Ingolstadt
Nächster Halt: Audi

Der Autobauer kann sich nun offenbar doch einen Bahnhalt auf dem Werksgelände vorstellen

16.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:16 Uhr
Ob hier künftig Züge halten? Audi kann sich einen Bahnhalt bei der Technischen Entwicklung vorstellen - ungefähr in dem roten Bereich, der eingezeichnet ist. Mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, der das Gelände gehört, gibt es bereits Gespräche. −Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Es bewegt sich etwas in Sachen Bahnhalt bei Audi: Der Autobauer unterstützt nun doch einen Bahnhalt auf dem Werksgelände. Entscheiden darüber muss aber die Bayerische Eisenbahngesellschaft, der das Gelände gehört.

Der Wunsch existiert fast so lange wie die Schienen, die einmal quer durchs Werk verlaufen: Ein Bahnhalt bei Audi soll die Verkehrsprobleme in Ingolstadt entschärfen. Lange hieß es seitens des Autobauers, ein solcher Bahnhalt sei „nicht wirtschaftlich“, und „zu schwer umzusetzen“.

Im Februar kam dann das erste Signal pro Bahnhalt aus der Konzernzentrale: Werkleiter Peter Kössler verkündete, dass es durchaus Interesse gebe – allerdings am, nicht im Werk. Die möglichen Punkte, die in der Diskussion standen: Ringlerstraße und Ettinger Straße. Auf dem Werksgelände käme ein solcher Bahnhalt allerdings nicht in Frage, hieß es damals. Die Sicherheitskontrollen seien nicht zu gewährleisten, war ein Argument. Schließlich müsste es mitten auf dem Werksgelände Zugangskontrollen geben. Außerdem gebe es ein Platzproblem, hieß das zweite Argument, das gegen den Bahnhalt sprach: An den Schienen gebe es schlicht nicht genügend freie Fläche. Nun die überraschende Kehrtwende: „Wir hoffen auf den Bahnhalt bei der Technischen Entwicklung, weil der aufgrund seiner Lage für einen Großteil der Mitarbeiter ein idealer Halt wäre“, kündigt Werkleiter Kössler an. Offenbar gibt es auch schon konkrete Entwicklungen in Richtung Bahnhalt: „Die Gespräche dazu mit der Bahn und mit den zuständigen Behörden bei der Stadt Ingolstadt laufen“, sagt Kössler. Ein Bahnhalt am Werksgelände wäre nicht nur für die Mitarbeiter eine Entlastung, sondern auch für den Verkehr in der gesamten Region, betont er weiter. „Und das Thema Verkehrsentlastung ist uns wichtig: Das war ja auch ein wichtiger Grund, der für das neue Prozesshaus gesprochen hat, mit dem wir nun täglich bis zu 50 Lkw-Touren einsparen“, sagt Kössler. Er spricht von dem neuen Gebäude auf dem Werksgelände, in dem künftig die Versandprozesse unter einem Dach vereint werden. Die Autos sollen von dem neuen Prozesshaus gleich auf die Schienen verladen werden, was die rund 50 Lkw-Touren einsparen wird. Auf eben jene Schienen, an denen nun möglicherweise ein Bahnhalt entsteht. Die Planung dazu unterstütze Audi, betont Kössler. „Und wir würden es begrüßen, wenn das Projekt zügig zur Umsetzung kommen würde.“

Doch die Entscheidung kann der Autobauer allein nicht treffen. Denn, auch wenn die Schienen einmal quer durchs Werk und damit durch Audi-Gelände führen, gehören sie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Und die muss letztlich entscheiden, ob sie einen Bahnhalt auf dem Werksgelände einrichtet. Die gute Nachricht: Auch die Eisenbahngesellschaft steht dem Halt offenbar positiv gegenüber. Die schlechte: Es gibt offenbar einige Punkte, über die Audi und die Eisenbahngesellschaft sich noch nicht einigen konnten. „Wichtige Rahmenbedingungen konnten bislang nicht abschließend geklärt werden“, teilt ein Sprecher der Eisenbahngesellschaft auf Anfrage des DK mit. Dazu gehöre vor allem die Integration des Haltepunktes in das Werksgelände – also nach wie vor die Frage der Sicherheit und der Kontrollen. Auch sei die genaue Lage des Haltepunktes noch nicht geklärt.

Erst dann könne die Eisenbahngesellschaft mit der Prüfung des Bahnhalts beginnen. Dazu gehöre dann eine Prognose über eine ausreichende Fahrgastnachfrage und eine Prüfung des volkswirtschaftlichen Nutzens. Erst danach – und auch nur, wenn die Untersuchungen positiv verlaufen – könne ein solcher Bahnhalt in Betracht gezogen werden. „Allerdings erst ab 2014“ – heißt es, bis dahin seien alle öffentlichen Mittel bereits verplant.