Kösching
Zusammenhalt als großer Trumpf

SPD schwor sich in Kösching beim offiziellen Wahlkampfauftakt auf harte Wochen ein

30.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

Den Zusammenhalt im bevorstehenden Wahlkampf beschwören die SPD-Kandidaten der Region: Stefan Schieren, Dieter Betz, Achim Werner, Marcel Aigner und Werner Widuckel (von links) - Foto: Schmidl

Kösching (DK) Das Team ist der Star. Diese Botschaft hat der SPD-Unterbezirk Eichstätt beim offiziellen Wahlkampfauftakt am Montagabend in Kösching ausgesandt und gleichzeitig den Zusammenhalt beschworen, der den Genossen zu Wahlerfolgen verhelfen soll.

Zunächst aber mussten die Sozialdemokraten einen Rückschlag hinnehmen, denn der eigentlich angekündigte Star des Abends, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, hatte kurzfristig abgesagt. Er hatte seinen Parteifreunden in und um Kösching damit bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Korb gegeben, denn auch beim Starkbieranstich im Frühjahr war er angekündigt, aber nicht gekommen.

Doch vielleicht hatte das die restliche Mannschaft nur noch mehr zusammengeschweißt. Der Abend verlief jedenfalls in lockerer Atmosphäre. Während der ehemalige Landtagsabgeordnete Manfred Schuhmann die einzelnen Kandidaten humorvoll vorstellte, sangen die Roten Hummeln, die Frauenkabarettgruppe der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, über die große Politik oder griffen brisante Themen in nachgestellten Nachrichtensendungen oder Talkshows auf.

Da ging es in umgetexteten Liedern um den wichtigsten Rat sogenannter Experten: „Weine nicht, wenn der Euro fällt.“ Oder die Roten Hummeln baten um „ein paar Cent für Schäuble, denn Schäuble kann nicht zahlen“. Und auch „eine Regierungs(v)erklärung der unsozialen Art“ durfte nicht fehlen.

In den Gesprächsrunden trat Stargast Willviel Cash für eine CBDD, eine „Cash-based Direct Democracy“ (geldbasierte direkte Demokratie), ein. Schließlich wusste ein „Regierungspolitiker“ auch einen Ausweg aus der Krise in der Altenpflege: den Rentnerexport. Damit würden kostengünstige Pflege- und Arbeitsplätze in der Dritten Welt geschaffen, so die Argumentation.

Doch es ging auch ernst zu bei den Sozialdemokraten. „Wir haben noch einige Wochen harten Wahlkampf vor uns“, war die einhellige Meinung. Und auch wenn die SPD derzeit in Umfragen den eigenen Zielen noch hinterherhinkt, ist für Bundestagskandidat Stefan Schieren noch nichts verloren. Der Politikwissenschaftler weiß, dass die Entscheidung der Wähler immer später fällt, oft sogar erst in der Wahlkabine, und hat deshalb die Hoffnung auf ein Hoch der SPD noch längst nicht aufgegeben.

Landtagskandidat Werner Widuckel, laut Schuhmann „mehr der Mann für die Wirtschaftspolitik“, rief nach einem „Kassensturz bei der Infrastruktur“ und forderte mehr soziale Gerechtigkeit. Zudem will er „das Landesentwicklungsprogramm Bayern dahin bringen, wo es hingehört, nämlich in den Reißwolf“. Statt einer Fortschreibung solle es ein komplett neues Programm geben unter starker Einbeziehung der Kommunen. Nur auf die Frage, warum es in der Region keinen Verkehrsverbund gebe, wusste Widuckel keine Antwort. „Das verstehe ich auch nicht“, sagte er und wies darauf hin, dass die Gegend um Ingolstadt diesbezüglich der einzige weiße Fleck in ganz Bayern sei.

Einen Widerspruch erkannte Landtagsabgeordneter Achim Werner als langjähriger VdK-Funktionär. Die älteren Leute seien die von der CDU/CSU am stärksten vernachlässigte Personengruppe, dennoch seien sie deren stärkste Wählergruppe. Hier müsse die SPD ansetzen und die „sogenannte Rentenerhöhung von 0,23 Prozent“ anprangern.

Bezirkstagskandidat Dieter Betz forderte schließlich mehr Finanzmittel für das Gesundheitswesen und der ebenfalls mit dem Ziel, in den Bezirkstag zu kommen, angetretene Marcel Aigner meinte, es werde „bei sozialen Leistungen geknausert“. Man dürfe nicht immer nur fragen, ob sich etwas finanziell lohne, sondern müsse auch sogenannte weiche Faktoren sowie Werte erhalten.

Dass sich die SPD nicht zu verstecken braucht, machte schließlich Widuckel noch einmal deutlich: „Wir sollten als Sozis nicht immer so tun, als ob wir das Leid der Welt tragen. Es ist auch eine Freude, ein Sozialdemokrat zu sein“, impfte er den Genossen ein.

Dass dabei ein wenig himmlischer Beistand nicht schadet, wie vom „Sozi-Engel“ der Roten Hummeln beim Rückblick auf die SPD-Historie erläutert, ist klar. Den würde wahrscheinlich auch die vom SPD-Unterbezirksvorsitzenden Sven John bereits als „die künftige Bürgermeisterin von Kösching“ begrüßte Kandidatin Andrea Ernhofer nicht verschmähen.