Ingolstadt
Wendepunkt der deutschen Geschichte

Das Armeemuseum zeigt als einziges größeres Haus eine Ausstellung zum Krieg von 1866

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Es herrscht wieder Leben im Neuen Schloss: Ein Dreivierteljahr nach dem Ende der Landesausstellung "Napoleon und Bayern" wurde gestern im Fahnensaal die Ausstellung über den "Deutschen Krieg" 1866 eröffnet. Von links: Ansgar Reiß, Leiter des Armeemuseums, Dieter Storz, Historiker im Armeemuseum, und Dirk Götschmann, Professor für Bayerische Landesgeschichte. Zu sehen sind auch Uniformen, ein bayerisches Geschütz, das 1866 zum Einsatz kam, und weitere, noch nie gezeigte Exponate. - Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Es war ein Krieg von Deutschen gegen Deutsche - und mitten während der industriellen Revolution. Das Bayerische Armeemuseum ist das einzige überregionale Museum, das dem Krieg von 1866, einem Wendepunkt der deutschen Geschichte, eine Ausstellung widmet.

Am Anfang steht die Germania: die von 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Und am Ende auch: die trauernde gegenüber dem Bad Kissinger Kapellenfriedhof, einem Schauplatz des Deutschen Krieges von 1866. "Das ist gleichsam unsere Klammer", sagt Dieter Storz, Historiker am Bayerischen Armeemuseum. Denn die rund 300 Elemente umfassende, sehr informative Sonderausstellung zeigt nicht nur einen Krieg, sondern auch die Entwicklung der Kriegstechnik und die politische Geschichte von der Revolution 1848 bis zum Ende des Deutschen Bundes und der Gründung des Norddeutschen Bundes.

Vor 150 Jahren entlud sich der lange schwelende Konflikt zwischen Preußen und Österreich in einem blutigen Krieg. Die süddeutschen Mittelstaaten, darunter auch Bayern, stellten sich auf die Seite Wiens. Die militärische Entscheidung des Krieges fiel auf dem Schlachtfeld von Königgrätz in Böhmen. Doch auch in Unterfranken kam es zu schweren Gefechten. Insgesamt standen wohl 150 000 Soldaten im Feld. Allein Bayern hatte an die 1000 Gefallene zu beklagen.

Mit zahlreichen Stücken aus der umfangreichen Sammlung des Museums - darunter etliche, die noch nie gezeigt wurden - erläutert die Ausstellung das Wehrwesen des Deutschen Bundes, der süddeutschen Staaten und Preußens und verfolgt den Ablauf der Kampfhandlungen zwischen Thüringen und dem Main.

Sie zeigt auch die technische Entwicklung. Hatten die Preußen in ihrer Armee schon das Zündnadelgewehr eingeführt, erschien dies den Bayern und anderen Staaten als zu schnell und zu kompliziert: Sie blieben bei den Vorderladern. Doch nur zwei Jahre nach dem Krieg verfügten die deutschen Staaten über die modernen Waffen. Gezeigt werden ferner Kanonen, die im Krieg im Einsatz waren. "Die Süddeutschen waren nicht schlecht bewaffnet", sagt Storz. Aber die Preußen waren disziplinierter und hatten das bessere Wehrsystem.

Mit der Schau setzt das Armeemuseum laut Tobias Schönauer erstmals auch gezielt das Medium der Fotografie ein, das seinerzeit ja recht neu war. Es lohnt sich, die 33 Originalbilder (alle vor 1870) mit ihren inszenierten Offiziersdarstellungen eingehend zu betrachten. Wesentlich beeindruckender sind freilich die riesigen, wandfüllenden Repros der bayerischen Armee in einem eigenen Raum. Auf einer Aufnahme sind Soldaten mit Bierkrügen zu sehen, was wohl schon damals als typisch bayerisch galt.

Unendlich viel Arbeit steckt in den großen Karten, die die politische Gliederung und den Kriegsverlauf zeigen. Prinz Carl, der Namensgeber des Großmehringer Forts, darf in der Schau genauso wenig fehlen wie Porträts der wichtigsten Militärs und Politiker, ein original schwarz-rot-goldenes Standartenband aus dem Jahr 1848 oder eine Entdeckung des Armeemuseums: ein bayerischer Infanteriemantel, das einzige bekannte Stück überhaupt. Alle anderen wurden aufgetragen. An Uniformen mangelt es dagegen nicht. Aufschlussreich ist auch der Blick auf das Leben im Felde, wo die Ausrüstung eines Soldaten gezeigt wird, inklusive einer Kaffeemühle!

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, den man auch auf der Homepage des Museums herunterladen kann.