Regensburg macht's vor

12.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:30 Uhr
Im Städtischen Stadion an der Prüfeninger Straße trägt der SSV Jahn seine Spiele aus. Seit 2000 hat die Stadt 1,2 Millionen Euro in die 80 Jahre alte Anlage investiert, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Das Stadion grenzt an ein Wohngebiet und eine Brauerei. - Fotos: Rehberger −Foto: Rehberger

Regensburg (DK) Nicht nur in Ingolstadt spielt das Thema Stadionneubau eine große Rolle. Regensburg hat jetzt Pläne für eine neue Arena aus der Schublade gekramt.

Die Parallelen zwischen Ingolstadt und Regensburg sind bemerkenswert: Zuerst war in beiden Städten das moderne Eisstadion. SSV Jahn wie FC 04 sind zudem Fusionsvereine. Hier gingen MTV und ESV zusammen, dort die SG Post/Süd zum Jahn. Beide neuen Vereine spielen in der Fußball-Regionalliga. Beide Städte sind ähnlich groß und wachsen wie kaum andere. Und: Beide haben Fußballstadien, die für die Zweite Bundesliga nicht geeignet sind. Das haben sie vom Deutschen Fußball-Bund bestätigt bekommen.

Regensburg ist Ingolstadt aber in einem voraus: Die Stadt hat bereits vor sechs Jahren Planungen für eine neue Arena angestoßen. Wenngleich diese in der Schublade verschwanden, als der Jahn aus der zweiten Liga (2003/2004) in die Bayernliga purzelte und insolvent war. Nun ist der Verein wieder da und steht an der Tabellenspitze, was Präsident Franz Nerb schlicht "eine Sensation" nennt.

Diese führt dazu, dass die Stadionpläne aus der Schublade geholt und verstärkt verfolgt werden, wie Regensburgs OB Hans Schaidinger am Dienstagabend bei einer Infoveranstaltung der CSU-Fraktion bestätigte. Die Besonderheit: Im Gegensatz zu Ingolstadt, wo eine Grundsatzentscheidung aussteht, unterstützen in Regensburg alle Parteien offen das Projekt. Dabei wird es mit öffentlichen Mitteln finanziert, was außerhalb des Haushalts geschehen soll. "Wir wollen hier keinem die Diskussion antun, wenn wir das Stadion reinnehmen und zum Beispiel zwei Kindergärten raus", sagte Schaidinger.

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Die Finanzierung für die (im ersten Bauabschnitt) 15 000 Plätze steht noch nicht komplett. Einen Teil soll der Verkauf der 2,3 Hektar des alten Stadions an der Prüfeninger Straße bringen. "Ein Grundstock, mehr nicht", so Schaidinger. Mindestens 20 Millionen Euro koste ein vergleichbares Stadion.

In Ingolstadt sieht der bisherige Finanzierungsplan für einen ähnlich teuren Sportpark so aus: Audi zahlt fünf Millionen Euro für die Namensrechte, weitere fünf finanziert der Verein über die Pacht. Hinzu kommt der Verkauf der ESV-Sportplätze, die minimal fünf Millionen bringen sollen. Der Rest würde an der Stadt hängen bleiben.

In Ingolstadt stünde zudem das Bayernoil-Gelände als Platz bereit. Regensburg sucht noch nach einem Gelände, das entweder an der Uniklinik oder beim Eisstadion, der Donau-Arena, sein soll.

Der Stadtrat geht aber jede Entscheidung mit, so das Signal in Wahlkampfzeiten. "Eine Weltklasse-Situation: Schwarz, Rot und Grün sind alle dafür. Wir müssen uns vor der Politik verneigen", rief Nerb. Und das bei einem Verein, der gerade 700 Mitglieder hat und sich nur langsam von einem Insolvenzverfahren vor zwei Jahren erholt. "Nicht immer war das Interesse so groß wie jetzt für ein neues Stadion", sagte OB Schaidinger.

Vor fünf Jahren gründete sich sogar eine Initiative Pro-Jahnstadion, die 1500 Unterschriften sammelte. Jetzt kann es den Jahn-Fans nicht schnell genug gehen, weil viele die Rückkehr in die zweite Liga vor Augen haben. Während dies für den FC 04 als realistisches Ziel für die kommenden Jahre ausgegeben ist, wäre es für den Jahn "das Sensationsuperturbowunder", sagte Franz Nerb.

Ein Zuhörer der Diskussion am Dienstag beschwerte sich: "In Ingolstadt wird auch ein Stadion geplant. Ich möchte nicht wissen, wer früher dran ist." Schaidinger konterte kühl: "Sie können schon wetten, aber geben sie lieber mir das Geld für unsere Finanzierung."