Ingolstadt (DK) So plötzlich, wie er gekommen war, verschwand er auch. Die Rede ist von einem modernen Einsiedler, der beim Güterverkehrszentrum (GVZ) in seinem Auto ausharrte. Den ganzen Sommer lang, selbst bei der größten Hitze. Nun ist er weg, seit gestern ist auch sein VW Golf nicht mehr da.
Es war irgendwann im Juni, als das blaue Auto mit Münchner Nummernschildern auf einmal zwischen den Hallen M und R im neuen GVZ II stand. Direkt auf dem Mittelstreifen der alten Gaimersheimer Straße, dort wo der Asphalt in eine Wiese übergeht. Der Eigentümer, ein 36 Jahre alter Unterföhringer, hängte eine Decke in die Beifahrerseite, um die stechende Sonne einigermaßen abzuhalten, drehte die Lehne herunter und machte es sich bequem. Die Beschäftigten im GVZ wunderten sich. Aber der Fremde machte keine Anstalten zu gehen. Als die Polizei einmal bei ihm nachfragte, meinte er nur, dass er sich ein wenig ausruhe. Und blieb weiter. Über Tage, Wochen und Monate. Wer ihn ansprach, erhielt meist unwirsche Antworten mit leicht aggressivem Unterton. Nur selten verließ der 36-Jährige den blauen VW Golf, etwa wenn er Zigaretten oder etwas zu essen brauchte.
Ende August verschwand der hitzeresistente Mann dann völlig überraschend. Aber nicht etwa samt seinem Auto. Das blieb verlassen zwischen den großen Industriehallen zurück. Etwa drei Wochen später, am 21. September, meldete sich sein Vater bei der Ingolstädter Polizei. Der 36-Jährige sei wieder daheim, aber er verrate niemandem, wo sein VW stehe. Bei dem Fahrzeug sei die Hauptuntersuchung fällig, sagte der Anrufer noch. Wie der Sohn von Ingolstadt nach Unterföhring gelangt war und weshalb er sein Auto stehen ließ, blieb offen.
Das letzte Kapitel der Geschichte von dem rätselhaften Einsiedler begann gestern Vormittag. Einige Leute tauchten bei dem VW auf und reinigten ihn, bevor ein ADAC-Mitarbeiter das Auto startete und jemand damit wegfuhr, wie Zeugen beobachteten. Das Ende einer ungewöhnlichen Sommerresidenz mitten im GVZ.
