Ein Stich war Todesursache

23.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr

Der Tatort: Bei den Tennisplätzen des MTV Ingolstadt an der Fohlenweide starb der 34-jährige Familienvater Mustafa T. am Sonntagabend. Die Spurensicherung war bis in die Nacht hinein unterwegs. - Foto: Reiß

Ingolstadt (DK) Nach dem Gewaltverbrechen am Sonntag beim Ingolstädter Baggersee ist gestern Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Täter ergangen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28-jährigen Ömer K. Totschlag vor. Der Beschuldigte hat bisher kaum Angaben gemacht.


Das Geschehen draußen bei den Tennisplätzen des MTV Ingolstadt gab den Ermittlern auch gestern noch einige Rätsel auf. Mustafa T. (34) aus Ingolstadt hatte vorgestern gegen 14 Uhr die eheliche Wohnung im Piusviertel verlassen. Der Vater eines sechsjährigen Buben setzte sich in seinen Audi A 3 und fuhr weg. Seine Ehefrau hatte ihn gegen 18 Uhr noch am Mobiltelefon angerufen und gefragt, wo er bleibe, da sie in die Nachtschicht musste. Er werde bald da sein, hatte der 34-Jährige noch versichert. Eine Viertelstunde später war der Familienvater tot.
 
Wie es dazu gekommen ist, muss die Kripo aus bruchstückhaften Fakten erst noch genau rekonstruieren. Fest steht, dass der arbeitslose Ingolstädter von einem Messerstich in der Brust getroffen wurde. Die Klinge traf die Lunge und eine Schlagader. Laut gestrigem Obduktionsbericht ist der Mann regelrecht verblutet. Die Ermittler waren nach Spurenbild zunächst von drei Stichen ausgegangen. Zwei der vermeintlichen Wunden erwiesen sich jedoch nur als starke Blutanhaftungen, wie die Rechtsmediziner feststellten. Offenbar war Mustafa T. nicht sofort tot und hat noch versucht, nach der Attacke wegzufahren. Als er aufgefunden wurde, saß er bei laufendem Motor am Steuer des Autos. Ein Notarzt versuchte vergeblich, den Ingolstädter wiederzubeleben.

Die spärlichen Aussagen des Beschuldigten beziehen sich auf die Stunden vor der Bluttat. Ömer K. war angeblich den ganzen Nachmittag mit dem 34-Jährigen zusammen. Beide Männer sind seit längerem befreundet gewesen. Draußen am Baggersee hätten sie Alkohol getrunken und geredet, sagte der 28-Jährige. Dabei kam es zu einem Streit, dessen Auslöser bisher nicht feststeht. Die Auseinandersetzung eskalierte, bis Ömer K. laut Vorwurf seinem Freund das Messer in die Brust stieß. Das war gegen 18.15 Uhr. Sein Anwalt Jörg Gragert hat ihm geraten, vorerst nichts zur Sache zu sagen. "Ich will erst einmal Akteneinsicht, dann sehen wir weiter."

Der Beschuldigte – er ist selber verheiratet und hat zwei kleine Kinder – hatte nach der Tat zunächst seinen Schwiegervater angerufen. Ihm teilte er mit, dass es Probleme gebe. Der Angehörige alarmierte sofort seinen Sohn und dessen Freund und fuhr mit ihnen an den Baggersee. Während die zwei jüngeren Männer den 28-Jährigen heimbrachten, um später an den Tatort zurückzukehren, rief der Schwiegervater bei der Rettungsleitstelle an. Doch jede ärztliche Hilfe für das Opfer kam zu spät.

Die Polizei hatte Ömer K. gegen 21.40 Uhr in dessen Wohnung angetroffen. Der junge Mann ließ sich widerstandslos festnehmen. Ein Alkomattest ergab über zwei Promille. Ob dieser Wert vom Trinkgelage mit dem späteren Opfer herrührt oder ob der Beschuldigte nach der Bluttat zur Flasche gegriffen hat, lässt sich derzeit nicht sagen. "Wir haben Blutproben nehmen lassen und chemisch-toxikologische Untersuchungen angeordnet", sagte Leitender Oberstaatsanwalt Helmut Walter. Außerdem sei ein Messer sichergestellt worden. Nun werde geprüft, ob es die Tatwaffe ist. Weitere Details wollte der Behördenleiter aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen.

Die Leiche des 34-Jährigen soll nach der Freigabe durch die Justiz zur Beerdigung in seine türkische Heimat überführt werden. Möglicherweise ist das schon heute der Fall.