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Mit vereinten Kräften

Ein Pakt mit Landkreisen und Unternehmen soll die Chancen für ein digitales Gründerzentrum erhöhen

02.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Ingolstadt (DK) Mit einem digitalen Pakt für Ingolstadt will OB Christian Lösel die Ansiedlung eines digitalen Gründerzentrums unterstützen. Die Landkreise der Region und einige Unternehmen machen mit. Bis Mai soll der Pakt stehen. Nach momentanem Stand dürfte das Zentrum im Kavalier Dallwigk untergebracht werden.¶

Sie sind jung und kreativ, haben wenig Geld, aber dafür umso mehr Ideen und brennen nur darauf, ihre Projekte in der Welt der Bits und Bytes umzusetzen: Wenn eine Region in der Zukunft vorne mit dabei sein will, muss sie diese angehenden Unternehmensgründer ansprechen. Ein digitales Gründerzentrum in der Nähe der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) böte für viele eine hervorragende Perspektive, manche halten sie gar für unverzichtbar. Um der Bewerbung Ingolstadts für eines dieser mindestens acht von der Staatsregierung geplanten Zentren mehr Nachdruck zu verleihen, will OB Christian Lösel einen digitalen Pakt für Ingolstadt schmieden. 

„Ein digitales Existenzgründerzentrum braucht Freunde, die mitmachen“, erklärte der OB gestern vor der Presse. Bei einem ersten Gespräch mit Vertretern aller Parteien im Stadtrat sei bereits die erste Vorarbeit geleistet worden. Wie Lösel erklärte, wollen neben der Stadt Ingolstadt auch die Landkreise der Region, die THI sowie einige Unternehmen beim digitalen Pakt für Ingolstadt mitmachen. „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass die Region dahintersteht“, sagte Lösel. Das Zentrum wird wohl in Form einer städtischen Tochtergesellschaft organisiert werden. 

Bis Mitte Mai muss die Stadt ihre Bewerbung bei der Staatsregierung abgegeben haben, denn im Juni will eine Jury über die Standorte entscheiden. Eine Absichtserklärung  (die Verwaltung nennt es Letter of Intent) des Digitalpakts Ingolstadt soll dieser mehr Gewicht verleihen. Auch die CSU-Abgeordneten Reinhard Brandl (Bundestag) und Christine Haderthauer (Landtag) hatten öffentlich ihre Unterstützung der Bewerbung erklärt. 
Die Staatsregierung will mindestens ein digitales Gründerzentrum pro Regierungsbezirk schaffen, das sich an dem bereits eröffneten Prototyp der TU München in Garching orientiert. Neben Ingolstadt bewirbt sich in Oberbayern auch Rosenheim. 

Der Schwerpunkt des Ingolstädter Zentrums soll auf der Mobilität liegen. Lösel verwies hier beispielhaft auf das autonome Parken, das in der Tiefgarage des künftigen Kongresszentrums umgesetzt werden soll, auf die Verbesserungen der Ampelschaltungen auf den Ringstraßen oder die sogenannte letzte Meile: Wie bereits berichtet, soll untersucht werden, wie Autos in Zukunft auf dem Weg von der Autobahnausfahrt bis hin zum Bayernoil-Gelände, wo Audi seinen Innovationscampus errichten will, weitgehend autonom fahren können. Wie der OB betonte, schließe das aber andere Aufgabenfelder nicht aus. 

Nach Angaben Lösels wird das digitale Gründerzentrum hoch technologisch ausgerichtet sein und sich in erster Linie an Unternehmen richten. Ähnlich dem bereits bestehenden Existenzgründerzentrum würde die Stadt jungen Firmengründern mit digitalen Geschäftsideen flexibel und unbürokratisch Büroräume anbieten. „Dazu gehört auch ein kleiner Technologiebereich“, erklärte der OB, also beispielsweise ein 3 D-Drucker. Darüber hinaus könnten die Jungunternehmer auch Maschinen mieten oder sich der Technik der THI bedienen, die bekanntlich eine forschende Hochschule ist und beispielsweise über ein Elektronenrastermikroskop verfügt. Ähnlich funktioniert der Forschungscampus in Garching, wo den jungen Firmen Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird. Wie in der digitalen Welt üblich, wird auf Englisch kommuniziert. Die High-Tech-Werkstatt dort heißt deshalb MakerSpace. 

Bliebe die Standortfrage, die den Unterstützerkreis momentan noch spaltet: THI, CSU, Freie Wähler und FDP favorisieren das Kavalier Dallwigk auf dem Gießereigelände wegen seiner Nähe zu Hochschule und Innenstadt, seiner Größe und des Umstandes, dass sich das Gebäude schon in städtischem Besitz befindet. SPD, Grüne und ÖDP wünschen sich dagegen einen anderen Standort – sie wollen im Kavalier Dallwigk das lange geplante europäische Donaumuseum unterbringen.