Kreut
Kahlschlag in Kreut

Ein Hektar Wald im Oberhausener Gemeindeteil abgeholzt Gößl argumentiert wirtschaftlich

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Foto: DK

Kreut (DK) 100-jährige Eichen, mächtige Linden, imposante Kiefern: Der knapp ein Hektar große Wald im Oberhausener Ortsteil Kreut ist verschwunden. Davon ist weder der Landesbund für Vogelschutz (LBV) noch die Untere Naturschutzbehörde begeistert. Die Gemeinde wähnt sich im Recht.

Es war ein kleines Idyll, mitten in Kreut. Zwischen den inzwischen abgerissenen Mannschaftsgebäuden der ehemaligen Tilly-Kaserne und den gewerblich genutzten Flächen an der B 16 wuchsen seit weit über 100 Jahren auf einer Fläche von einem Hektar Buchen, Linden und Kiefern - und waren möglicherweise die Heimat von vielen verschiedenen Tieren.

Nur: Herausfinden lässt sich das nicht mehr. Der Wald ist verschwunden, abgeholzt. Die Gemeinde Oberhausen will auf der Fläche bekanntermaßen Gewerbe ansiedeln - da mussten die grünen Riesen weichen. Wer das kritisiert, ist unter anderem der Landesbund für Vogelschutz. Ulrich Mayer, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Neuburg-Schrobenhausen, beklagt, dass die Untere Naturschutzbehörde über die Rodung nicht informiert gewesen sei und deshalb keine artenschutzrechtliche Stellungnahme abgeben konnte. "Es waren neben Kiefern, alten Eichen und Buchen mit bis zu einem Meter Stammdurchmesser auch Totholzbäume betroffen", schreibt er in der Stellungnahme zum Bebauungsplan. "Es kann bei der Rodung dieses Baumbestandes davon ausgegangen werden, dass geschützte Arten wie Fledermäuse, Käfer und Höhlenbewohner betroffen waren." Für ihn sei das ganz klar "ein Kahlschlag. Die Fläche ist einfach platt gemacht worden". Früher sei das ganze Gelände rund um die Kaserne parkähnlich gewesen, nun gebe es immer weniger Grün.

"Alles ganz normal gelaufen", sagt hingegen Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl (CSU). "Das war eine holzwirtschaftliche Endnutzung, und keine Rodung, die Wurzelstöcke wurden ja nicht entfernt. Das ist alles mit dem Forstamt besprochen."

Was der Unterschied zwischen "Waldnutzung" und "Rodung" ist, das kann Siegfried Geißler, Chef der Unteren Naturschutzbehörde erklären: "Bei einer Nutzung werden die Bäume geerntet, danach werden die Flächen wieder aufgeforstet. Eine Rodung ist dafür da, die Fläche einer anderen Nutzung, wie zum Beispiel einer Gewerbeansiedlung, zuzuführen." Auch Geißler ist der Meinung, dass es bei einer Prüfung möglicherweise artenschutzrechtliche Probleme gegeben hätte. "Das waren große Bäume, da kann man davon ausgehen, dass da Fledermäuse und Vogelnester drin waren."

Ob die "holzwirtschaftliche Endnutzung" nur ein bürokratisch-rechtlicher Kniff war, sich die Untere Naturschutzbehörde vom Leib zu halten, die eben nur bei einer "Rodung" eingeschaltet hätte werden müssen? Gößl sieht sich im Recht. "Wir haben vor eineinviertel Jahren mit dem Landratsamt besprochen, was wir in Kreut vorhaben", sagt der Bürgermeister. "Es ist doch besser, hier in Kreut zu bauen, wo Straße, Kanal und alles da ist, als raus auf die grüne Wiese zu gehen, um Gewerbe anzusiedeln." Die ein Hektar große Fläche könne er dreimal verkaufen, so groß sei die Nachfrage. "Die Unternehmen stehen Gewehr bei Fuß." Und für das Forstamt in Pfaffenhofen jedenfalls sei die Fällung der Bäume in Ordnung gewesen. Ausgleichsflächen dafür habe die Gemeinde bereits vor sechs Jahren angelegt. Gerodet - also die Wurzelstöcke entfernt - werde dann zu einem späteren Zeitpunkt, in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde und Siegfried Geißler.

Was die Behörde dann allerdings noch großartig dazu sagen kann, ist fraglich. Die grünen Riesen sind für immer verschwunden, und mit ihnen auch ihre tierischen Bewohner.