Ingolstadt
"Wie flexibel sollen wir noch werden"

Nach dem Scheitern in der ersten Tarifverhandlung Warnstreik im Einzelhandel

11.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:02 Uhr

Lautstarker Protest: Vor dem Streiklokal beim TSV-Nord formierte sich gestern ein Zug der Streikenden. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Vor der zweiten Runde im Tarifstreit des Einzelhandels am Freitag verschärfen die Gewerkschaften den Ton. Gestern legten auch in Ingolstadt Beschäftigte von Kaufhof, H&M im Westpark und der Ludwigstraße sowie dem Kaufland zeitweise die Arbeit nieder.

In der ersten Tarifverhandlung am 7. Mai waren die Arbeitnehmer mit ihren Forderungen gescheitert: 6,5 Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 140 Euro im Monat, 90 Euro mehr für Auszubildende und eine Laufzeit des neuen Tarifvertrags von zwölf Monaten.

In ihren Reden waren sich gestern Steffi Kempe, Verdi-Bezirksleiterin, Christian De Lapuente vom Deutschen Gewerkschaftsbund in Ingolstadt und Reinhardt Semmler, Verdi-Einzelhandelsvertreter, einig: So geht es nicht weiter. Statt in die Forderung der Arbeitnehmer einzuwilligen, forderten die Arbeitgebervertreter unter anderem Einschnitte bei der Bezahlung der Verkaufskräfte und Eingriffe in Schutzregelungen. „Die Arbeitgeber zündeln, und daraus wird ein Feuer“, rief Reinhardt Semmler in seiner Rede. Er sagte: „Die, die das Geld in die Kasse bringen, werden am Monatsende bestraft. Das lassen wir nicht mit uns machen.“ Dafür erntete er von den etwa 125 Streikenden Applaus.
 

Auch gegen eine Ladenschlussänderung wehren sich die Beschäftigten. Semmler sagte dazu: „Wie flexibel sollen wir noch werden? Sollen wir unser Bett mit in die Arbeit nehmen, dass wir rund um die Uhr verfügbar sind“ Einen Angriff auf den Manteltarifvertrag wollen die Beschäftigten nicht zulassen. Dafür gingen sie nach den Reden mit Plakaten und Warnwesten auf die Straße.

Christian De Lapuente sagte: „Die Arbeitnehmer fordern ein anständiges Tarifergebnis. Ein gutes Angebot wurde ihnen aber noch nicht gemacht.“

Am Freitag geht es in die zweite Runde. Die Streikenden sind aber skeptisch, dass es zu einer Einigung kommt.