Ingolstadt
Der heißeste Tanz aller Zeiten

Narrwalla begeistert selbst beim Auftritt in einer Sauna für Hofmarschall Robert Wegele einer der letzten

07.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Ein echter Narr ist einiges gewohnt - aber das hat selbst ein altgedienter Hofmarschall noch nicht erlebt: ein Auftritt in der Sauna. Die Narrwalla mit Zeremonienmeister Robert Wegele meisterte am Wochenende selbst diesen Auftritt in der Jubiläumssaison 60 Jahre Narrwalla.

Samstag, 19.10 Uhr: Die gut gelaunten jungen Damen und Herren der Narrwalla stehen im Eingangsbereich des Wonnemar und singen sich warm. Manfred Müller stimmt mit seiner Ziehharmonika ein Faschingslied an. Dann geht es schnurstracks durch den Umkleideraum und am Schwimmbecken vorbei in die Sauna. Bei 30 Grad marschieren Elferrat, Gardemädchen und Vorstandsmitglieder ein. Schnell kommt der Hofstaat ins Schwitzen - und die Saunagäste schauen ziemlich verdutzt drein. Eine Faschingsgesellschaft in voller Montur haben sie hier auch noch nicht gesehen.


Die Gardemädchen verschwinden in den Wellnessbereich. Kostümwechsel. Raus aus den Jeans, rein ins glitzernde Gardekleid. Die zehn Mädels kramen in ihren Taschen und Körben. Spray, Haarnadeln, Nähzeug und ganz viel Tape: Alles wird auf den Badeliegen ausgebreitet. "So einen Auftritt habe ich auch noch nie erlebt", sagt Gardemädchen Sarah Weingartner und lacht. "Aber so ist halt Fasching: Es passiert immer etwas Neues."

19.25 Uhr: Robert Wegele (kleines Foto) kommt herein und ruft: "Noch zwei Minuten bis zum Auftritt!" Dann geht's los. Zwischen Theke und Schwimmbecken spulen Gardemädchen, Prinzenpaar und Showtanzgruppe routiniert ihr Programm ab. Und auch der Hofmarschall legt sich ins Zeug. "Der Fasching kommt in jede Ecke", ruft Wegele den rund 60 mit Bademantel bekleideten Saunabesuchern zu. Sie klatschen begeistert mit. "Das ist mal etwas Anderes und ein Riesenspaß", meint ein passionierter Saunagänger aus Rohrbach.

19.55 Uhr: Der wohl heißeste Auftritt in der 60-jährigen Geschichte der Narrwalla ist vorbei. Die Prinzessin stöhnt ein wenig: "Der Walzer war schon schweißtreibend", sagt Daniela Würzburger. Kein Wunder: Ihr korralfarbenes Kleid aus Spitze, Chiffon und mehr als 40 Metern Tüll ist nicht gerade saunatauglich. Auch der Prinz ist geschafft: "Ich habe mir am Freitag eine leichte Erkältung zugezogen. Aber mit Aspirin geht das jetzt schon", so André Fackler.

20.05 Uhr: Der Chef des närrischen Hofstaats lehnt völlig entspannt an der Theke der Sauna und strahlt: "Es war ein bisschen beengt hier, und wir mussten improvisieren. Aber alles ist gut gelaufen", betont Robert Wegele und schiebt nach: "Wir sind halt eine gute Truppe." Da fällt dem Hofmarschall der Abschied schwer. Für den 38-Jährigen ist nämlich die Faschingssaison 2016 die letzte. "Ich höre auf, denn es müssen junge Leute nachkommen", betont Wegele, der elf Jahre Hofmarschall und davor 13 Jahre Techniker bei der Narrwalla war. "Ein Nachfolger steht bislang nicht fest", sagt Narrwalla-Präsident Johann Hirmer.

Er sitzt an diesem - sehr langen - Abend mit im Bus. Die Stimmung ist schon vor dem ersten Auftritt um 17.30 Uhr prächtig. Stimmungskanone Michael Huber-Nischler stimmt das Lied "So schmeckt der Fasching" an - und alle anderen Elferräte und die Gardemädchen singen lauthals mit. "Wir sind gut drauf, obwohl wir am Rußigen Freitag von 9 Uhr bis 3.30 Uhr morgens im Einsatz waren", sagt Huber-Nischler. Stress pur also. "Aber es macht Spaß", meint Tanja Maier.

Der erste Termin: Faschingsball in den Lebenshilfe-Werkstätten. Dasselbe Programm, dieselbe Routine. Schnell geht es in den Umkleideraum. Gleich herrscht hier ein einziges Durcheinander an Kostümen und Faschingszubehör. "Ich bin im Notrufmodus", ruft Hofmarschall Wegele in den stickigen Raum. Ein Knopf an seiner Weste fehlt. Kein Problem: Ein Gardemädchen näht das gute Stück wieder an. Noch zwei Minuten bis zum Auftritt. Martin Postner rückt seine Fliege zurecht. Er betont: "Ich bin jetzt in der sechsten Saison Elferrat. Da lässt man sich nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen." Auch wenn das Programm dicht gedrängt ist: Eine halbe Stunde Zeit zum Essen bleibt. Schnitzel mit Kartoffelsalat gibt es bei der Lebenshilfe. Dann heißt es wieder: raus aus den Kostümen und rein in den Bus. Nach dem Auftritt in der Wonnemar-Sauna geht es nach Hilpoltstein. Beim Sportlerball begeistert die Narrwalla rund 800 Besucher. Kurz nach Mitternacht dann der vierte Termin: Ball in Böhmfeld. Es ist schon 2 Uhr morgens, als die Ingolstädter Narren wieder zu Hause sind - im Stadttheater. "Absolut Wiesn" steht an.