Ins Auge des Verfassungsschutzes

05.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:03 Uhr

Mit aller Macht möchte "Die Partei" den Verfassungsschutz zwingen, sie zu beobachten. Der Ingolstädter Ortsverband ging bei der Provokation voran und gründete die Wehrsportgruppe "Grass". - Foto: Rehberger

Ingolstadt (reh) In der Wirtsstube des Gasthauses Daniel spielten sich am Samstagabend historische Momente der Satire ab: Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI) des Satiremagazins Titanic war "Wieder da!" , wie sie auf Plakaten mit braunem Hintergrund vermerkt hatte, und gründete eine Wehrsportgruppe.

Mit der Gründung der bayerischen Wehrsportgruppe ist der Ingolstädter Ortsverband vorne bei der "Verfassungsfeindlichen Plattform" (VFP) der Partei vertreten, wie Bruckner und Generalsekretär Bernd Sandner (Weichering) stolz berichteten. Diese Strömung möchte provozieren und bald im Verfassungsschutzbericht auftauchen. "Wir werden mit allen rechtsstaatlichen Mitteln dafür kämpfen", versprach Sandner.

Die Vorteile würden für die Satiriker auf der Hand liegen: Wer vom Verfassungsschutz bespitzelt werde, könne Verwaltungskosten sparen, weil die Behörde ja alles dokumentiert. Außerdem sei es wahnsinnig spannend, beobachtet zu werden. "Der dritte Punkt ist geheim", sagte Sandner. Man wolle den Verfassungsschutz selbst darauf hinweisen. "nachdem die anscheinend zu blöd sind, unsere Ziele zu erkennen." Das wären: Ein Angriffskrieg gegen die Steueroase Liechtenstein. Dazu sollen Artikel aus dem Grundgesetz herausgelöst werden. Die Menschenwürde hätten Personen wie Johannes B. Kerner nicht verdient, sagte Sandner. Auch Föderalismus gehöre abgeschafft. Die Partei möchte die Mauer aufbauen.

Insgesamt machten die Parteifunktionäre in Ingolstadt reiche Beute, wie sie erklärten. 50 Unterstützerunterschriften sammelten sie, um bei der Bundestagswahl antreten zu können. Diese Wahl werde die Partei veranstalten, hieß es, weil das Titanic-Magazin sein 30-jähriges Bestehen feiert. Dass mit Satire nicht jeder was anfangen kann, zeigte sich in dem Wirtshaus. Dort musste sich der Parteikader einem wütenden Gast stellen, der sie als Nationalsozialisten beschimpfte und drohte, die Polizei zu holen. Die allerdings kam nicht. Während die Partei in Ingolstadt bald erneut ein "Wieder da!" präsentieren wird.