Ingolstadt
Eine Kandidatin verschwindet

Warum Veronika Peters plötzlich nicht mehr in einer städtischen Broschüre abgebildet werden darf

11.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:19 Uhr

Scherenschnitt: Der DK-Fotograf hat den Eingriff der Stadt in einer Broschüre symbolisch nachgestellt. Rechts die Ausgabe 2013 mit dem Vorwort des Unternehmerehepaares Fritz und Veronika Peters, links die neue Version ohne die Unternehmerin - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Ausgabe 2013: Ein Porträtfoto des Unternehmerehepaars Veronika und Fritz Peters, 71 auf 60 Millimeter. Ausgabe 2014: Ein Porträt des Unternehmers Fritz Peters, nur noch 37 auf 27 Millimeter groß. Wo ist eigentlich seine Frau – mittlerweile die OB-Kandidatin der SPD – geblieben?

Die Broschüre „Ferienbetreuung für Schulkinder“ ist sicher nicht die wichtigste Publikation, die von der Stadt herausgegeben wird, so wertvoll das Projekt auch sein mag, das hier präsentiert wird. In Kürze: Das lokale Bündnis für Familien in Ingolstadt bietet in den kleinen Ferien Aktivitäten an, bei denen Schulkinder professionell betreut werden – von der Stadtranderholung bis zur Gewaltprävention mit der Kampfsportakademie „Oyakata“.

Initiiert wurde das Ganze, so steht es in der Schrift, von der Familienbeauftragten der Stadt, gemeinsam mit der Audi AG sowie den Firmen Peters und Media-Saturn. Inzwischen hat sich Cassidian dazu gesellt. „Durch die finanzielle Unterstützung der Stadt Ingolstadt und der beteiligten Unternehmen wird ein wichtiger Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Ingolstadt geleistet.“

Unbestritten gehört Veronika Peters von Anfang an zu den treibenden Kräften dieses Projekts. Nur: Seit einigen Wochen ist sie auch die größte Konkurrentin des CSU-Kandidaten Christian Lösel bei der OB-Wahl. Dass die Spitzenkandidatin der SPD plötzlich aus der Stadtbroschüre getilgt wird, kam für sie einigermaßen überraschend. „Ich möchte Sie freundlich bitten“, erkundigte sich Peters Anfang November bei Stadtsprecher Gerd Treffer, „mir umgehend Auskunft darüber zu geben, auf welcher rechtlichen Grundlage die Stadt Ingolstadt darüber entscheidet, welcher OB-Kandidat in welchen städtischen Publikationen abgebildet wird.“ Wenn Lösel als OB-Referent und Integrationsbeauftragter in der wöchentlichen Stadtbeilage mit Foto gezeigt werde, „sehe ich es nur als logische Konsequenz“, so Peters, „ein Foto von mir und meinem Mann als Leiter der Firma Gebrüder Peters in der Broschüre Ferienbetreuung zu veröffentlichen.“

Treffer beruft sich in seiner Antwort an Peters auf die „rechtlich gebotene Neutralität der Verwaltung“, die hier strikt zu beachten sei. Dieses „Zurückhaltungsgebot“ hat sich nach seinen Worten in mehreren Urteilen niedergeschlagen. „Insoweit Herr Dr. Lösel als Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters auftritt, wird er von uns mit allen anderen Bewerbern strikt gleichbehandelt und nicht erwähnt. Soweit er in seiner amtlichen Funktion auftritt, wird er von uns mit allen anderen Bürgermeistern und Referenten gleichbehandelt und dargestellt.“