Schrittweiser Ausbau der Bettenzahl

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Zu "Neuer Ärger fürs Klinikum" (DK vom 18. Juli), worin es unter anderem um Ungereimtheiten bei der Bettenbelegung im Elisabeth-Hospiz geht:

Es wird der Eindruck geweckt, dass das Hospiz vonseiten des Klinikums "allein unter wirtschaftlichen Aspekten" geführt worden und eine "kriminelle Energie der Verantwortlichen" zu sehen sei. Wir möchten dazu Folgendes anmerken: Das Elisabeth-Hospiz wird zu 74 Prozent vom Hospizverein Ingolstadt und zu 26 Prozent von der Klinikum GmbH getragen. Das bedeutet, dass für die Bettenbelegung zum Großteil der Hospizverein in der Verantwortung steht.

Herr Hartinger war unser Geschäftsführer und hat immer äußerst engagiert, kompetent und zu unserer vollsten Zufriedenheit die nicht leichte Aufgabe bewältigt, das Hospiz aus den ersten schwierigen Jahren mit zu erwartend hohen Verlusten in eine Zeit zu führen, in der die heutigen Verantwortlichen relativ gelassen mit einer positiven Bilanz rechnen können. Es war ausdrücklicher Wille beider Gesellschafter, ihn als Geschäftsführer zu bestellen. Die Klinikum GmbH hatte dem Hospizverein im Vorfeld zugesichert hat, eventuell eintretende Verluste in den ersten fünf Jahren im umgekehrten Verhältnis, also zu 74 Prozent, zu übernehmen - einen Betrag von mehreren Hunderttausend Euro.

Die Angst, dass das Klinikum sich an einem Hospiz "allein unter wirtschaftlichen Aspekten" beteiligen würde, hat sich demnach gerade als nicht berechtigt erwiesen! Ohne diese Zusicherung von Herrn Fastenmeier seitens der Klinikum GmbH hätte unser Verein das Wagnis eines Hospizes gar nicht auf sich nehmen, geschweige denn stemmen können: Es gäbe vielleicht bis heute nicht 13, nicht 10, sondern kein einziges Hospizbett in Ingolstadt!

Um die Verluste in den ersten Jahren in überschaubaren Grenzen zu halten, entschieden wir, im Hospiz anfangs nur 10 Betten und das dafür benötigte Personal bereitzustellen. Ohnehin war abzusehen, dass durch den Abriss des unmittelbar nebenstehenden alten Pflegeheimes der unzumutbaren Lärmbelästigung wegen manche Zimmer über einige Monate hinweg gar nicht belegt werden konnten, ja dass für einige Wochen sogar alle Bewohner auf eine Station im Klinikum verlegt werden mussten. Wir sahen darin ein hohes Risiko, dass die Bettenbelegung einbrechen könnte.

Die langsame, schrittweise Steigerung der Belegung war der ausdrückliche Wille und die Entscheidung der Gesellschafter und nicht die ihres Geschäftsführers. Häufig waren selbst diese zehn Betten nicht vollständig belegt, da die zu erwartende Nachfrage nach Hospizplätzen ausblieb. Die Kosten liefen trotzdem weiter. Hinzu kommt auch, dass phasenweise gut ausgebildetes Personal für den Hospiz- und Palliativbereich nur schwer zu bekommen war.

Ja, es gab auch Tage, an denen ein Gast auf eine Aufnahme hat warten müssen. Das ist immer ärgerlich und tat natürlich auch uns leid! Dennoch hat es sich als ausgewogen und richtig erwiesen, in den ersten Jahren mit der Bereitstellung der Höchstzahl an Betten und mit der damit benötigten Erhöhung des Personals abzuwarten. Dafür gab es viele Gründe. Wir als damalige Vorsitzende des Hospizvereines haben so entschieden, weil wir uns in der Verantwortung sahen, unseren Verein vernünftig zu führen und nicht durch risikoreiche Planung und Anhäufung hoher Verluste an die Wand fahren zu lassen. Uns wie auch den Verantwortlichen der Klinikum GmbH dafür "kriminelle Energie" zu unterstellen, ist äußerst unfair und grotesk!

Christian Halbauer

und Helmut Reuter,

ehemals 1. bzw. 2. Vorsitzender im Hospizverein Ingolstadt

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Als "eine moralische Verfehlung" betrachte ich die Vorgehensweise im Zusammenhang mit den Ereignissen im Elisabeth-Hospiz. Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum man jemandem dankbar sein muss, der mit einem Fragenkatalog dem Hospiz zu diesen "Ehren" verholfen hat. Ich möchte mich aber nicht politisch äußern, sondern bin persönlich tief betroffen, dass mit dieser Einrichtung Politik gemacht wird.

Bis vor zwei Jahren hatte ich keine Vorstellung, was genau in dieser Einrichtung geleistet wird, außer dass es der letzte Weg ist, den ein schwerkranker Mensch geht. Mittlerweile habe ich sowohl meine Schwiegermutter als auch meine Mutter im Elisabeth-Hospiz auf ihrem letzten Weg begleiten dürfen. Ich schreibe bewusst "dürfen". Diese Einrichtung ist ein Segen sowohl für die Gäste - als solche werden die todkranken Patienten von den Mitarbeitern gesehen - als auch die Angehörigen, die in diesen schweren Wochen mit der Situation völlig überfordert sind. Das Pflegepersonal ist mit Idealismus, Leidenschaft und Liebe bei der Arbeit. Die Patienten werden 24 Stunden gepflegt und umsorgt. Alle Mitarbeiter stehen den Angehörigen mit Rat und Tat oder auch mit einer Schulter zum Anlehnen zur Seite. Es ist kein Haus des Sterbens, sondern ein Haus des Lebens und der Stille.

Bilanzen, schwarze Zahlen, rote Zahlen, 10 oder 13 Betten - das spielt alles keine Rolle, wenn man liebe Menschen auf ihrem letzten Weg dort begleitet hat. Ich würde mir wünschen, dass in manchen Situationen nicht nur die "Sensationslust" im Vordergrund steht, sondern auf die Gefühle, die viele Menschen mit dem Elisabeth-Hospiz verbinden, Rücksicht genommen wird.

Alexandra Sitzmann

Gaimersheim