Ingolstadt
Der Abbruchbagger steht bereit

11.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr

Wütend und resigniert: "Ich muss mich jetzt mit der Situation abfinden", sagte Stadtheimatpfleger Christian Dittmar mit Blick auf den Abrissbagger vor dem Verwaltungsgebäude auf dem Gießereigelände. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Abbruch des Verwaltungsgebäudes auf dem Gießereigelände hat am Freitag begonnen. Zuvor waren die Denkmalschützer mit einer Beschwerde bei der Regierung von Oberbayern gescheitert. Die angekündigte Popularklage gegen die Stadt wird fallen gelassen.

Mit Entrüstung und großem Bedauern reagierten am Freitag Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger auf die Nachricht, dass auf dem Gießereigelände im Osten der Altstadt ein Bagger angerückt ist und Arbeiter den Abriss des Verwaltungsgebäudes vorbereiteten. Vom Bauherrn, der städtischen Tochter IFG, gab es dazu keine Stellungnahme. Dem Vernehmen nach sollen die Abrissarbeiten das ganz Wochenende andauern. Rechtsanwalt Hans Nüßlein, der eine Reihe von Ingolstädter Denkmalschützern vertritt, sprach von einem "Skandal", da die Arbeiten ohne Bebauungsplan für das Gelände begonnen werden sollten. "Ich bedauere zutiefst, dass ein Denkmal mit dieser hohen Wertigkeit für die Industriegeschichte Ingolstadts ohne Not geopfert wird", sagte Nüßlein auf Anfrage des DK.

Am Freitagvormittag hatte der Anwalt von der Regierung von Oberbayern erfahren, dass seine Rechtsaufsichtsbeschwerde gegen die Stadt Ingolstadt fruchtlos war: "Die Regierung hat sich leider entschlossen, nicht einzugreifen", bedauerte Nüßlein. Die geplante Popularklage, so der Anwalt, werde nicht gestartet, weil das juristische Risiko zu groß sei. Nüßlein: "Rechtlich kommen wir gegen den Abriss nicht an." Zugleich verwies der Ingolstädter auf den Termin der Abbrucharbeiten am Freitag, der kurz vor dem Wochenende "sicher kein Zufall" sei.

Stadtheimatpfleger Christian Dittmar, der bis zuletzt für den Erhalt des Gebäudes gekämpft hatte, bedankte sich bei seinen Unterstützern in der Stadt. Aber: "Ich muss mich jetzt mit der Situation abfinden", betonte Dittmar. Unterdessen war zu hören, dass die Denkmalschützer doch noch eine letzte Hoffnung hegen: Angeblich wird fieberhaft an einer Petition im bayerischen Landtag gearbeitet. Möglicherweise wird am Montag vom Verwaltungsgebäude jedoch nur noch ein Haufen Ziegel übrig sein.