Manching
Ein äußerst exakter Höhenflug

24.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Formationsflug auf exakt gleicher Höhe: Die "Falcon" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit der "Phantom" der WTD 61 (rechts) über dem Manchinger Flugplatz. Die Höhenmessung der Militärmaschine wurde anhand der äußerst genauen Sensorik des zivilen Flugzeugs kalibriert, so dass der Kampfjet in dieser Hinsicht jetzt das Referenzmodell der WTD ist. - Foto: Heimerl

Manching (DK) Die Manchinger WTD 61 hat erneut mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt kooperiert: Ein spezieller DLR-Jet wurde zur Höhenreferenzmessung und somit "Kalibrierung" einer WTD-Maschine vom Typ "Phantom" eingesetzt. Diese Feinjustierung ist auch wichtig fürs Eurofighterprogramm.

"Das war so ein Flugwetter, wie man es für unsere Zwecke nur zwei Mal im Jahr bekommt", freute sich der fürs Messprogramm verantwortliche Hauptmann der Manchinger Erprobungsstelle nach Abschluss der Flugversuche am Dienstagnachmittag. Die stabile Hochdrucklage über Bayern in dieser Woche und zudem eine vergleichsweise ruhige Schichtung der Luft haben den Ingenieuren und Militärs zu der gewünschten Präzision bei ihren Messergebnissen verholfen. Vor allem kam es auf stabile Luftdruckverhältnisse in bestimmten Höhenlagen an.

 
Jetzt ist die "justierte" F-4F der WTD quasi das amtlich beglaubigte Referenzmodell (Fachleute sprechen von einem "Pacer") für alle Höhenmesser-Abgleichungen militärischer Jets der Luftwaffe, insbesondere aber für alle Eurofighter, weil die "Phantom" – zumindest bei einigen Rahmendaten wie Dienstgipfelhöhe und Endgeschwindigkeit – an die Flugleistungen des modernen Kampfjets heranreicht.

Es geht bei solchen Kalibrierungen um ein wichtiges Ziel: Die Kampfflugzeuge der Bundeswehr sollen in der Messgenauigkeit für ihre Flughöhe auch die strengen Anforderungen des zivilen Luftverkehrs in Deutschland erfüllen. "Sonst könnten unsere Jets angesichts der Dichte des Flugverkehrs tagsüber nicht mehr fliegen", erläutert Peter Pörsch, Stabschef der Wehrtechnischen Dienststelle, den Hintergrund.

Eben weil es im Deutschen Luftraum so eng zugeht, müssen die zugewiesenen Flughöhen und -korridore, aber vor allem die Sicherheitsabstände zwischen den Flugzeugen (auch in der Höhenstaffelung), peinlich genau eingehalten werden. Nur wer nachweisen kann, dass er seine Höhe präzise messen und angeben kann, darf hier mitmischen.

Die größte Genauigkeit bei der Ermittlung der Flughöhe bietet die Luftdruckmessung (barometrische Messung, bezogen auf den Meeresspiegel). Auch Bergsteiger können so bekanntlich ihre Höhe feststellen. In Flugzeugen muss die entsprechende Sensorik und das Ergebnis natürlich noch wesentlich feiner bzw. genauer sein: In den unteren Etagen der Luftkorridore werden in Deutschland bei den Höhenangaben Abweichungen von höchstens sechs oder sieben Metern toleriert.

Um eine solche Genauigkeit bei allen Flugzeugen eines Musters, eben auch bei der Eurofighter-Flotte, zu erreichen, braucht es im Abgleich Referenzmaschinen wie die jetzt justierte F-4F der WTD 61. Und weil die Sensorik dieses Flugzeugs eben auch nicht "von Haus aus" exakte Höhenmessungen vornehmen kann, muss sie ihrerseits geeicht werden.

Hier kommt die DLR ins Spiel, die über eine ganze Reihe außergewöhnlicher Flugzeuge und Hubschrauber verfügt, die für sehr exakte Messungen im Flugbetrieb ausgelegt sind. Schon wiederholt hat die Manchinger Erprobungsstelle der Bundeswehr mit der zivilen Forschungsgesellschaft aus Köln bzw. Braunschweig zusammengearbeitet – jetzt eben auch wieder bei der "Kalibrierung" ihres Referenzjets.

Die DLR hatte am Dienstag ihre "Falcon" nach Manching delegiert. Diese spezielle Variante des zweistrahligen französischen Flugzeugs (Hersteller: Dassault) ist weltweit Spitze in der Höhenmessung (in Europa gibt es derzeit nur noch ein weiteres, vergleichbar genaues Modell). Die Sensorik der "Falcon" ist praktisch der Maßstab schlechthin.

Beim Abgleich am Himmel über Manching kam es am Dienstag darauf an, dass beide Maschinen möglichst lange auf derselben Flughöhe blieben. Auch hier wurde zunächst eine Referenzhöhe festgelegt: Bei Vorbeiflügen am WTD-Tower, dessen Höhe mit 366 Metern über NN exakt bekannt ist, kamen beide Flugzeuge auf die gewünschte gemeinsame Basis.