. Dort ist Wohnraum noch knapper und noch teurer.

Insgesamt würde Deutschland ohne Zuwanderung schrumpfen. Es geht um Verlagerung von Wohnorten. Der Zug geht massiv in die Ballungsräume, während ländliche Gegenden verlieren.