Offenbarungseid der Ordnungsbehörden

08.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

Zum Artikel "Polizei fahndet nach aggressivem Raser" (DK vom 4./5. März):

Unstrittig ist, dass in Ingolstadt immer wieder gerast wird. Wohl wahr. Mich selbst stören rücksichtslose Raser auch. Die nun angesprochenen Extreme sehe ich jedoch als Spitze des Eisbergs, sie verstoßen halt gegen das bürgerliche Ordnungsempfinden. Die Ausfälle nächtlicher Raser, die vor den Gerichten vermutlich im Weichwaschgang ohnehin als "Augenblicksversagen" gewertet werden, könnten nur durch konsequente Polizeipräsenz gemindert werden. Dass dies nicht möglich ist, liegt in der Verantwortung der Staatsregierung. Lippenbekenntnisse zu einer Aufstockung der polizeilichen Planstellen, wie jüngst pressewirksam platziert, nützen da wenig.

Wenn ich heute, an einem ganz normalen Spätnachmittag oder Samstagvormittag mit 50 von der A 9 zum Westpark fahre, sehe ich eine andere Seite des Problems. 70 oder 80 sind da für viele (auch Lkw!) selbstverständlich und gelten als "Kavaliersdelikt". Ungünstig finde ich, wie wenig man seitens der kommunalen Verwaltung gegen solche Tempoverstöße generell unternimmt. Das ginge anders. Andere Städte und Kommunen beweisen das.

Offenkundig ist aus meiner Sicht, dass wir in Ingolstadt keine fest installierten Radarkontrollpunkte finden. Auf diese Art werden letztlich überhaupt keine Zeichen einer Verkehrsüberwachung mehr gesetzt.

Kurzum: Die nächtlichen Raser sind für mich Sinnbild eines Offenbarungseids der Ordnungsbehörden. Woran liegt die laxe Haltung? Vielleicht am geistigen Kniefall vor der Autolobby, an der Scheu, dem Wahlvolk auf die Füße zu treten, dem bierseligen "mia-san-mia" oder an passend vorgeschobenen Kosten-Nutzen-Überlegungen? Das Schlimme daran ist nach meiner Meinung: Wir geben unsere Rechtsordnungen preis - und beschweren uns dann über die extremen Auswirkungen. Wenn ich kein Geld für kommunale Ordnung und Sicherheit ausgebe, sitzt es sich leicht auf prall gefüllten Stadtkassen.

Mein Tipp: Sitzen bleiben und den Bürgern empfehlen, an bestimmten Stellen in der Stadt nicht mehr auf der Straße zu gehen. Vor allem nachts.

Axel Ritter,

Ingolstadt