Ingolstadt
"Wir bräuchten drei, vier Leinwände mehr"

Die ersten beiden Jahre liefen für die Altstadtkinos besser als erwartet – Der Betreiber denkt schon darüber nach, zu expandieren

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Positiv überrascht: Franz Fischer, der Betreiber der Ingolstädter Altstadtkinos, ist mit den Zuschauerzahlen in den ersten beiden Jahren zufrieden. Dennoch sieht er sich erst am Anfang einer Entwicklung und schmiedet große Pläne für Union und Cinema - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Genau zwei Jahre ist es her, dass Betreiber Franz Fischer die Kinos in der Ingolstädter Altstadt übernommen und wieder mit Leben gefüllt hat. Der Start verzögerte sich zwar immer wieder, aber als Ende Oktober 2012 mit „Wer’s glaubt, wird selig“ tatsächlich der erste Film gezeigt wurde, war der Jubel unter den Ingolstädter Kino-freunden groß.

 

Zwei Jahre Altstadtkinos in Ingolstadt: Sind Sie zufrieden?

Franz Fischer: Kinobetreiber sind nie zufrieden. Aber angesichts der Vorgeschichte mit Verhandlungen, Sondierungen, Überlegungen, Unkenrufen, Analysen, Einschätzungen, Gutachten und Pannen kann man sagen: Es ist eine Erfolgsstory.

 

Haben Sie persönlich mit diesem Erfolg gerechnet?

Fischer: Wir sind positiv überrascht. Es läuft erstaunlich gut. Wir haben anfangs gesagt, wir brauchen drei, vier Jahre, bis wir einigermaßen auf Stand sind. Und dann waren wir schon nach dem ersten Jahr über den eigentlich kalkulierten Zahlen. Wir bräuchten eigentlich drei, vier Leinwände mehr.

 

Gibt es da konkrete Pläne?

Fischer: Wir sondieren gerade. Etwas Konkretes gibt es da aber noch nicht. Der Bedarf ist jedenfalls da. Das alte Central-Kino ist ja verschwunden und auch das Roli. Wir könnten uns deswegen tatsächlich vorstellen, in der Innenstadt drei, vier kleinere Säle mehr zu bespielen. Wir müssen jetzt schon bestimmte Filme um 17 Uhr spielen, die wir gerne um 20 Uhr zeigen würden. So ein Film wie „Monsieur Claude und seine Töchter“ könnten wir ohne Probleme bis Weihnachten zeigen, aber wir haben einfach keinen Platz.

 

Moderne Fernseher nähern sich immer mehr der Größe von Kinoleinwänden, das Genre der Fernsehserie erreicht ganz neue Dimensionen. Spüren sie diese Konkurrenz gar nicht?

Fischer: Kino wurde schon oft totgesagt. In den 1950er und 1960er Jahren war es das Fernsehen, dann die Video-Welle, jetzt die 3D-Fernseher zu Hause . . . Trotzdem ist Kino immer unverwechselbar geblieben; als Gemeinschaftserlebnis, das es sonst nirgends gibt. Und da wächst das Publikum sogar. Was abnimmt, ist der Anteil von jüngeren Besuchern. Das ist sicher so. Bei der Altersschicht der unter 25-Jährigen spielt Kino nicht mehr so die Rolle wie vor zehn oder 15 Jahren. Dafür haben wir eine Zunahme beim älteren Publikum.

 

Wie wirkt sich das auf ihre Programmgestaltung aus?

Fischer: Wir versuchen, ein gewisses Niveau zu halten – was auch immer das heißen mag. Bestimmte Action-billig-Sachen zeigen wir halt einfach nicht. Die finden auch keinen Nachhall bei uns. Wir haben aber natürlich schon auch Sachen für junge Leute. Der Ninja-Turtles-Film spricht zum Beispiel sicher eher ein jüngeres Publikum an.

 

Ähnlich wie Ihr Sneak-Preview-Angebot. Die Idee also, dem Publikum nicht zu verraten, welchen Film es gleich sehen wird.

Fischer: Es hat etwa ein halbes Jahr gebraucht, bis sich das rumgesprochen hat. Woanders sind Sneak-Previews ja eher eindimensionale Geschichten, was die Filmauswahl betrifft. Bei uns läuft auch mal ein Arthouse-Film, dann eine romantische Komödie, ein Film in Originalfassung und ein Action-Kracher. Der Termin am Montagabend hat für einige mittlerweile Kult-Charakter. Da kommen Cliquen mit bis zu 20 Leuten.

Was gibt’s für Pläne?

Fischer: Wir denken derzeit über ein Angebot für Schichtarbeiter nach. Filme also, die um 8 oder 9 beginnen. Da laufen ohnehin schon die Schulvorstellungen, das heißt, von vier Leinwänden sind zwei schon belegt. Man könnte auch die Spätvorstellungen ausweiten, die derzeit nur am Freitag und Samstag laufen. Das heißt, wir feilen am Programm, jetzt, da wir wissen, wie das Ingolstädter Publikum tickt.

 

Und? Wie tickt es?

Fischer: Es ist anspruchsvoll und durchaus fordernd. Es fragt nach bestimmten Filmen und Angeboten. Ein großes Thema sind zum Beispiel Originalfassungen. Da besteht ein großer Bedarf. Nicht nur englische, sondern auch spanische, französische oder indische.

 

Indische?

Fischer: Es gibt unter anderem bei Audi viele indische Mitarbeiter. Bisher fahren die immer nach München oder organisieren selbst Filmabende. Die haben jetzt angefragt, ob sie bei uns nachts Bollywood im Original zeigen können. Das läuft sehr gut. Tatsächlich sind viele Ingolstädter auch gewohnt, nach München, Nürnberg oder Regensburg zu fahren, um Arthouse-Filme zu sehen. Da fehlt es noch am Bewusstsein für das Kino in Ingolstadt. Daran müssen wir noch arbeiten. Derzeit passiert es noch, dass wir drei, vier Wochen nach Bundesstart gefragt werden, wann der oder der Film bei uns läuft, dabei ist er schon längst gekommen. Da gibt es irgendwie eine Wahrnehmungssperre in Ingolstadt. Aber es wird schon.

 

Gilt das auch für das Kino-Café im Cinema? Wird’s da auch?

Fischer: Ich denke, dass wir mit der Gastronomie im Frühjahr weiterkommen werden. Es wird dann auch den Wandelgang über der Manggasse geben.

 

Diese Pläne sind zwei Jahre alt.

Fischer: Ich gebe zu, das hat sich verzögert. Aber die Grundvoraussetzungen sind jetzt geschaffen, und wir können sagen: Es wird noch schöner als ursprünglich geplant. Auch der barrierefreie Ausbau geht weiter. Wir planen, einen Aufzug einzubauen. Aber, ich nenne sicher keine Eröffnungstermine mehr. (lacht)

 

Gibt es Pläne für das Union?

Fischer: Wir könnten uns vorstellen, den Spitalgarten zu bewirten oder Konzerte zu geben. Im kleinen Rahmen – so bis 300 Leute – soll es dann unter dem Motto „Cinema Paradiso“ ein Open Air Kino geben, bei dem wir Filmklassiker zeigen wollen. Die Altstadtkinos sollen ein Bestandteil der Innenstadtbelebung bleiben. Man muss sich daran gewöhnen, dass Ingolstadt mittlerweile zu den kinofreudigen Städten in Bayern gehört. Das ist einfach so.

 

Die Fragen stellte

Johannes Hauser.