Ingolstadt
Audi will Bayernoil-Gelände

Verhandlungen über Kauf des Raffinerie-Areals laufen – Geplante Nutzung offen

12.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:35 Uhr

75 Hektar sind im Ingolstädter Südosten noch auf dem früheren Raffinerie-Gelände von Bayernoil frei. Das ist ziemlich genau ein Drittel der Fläche des Audi-Stammwerks an der Ettinger Straße (ohne GVZ) - Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Bei der größten Industriebrache im Stadtgebiet deutet sich eine spannende Wendung an: Audi ist sehr am Kauf des alten Raffinerie-Geländes interessiert und auch schon in intensiven Gesprächen mit Eigentümer Bayernoil und der Stadt. Was dort hinkommen soll, ist aber (noch) nicht bekannt.

Das Kaufinteresse scheint tatsächlich groß. „Wir sind mit der Stadt im Gespräch“, bestätigt Audi-Sprecherin Christina Floss dem DK. „Die Tür ist weit geöffnet.“ Auch Bayernoil, dem das Raffinerie-Areal gehört, bestätigt die Verhandlungen mit Audi. „Wir sind in Gesprächen. Es gibt aber noch keine Vereinbarungen. Wir tauschen intensiv Informationen aus“, berichtet Karl Strummer, einer der beiden Bayernoil-Geschäftsführer, auf DK-Anfrage. Er erinnert daran: „Wir sind natürlich daran interessiert, das Gelände zu verkaufen.“ Möglichst die gesamte Fläche an einen einzigen Käufer. Das wäre bei Audi der Fall, wie auch Christina Floss bestätigt.

Der geplante Kauf laufe „im Zuge der Arrondierungsmaßnahmen“, wie die Audi-Sprecherin sagt. Es ist ja längst kein Geheimnis mehr, dass direkt am Stammwerk im Ingolstädter Nordwesten kaum mehr ein Zentimeter Platz verfügbar ist. Der Autobauer strebt schon länger in die Fläche. So hat Audi bekanntlich in der Region bereits in Neuburg (Fahrerlebniszentrum) und Münchsmünster (Produktionsstandort) neue Außenstellen gebaut.

Nun könnten 75 Hektar auf Stadtgebiet hinzukommen, was den Stammsitz fraglos immens aufwerten würde. Das wäre zudem eine spektakuläre Wende in der Geschichte der Industriebrache, die durch die Abschaltung der Anlage 2008 entstanden ist. Von den ursprünglich mehr als 100 Hektar Raffineriegelände sind nach dem Bau des FC-Stadions (das inzwischen auch schon Audi gehört) samt Sportpark, des vollständig verkauften Gewerbegebietes am Sportpark (noch durch Bayernoil auf der Südseite) und der Verlängerung der Eriagstraße (Stichwort Ringschluss) noch 75 Hektar Grund verfügbar, berichtet Bayernoil-Chef Strummer. Darauf läuft weiter der Rückbau der Anlage. „Es ist noch nicht alles fertig demontiert.“ Seit Dezember 2013 werden die verbliebenen Tankfundamente und unterirdische Leitungen entfernt. „Wir gehen davon aus, dass das noch zwei Jahre dauern wird“, sagt Strummer, dann ist das Gelände völlig frei.

Was Audi auf dem Gelände genau errichten möchte, ist aber noch ein Geheimnis des Unternehmens. Sprecherin Floss will sich dazu nicht weiter äußern. Was aber klar sein dürfte: Alle bisherigen Pläne zur Gestaltung des Geländes dürften mit einem Verkauf an Audi hinfällig werden. Dazu gehört in erster Linie das Ergebnis des Ideenwettbewerbs „Europan11“, bei dem junge Architekten aus ganz Europa ihrer Kreativität freien Lauf lassen durften. Stets begleitet von der Forderung der Ingolstädter Naturschützer, von dem einst mitten in den Auwald gepflanzten Raffinerieareal möglichst viel wieder der Natur zurückzugeben. Im Sommer 2012 folgte ein Stadtratsbeschluss, das Gelände nach dem Siegerentwurf des „Europan11“-Wettbewerbs weiterzuentwickeln. Dazu diskutierten Vertreter von Bayernoil, der Stadtverwaltung und auch Nachbarn der Brachfläche, wie der FC Ingolstadt 04, voriges Jahr in einem Workshop. Am Ende blieb die Grundidee, einen großen Grüngürtel durch das Gelände, das direkt an Ingolstadts einzigem ausgewiesenen Naturschutzgebiet liegt, zu ziehen und drei größere Flächen für Bebauung (welcher Art auch immer) vorzusehen. In den Stadtrat gelangten diese überarbeiteten Ideen aber nie. So dürfte es nach einem möglichen Verkauf an Audi auch bleiben. Karl Strummer glaubt: „Das wäre dann ein Konzept, das nicht umgesetzt wird.“

OB Christian Lösel freut sich sehr über das offenkundige Interesse Audis, den Hauptsitz Ingolstadt weiter zu stärken. Der geplante Kauf sei „für uns eine wesentliche und wünschenswerte Entwicklung. Die Stadt steht Audi als kooperativer Partner zur Seite“, sagt der Rathauschef im DK-Gespräch. Es werde in den nächsten Wochen „weitere intensive Gespräche“ geben, kündigt Lösel an.