Vohburg
"Der Wanderstock ist mein bester Freund"

Auf Umwegen nach Jerusalem: Daniel Prince aus Birmingham macht Station in Vohburg

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Zwischenstopp in Vohburg: Daniel Prince (auf dem Foto vor der Kirche von St. Peter auf dem Burgberg) aus Birmingham wandert zurzeit nach Jerusalem. Sein bester Freund ist der Wanderstock. - Foto: Konze

Vohburg (DK) "Die meisten Jugendlichen in England lehnen die Kirche ab. Ich suche den direkten Weg." Daniel Prince, 25-jähriger Brite aus Birmingham, hat gestern Station in Vohburg gemacht - auf seinem Marsch aus Großbritannien nach Jerusalem. "Meine Beweggründe zu erzählen, das würde sehr lange dauern. Das Bedürfnis, nach Jerusalem zu wandern, steckt tief in mir drinnen."

Prince wirkte gestern Mittag müde: "Ich bin seit ein paar Tagen kaputt", gibt er zu. "Daher bin ich zurzeit blind für die Schönheit der Natur. Wenn mein Ziel nicht Jerusalem wäre, würde ich die Wanderung abbrechen." Vor rund 100 Tagen ist er schon aufgebrochen. "Ich werde noch sechs Monate unterwegs sein", erzählt Prince bei einem zufälligen Besuch in der Redaktion des DONAUKURIER. Hier hatte er nach dem Weg zum Pfarrhaus gefragt. "Auf dem kürzesten Weg wäre ich noch drei Monate unterwegs. Aber ich gehe Umwege." Sein Marsch führt ihn voraussichtlich entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer, dann weiter via Antalya in der Türkei, rüber nach Zypern und dann nach Jerusalem.

Prince spricht sehr gut Deutsch. "Meine Mutter ist Deutsche, sie stammt aus Memmingen", erklärt er. Zurzeit lebt er in Freiburg. "Dort bin ich Freelance-Lehrer für Englisch. Aber nun geht es erst einmal nach Jerusalem." Seine Mutter, sagt er, sei schon besorgt. "Aber jetzt, wo ich durch Bayern laufe, also ihre Heimat, sagt sie nichts."

In seinem Rucksack ist alles, was er auf seinem Weg nach Jerusalem braucht: Zelt, Kochutensilien, Kleidung. Dazu ein kleines Büchlein für seine Aufzeichnungen: "Wenn ich wieder zu Hause bin, schreibe ich vielleicht ein Buch", verrät er. "Aber meine Schrift erinnert mich inzwischen schon an kyrillische Zeichen. Eine halbe Stunde nach dem Aufschreiben kann ich es schon nicht mehr lesen. In Schönschrift wäre das eine 6. Die ersten Tage war es noch eine 2."

Momentan trägt er geschlossene Schuhe. "In Passau kaufe ich mir ein neues Paar, am besten Sandalen." Dass das Wetter am Donnerstag umschlägt, freut Prince: "Wir bekommen englisches Wetter, schön." Dennoch werden es in Passau Sandalen sein. . . Ansonsten meidet Prince Großstädte. Und er läuft auf Straßen: "Ich finde es zwar stressig, aber es macht mir Spaß. Beim Laufen trage ich immer eine Warnweste." Nachts legt er sich - zur Not - in sein Zelt. Wobei das Zelt derzeit keine gute Wahl ist: "Es ist zu warm, fühlt sich an wie im Gewächshaus", erklärt der 25-Jährige. "In Süddeutschland laufe ich von Kloster zu Kloster und hoffe, dass ich dort übernachten kann." Überall bleibt Prince nur eine Nacht, selten sind es zwei. In Weltenburg sollen es aber auf jeden Fall zwei Nächte werden. "Man hat mir gesagt, Weltenburg sei der schönste Ort in Bayern."

Sein bester Freund, sagt Prince, ist sein Wanderstock. Und dass er den ganzen Weg alleine wandert, stört ihn auch nicht: "Beim Laufen sauge ich die Natur auf. Außerdem kann ich dabei in mich gehen." Dennoch glaubt Prince, dass die nächsten Monate noch schwer werden: "Die Hitze, die verschiedenen Sprachen, die unterschiedlichen Länder." Seine Wanderung nach Jerusalem ist aber nicht seine erste: "Ich bin schon nach Rom und wieder zurück gewandert", erzählt er.

Pro Tag läuft der Brite 15 bis 50 Kilometer. Er gibt aber zu, dass er ab 35 Kilometern "im Delirium" läuft: "Wenn ein Blatt von einem Baum fällt, finde ich das plötzlich lustig." Schon dreimal, sagt Prince, war er auf dieser Wanderung ohnmächtig. "Da bin ich einfach zu hart und zu weit gelaufen."

Für das Buch, das er nach seiner Rückkehr eventuell schreibt, macht Prince keine Fotos: "Fotografieren interessiert mich nicht so. Die Bilder, die ich mit meinem Smartphone mache, reichen mir." Und über dieses Handy ist und bleibt er auch verbunden mit der Welt. Da bekommt er auch alles über den Brexit mit. Dazu sagt er nur: "Es ist leicht, einen Traum auf ein Papier zu schreiben. Aber die Realität ist meist viel komplizierter."