Ingolstadt
Zwei Zeilen Hass

Stadtrat Henry Okorafor bekam Brief mit rassistischer Beleidigung – Die Polizei ermittelt

16.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Henry Okorafor kam 1994 aus Nigeria nach Bayern. - Foto: Rössle

Ingolstadt (sic) Das Schreiben ist nur zwei Zeilen lang, aber die sind übel. Henry Okorafor, Mitglied des Stadtrats, fand den Hasstext am Samstag im Briefkasten; er kam mit der Post. Der Absender, ein „Miquel Kongo“ aus der Richard-Wagner-Straße, beleidigt den gebürtigen Nigerianer rassistisch und fordert ihn auf, Deutschland zu verlassen.

Der Brief ist handschriftlich verfasst. Okorafor hat noch am selben Tag Anzeige erstattet. „Die Polizei nimmt das sehr ernst und hat mir versichert, alles zu tun, um den Verfasser zu ermitteln“, berichtete der Politiker gestern.

Okorafor bleibt trotz der aggressiven Beleidigung gelassen. Angst habe er keine, versicherte der 46-Jährige. „Denn dieser Brief steht nicht für die Mehrheit der Bevölkerung. Das war nur ein einzelner Idiot, der nicht ganz dicht ist.“ Okorafor macht sich keine Illusionen: „Nicht alle Menschen sind gut.“ Irgendeinen Deppen gebe es immer.

Seine Frau Karin nehme den Vorfall jedoch nicht ganz so locker wie er, fügt er an. Die Söhne, 13 und 16 Jahre alt, konnte der Vater aber beruhigen. „Ich habe ihnen gesagt, das ist kein Problem, und sie vertrauen mir da. Ich habe ihnen auch gesagt: Der Typ soll nur herkommen!“ Es sei die erste rassistische Beleidigung, mit der er konfrontiert sei, erzählt Okorafor. Vor Kurzem stand er eine Weile im Fadenkreuz von Gegnern der Asylbewerberunterkunft in Oberstimm, die im Internet gegen ihn Front machten, aber das habe sich erledigt.

Henry Okorafor lebt seit 1994 in Deutschland. Er kam als Stipendiat an die Universität Eichstätt, wo er Politologie studierte. Er ist mit einer Deutschen verheiratet. Bei der Kommunalwahl 2014 zog er auf der Liste der Grünen in den Stadtrat ein. Seit einem Zerwürfnis mit seinen Parteifreunden gehört er dem Gremium als fraktionsloses Mitglied an. Eines sagt Okorafor allen, die ihm Böses wollen, klar und deutlich: „Meine Familie und ich werden ganz bestimmt nicht auswandern!“