Pförring
Lämmer für die ganze Region

Familie Kühner betreibt Schäferei und verkauft ab Hof an Privatleute, Metzgereien und Gasthöfe

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Karl Kühner mit seiner Schafherde auf seiner Weide in der Nähe des Manchinger Flugplatzes - Foto: Kügel

Pförring (DK) Schäfchen zählen, weil er nicht schlafen kann, dieses Problem kennt Karl Kühner nicht. Der Schäfer ist an sieben Tagen in der Woche 14 Stunden auf den Beinen, um seine Schafe zu hüten. Die Lämmer vermarktet er ab Hof an Privatleute, Metzgereien und Gasthöfe in der Region.

Der Arbeitstag in der Schäferei der Familie Kühner beginnt um sechs Uhr früh mit dem Füttern der Tiere. Im Stall gleich hinter dem Wohnhaus am Weideweg stehen nur Mutterschafe, die kürzlich Mehrlinge zur Welt gebracht haben, alle anderen sind auf der Weide. „Heute haben wir Drillinge bekommen“, sagt Inge Kühner mit einem zufriedenen Lächeln.

Gleich in der ersten Bucht neben der Stalltür staksen die drei Lämmer um ihre Mutter herum und sehen dabei wie feuchte Wollknäuel auf vier Beinen aus. Gesunde, springlebendige Drillinge sind die Ausnahme. Denn Schafe haben in der Regel ein bis zwei Junge. Und auch da kann’s schon Komplikationen geben. „Erst gestern musste ich Geburtshilfe leisten, weil das zweite Lamm nicht mit Beinen und Kopf, sondern mit den Schultern voraus, kam“, erzählt der Schäfermeister.

Deshalb drängt es ihn schon frühmorgens zu seiner Herde, die die Nacht in einem Pferch gut 25 Kilometer entfernt am Manchinger Flugplatz verbracht hat. Jede Nacht lammen jetzt seine Merino-Landschafe. Sechs Böcke sorgen für Nachwuchs. Karl Kühner schaut nach, ob sich Mutter und Kinder nicht verloren haben. Denn schon nach kurzer Trennung würden Mutterschafe ihre Neugeborenen nicht mehr erkennen und dann auch nicht säugen. Mehrlinge und schwache Lämmer lädt er zusammen mit ihren Müttern in seinen Viehanhänger. „Die werden daheim aufgepäppelt“. Denn dank Kraftfuttermischung aus Getreideschrot und Zuckerrübenschnitzeln, Grassilage und Heu von fetten Pförringer Wiesen geben die Mutterschafe mehr Milch, als wenn sie nur auf den sauren Mooswiesen weiden.

Mit dieser Fracht geht es wieder nach Hause. Sohn Erwin, der hauptberuflich als Lokführer im Werksbahnhof Münchsmünster arbeitet, hilft beim Einstallen. „Die Hofarbeit ist meine Freizeitbeschäftigung“, sagt der 36-Jährige schmunzelnd. Das Hüten bleibt vorerst seinem Vater: „Meine Frau ist froh, wenn ich bei den Schafen bin“, scherzt der 64-Jährige. Um dann ernsthaft hinzuzufügen: „Von meiner Schulklasse geht keiner mehr in die Arbeit.“

Nach dem zweiten Frühstück fährt Karl Kühner wieder zu seiner Herde. Freudig erwartet wird er von seinen treuen Helfern Mohr, Rex und Lex, die den Geländewagen mit Anhänger von weitem haben kommen sehen. Sie haben die Nacht in ihren Hütten unweit der Herde verbracht. Jetzt dürfen sie endlich von der Leine. Denn sobald ihr Herrchen den Pferch geöffnet und seine Schafe mit einem langgezogenen „Geh Lies kim“ in Richtung der Weideflächen gelockt hat, beginnt die Arbeit der Hunde. Sie müssen die Herde zusammenhalten, während Karl Kühner die Kommandos gibt und auf seine Schippe gestützt die Tiere beobachtet.

Die Familie Kühner betreibt die Schäferei in der dritten Generation. „Mein Vater hatte noch einen Schäfer angestellt, aber das rentiert sich heute nicht mehr“, sagt Karl Kühner. Der Senior konnte sich deshalb auch noch im Schäferwesen engagieren, ob im Körungsausschuss oder beim Schäferverband. „Ich war weit und breit bekannt“, sagt der 88-Jährige nicht ohne Stolz.

Die Kühners ziehen die Schafe nicht nur selbst groß. Zur Schäferei gehört auch ein Schlachthaus mit EU-Zertifizierung. Karl Kühner und seine Söhne Erwin und Günther haben die Schlachterlaubnis. Wenn man ihn fragt, ob ihn die Lämmer nicht reuen, erwidert Karl Kühner: „Es muss Halt sein. Aber unseren Tieren bleibt zumindest der stressige Lebendtransport aus Irland erspart.“ Geschlachtet wird zweimal in der Woche.

„Weihnachten, Ostern und das islamische Opferfest sind Hauptsaisons“, erzählt Inge Kühner, die für die telefonischen Bestellungen und den Verkauf zuständig ist. Neben Privatleuten zählen auch Metzgereien wie Pauleser und Geyer sowie Gasthäuser wie der Dorfwirt in Marching zu den Stammkunden.