Kunstwerke und Dinge mit Geschichte

Agenda-21-Gruppe Oberhausen stellte am Wochenende in der Grundschule aus

27.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:46 Uhr

Lauter „oides Gelump“ haben die Oberhausener Künstler zusammengetragen und absolut lesenswerte Texte dazu verfasst.

Oberhausen (ahl) Historische und aktuelle Oberhausener Ansichten, Stillleben, Quiltarbeiten, hintersinnige Objekte, wertvolle alte Landkarten und kuriose Exponate unter dem Motto „Echt alt – Dinge mit Geschichte“ waren am Wochenende in der Grundschule Oberhausen zu sehen.

Zum sechsten Mal seit 2004 zeigte die Agenda-21-Gruppe Oberhausen „Kunst in Oberhausen“. Grund genug für Bürgermeister Fridolin Gößl, stolz zu sein auf den für eine so kleine Gemeinde ungewöhnlich aktiven Kunstkreis. Zehn Künstler plus zwei Gastaussteller haben mit Bildern, Objekten und Handarbeiten eine interessante Ausstellung geformt, die an die 60 Besucher zur Vernissage lockte. Regina Gensberger (Klavier, Klarinette) und Christine Reißner (Klarinette) lieferten den musikalischen Rahmen, und Annemarie Meilinger entführte mit einem launigen Exkurs in die Lebenswelt des Huseners vor 800 Jahren. Damals, so behauptete sie, habe der Husener keine Bilder gebraucht, denn er hatte seine kleine Welt ja ständig vor Augen. Heute dagegen sei es möglich, jederzeit Bilder von sich selbst zu machen, sogenannte Selfies, und sie in Sekundenschnelle bis nach Amerika oder Australien zu schicken. Danach, habe „der Husener sicher kein Bedürfnis gehabt“, meinte Meilinger, er habe wohl genug damit zu tun gehabt, seine Familie zu ernähren und gesund zu bleiben.

Dennoch „gab es bereits zu Zeiten der ersten wilden Gestalten in Höhlen Kunst“, deren Aufgabe zunächst war, die Welt so zu zeigen, wie sie war oder aus Sicht des Auftraggebers sein sollte. Inzwischen habe sich das Verständnis von Kunst weiterentwickelt, da mit der Fotografie die originäre Aufgabe der Kunst verloren ging.

Die Zeit des Agenda-Kunstkreises mit zehn Jahren umfasst gerade mal 1,25 Prozent der 800-jährigen Geschichte Oberhausens – verschwindend wenig und Grund genug, den Vernissagebesuchern „Carpe diem“, zuzurufen. Die nutzten ihre Zeit und bewunderten beispielsweise die von Mini Forster-Hüttlinger digital bearbeiteten alten Fotografien Oberhausens, die Aquarelle mit Oberhausener Naturschauspielen und Oberhausener Ansichten von Agnes Reißner sowie Claudia Böhm, Blumen- oder Kirchenbilder von Antje Schmidt, das in herrlichem Blau leuchtende abstrakte Werk „Ois blau“ von Andrea Kaes, Hans Seeanners „Guckfenster in die Vergangenheit“ oder die dekorativen Quilts von Monika Holzmayr und Marianne Blümel, betrachteten Meilingers zehnteilige Ernte aus Keramik oder fragten die Künstlerin nach dem Hintergrund des aus rostigen Nägeln erstellten „Arabischen Frühlings“, ließen sich von großformatigen Porträtköpfen der Gastausstellerin Sandra Maxi Frey in Bann ziehen oder flanierten entlang der Tonarbeiten von Manuela Schinagl, die unter anderem in den Beeten vor der Schule zu finden waren. Etwas ganz Besonderes sind die alten Landkarten von Roland Holzmayr, die von etlichen Ausstellungsbesuchern eingehend studiert wurden.

Aus den alten Dingen mit Geschichte ragt der Landbriefkasten von 1861 hervor. Funkelnagelneu, weil von Peter Brenner nachgebaut, und doch pure Nostalgie in kitschigem Hellblau. Die jüngere Vergangenheit sollen die bis zu 200 oder 300 Jahre alten Exponate im Quergang der Schule beleuchten, erklärte Forster-Hüttlinger. Das taten sie auf höchst humorvolle Weise, zumal die Aufgabe an alle Kunstkreismitglieder gelautet hatte, „altes Gelump“ zusammenzutragen und Geschichten dazu zu erfinden, wie Meilinger verriet. So hat sie beispielsweise einen alten Spätzlehobel als „Sattmacher“ tituliert. Dann ist da noch der verrostete Nasenring zu sehen, an dem Maria Leopoldine ihren Gemahl, den Kurfürsten Karl Theodor, herumgeführt haben soll, der Kupferkessel des Hofkochs von der Kaiserburg, der Kaiser Barbarossa darin Wildschweingulasch serviert haben soll, als der sich im Wald von Oberhausen verlaufen hatte, die Wärmflasche von Tante Walli aus dem Jahr 1925, Oma Doras Gemüsesieb, eine Küchenwaage ohne Elektronik, Wählscheibentelefon und hölzernes Spinnrad.

Dass die Oberhausener Künstler auch mit Küchengerät umzugehen verstehen, bewiesen sie mit einem vielseitigen und schmackhaften Büfett, das vor allem mit selbst gemachten Aufstrichen bestach, teilweise mit schmückenden Gänseblümchen angereichert.